3141/AB XXIV. GP

Eingelangt am 30.11.2009
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BM für Unterricht, Kunst und Kultur

Anfragebeantwortung

Bundesministerium für

Unterricht, Kunst und Kultur

 

 

 

Frau

Präsidentin des Nationalrates

Mag. Barbara Prammer

Parlament

1017 Wien

 

Geschäftszahl:

BMUKK-10.000/0297-III/4a/2009

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wien, 30. November 2009

 

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 3143/J-NR/2009 betreffend frauenfördernde Maßnahmen in Bildung, Forschung und Technologie, die die Abg. Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen am 30. September 2009 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:

 

Zu Fragen 1 bis 3:

Die ministerienübergreifende Initiative fFORTE ist ein von vier Bundesministerien getragenes Förderprogramm für Frauen in Naturwissenschaft, Technik und Technologie und zielt auf die Stärkung von Frauen in Forschung und Technologie sowie die Unterstützung von Frauen in Wissenschaft und Technik ab.

 

Das Programm fFORTE-Schule des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur fördert Mädchen im Bereich von Technik und Naturwissenschaften und strebt einen höheren Frauenanteil in technischen Schulen, in technisch-naturwissenschaftlichen Studienrichtungen und Berufen an. Mit fFORTE-Schule sollen die Bildungs- und Berufsperspektiven von Mädchen und jungen Frauen durch Motivation, gezielte Beratung und Unterstützung erweitert werden und die Geschlechtersensibilität der Lehrenden erhöht werden. Genderspezifische Analysen werden gefördert, um den geschlechtssensiblen Unterricht und Gender Mainstreaming an Schulen zu verankern.

 

Die Finanzierung erfolgt(e) über das Regelbudget und Sondermittel des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur sowie über die F&E-Offensive der Bundesregierung im Rahmen der UG 31 (Wissenschaft, ehemaliges Budgetkapitel 14).

 

Die bisherige Finanzierung der fFORTE-Schule-Maßnahmen durch fFORTE-Mittel des Wissenschaftsressorts läuft 2010 aus.

 

Folgende Projekte waren/sind Teil von fFORTE-Schule (Zeitraum 2007 bis 2010):

 

1. Projekt „MUT - Mädchen und Technik“:

Dieses österreichweite Projekt zielte auf den Abbau der (horizontalen) geschlechtsspezifischen Segregation im Bereich Ausbildungs- und Berufswahl und eine Erhöhung des Frauenanteils in technischen Schulen, Studienrichtungen und Berufen.

 

In der dritten Projektlaufzeit war die Verankerung des Themas geschlechtssensible Berufsorientierung mit dem Fokus „Mädchen und Technik“ in den Strukturen der Aus- und Weiterbildung von Pädagoginnen und Pädagogen im Vordergrund. Die in der dritten Projektlaufzeit von MUT begonnene Implementierung von geschlechtssensibler Berufsorientierung in die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen an den Pädagogischen Hochschulen (strukturelle Verankerung bzw. Aufnahme in das Regelprogramm der Pädagogischen Hochschulen) wird weitergeführt.

 

Eine Analyse zum Projekt MUT zeigte, dass im Verhältnis zu den eingesetzten Mitteln die strukturelle Verankerung der Maßnahmen nicht in ausreichendem Ausmaß gelungen ist. Das Projekt MUT hat eine Kurskorrektur von Einzelaktivitäten zu mehr Nachhaltigkeit und Strukturverankerung eingeleitet. Es wurde damit begonnen, die vielfältigen Aktivitäten und Projekte, die es im Zusammenhang mit geschlechtssensibler Berufsorientierung in den Bundesländern und österreichweit gibt, zu vernetzen und Synergien zu nutzen, um Doppelgleisigkeiten künftig zu vermeiden. Trotz dieser Fortschritte muss auch festgehalten werden, dass der Ressourcenaufwand und die von allen Beteiligten investierten Energien in keinem Verhältnis zu den erreichten Ergebnissen stehen.

 

Nach sieben Jahren Projektlaufzeit von MUT werden die Anliegen der geschlechtssensiblen Berufsorientierung nun in die Initiative des Ressorts „Ausbau der Berufsorientierung und Bildungsberatung“ integriert und die im Rahmen von MUT erstellten Materialien, Tools, Leitfäden und Konzepte für Lehrerinnen und Lehrer verfügbar gemacht.

 

2. Projekt „FIT - Frauen in die Technik“

Ziel des Projekts ist es, den Frauenanteil in technisch-naturwissenschaftlichen Ausbildungen und Berufen zu erhöhen. Dies erfolgt über Motivation und gezielte Beratung sowie Begleitung und Unterstützung junger Frauen hinsichtlich technisch-naturwissenschaftlicher Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten: Informationsveranstaltungen (an Schulen) und Schnuppertage für Schülerinnen an sechs Standorten (Graz, Linz, Klagenfurt, Innsbruck, Wien und Salzburg) zu technisch-naturwissenschaftlichen Ausbildungen an Universitäten und Fachhochschulen. Primäre Zielgruppe sind Schülerinnen ab der 9. Schulstufe.

 

Eine Analyse der Umsetzung des Projekts FIT zeigte die beschränkte Reichweite von FIT. Eine deutliche Höherdotierung seit dem Schuljahr 2006/07 (Projektbudget wurde mehr als verdoppelt) und zusätzliche Angebote für Schulen führte trotz des hohen Engagements der involvierten Akteurinnen und Akteure nicht zur Erreichung einer höheren Anzahl von Schulen; es konnten lediglich geringfügig mehr Schülerinnen erreicht werden. Die Zahl der Teilnehmerinnen an den Infotagen an den Universitäten ist trotz des hohen Aufwands der Projektträger stetig sinkend und hat 2009 den Tiefststand erreicht. FIT bleibt eine punktuelle Maßnahme, die den Entscheidungsprozess nicht wesentlich beeinflussen kann, wenn nicht Begleitmaßnahmen gesetzt werden, etwa im Bereich der Lehrkräftebildung. Die Kernelemente von FIT (Schulbesuche von Role Models im Bereich Technik/Naturwissenschaften, Infotage/Studieninformation) sind dann sinnvoll, wenn sie Teil eines umfassenden Berufsorientierungsprozesses sind. Nach neun Jahren Projektlaufzeit von FIT soll auf der Basis der gegebenen Rahmenbedingungen eine Integration in bestehende Maßnahmen und Strukturen erfolgen (z. B. in das Projekt „Studienchecker“).

 

3. IMST „Gender Netzwerk“

IMST ist ein vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur in Kooperation mit Universitäten, Pädagogischen Hochschulen, Schulen etc. getragenes Projekt, mit dem der Unterricht in Mathematik, Naturwissenschaften und Informatik sowie verwandten Fächern verbessert wird. Das IMST Gender Netzwerk zielt auf eine strukturelle und inhaltliche Verankerung von geschlechtssensiblem Unterricht, Gender Sensitivity und Gender Mainstreaming ab und bietet Beratung und Aus- und Weiterbildung zum Thema Gender für Lehrerinnen und Lehrer an. Über die Erweiterung der Lernperspektiven und Handlungsspielräume für Mädchen und Buben sollen vorhandene „Gender Gaps" im mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht sowie in Studium und Beruf verringert werden.

 

4. Genderspezifische Analysen und Implementierung

Im angefragten Zeitraum erfolgten verschiedene Analysen im Rahmen von fFORTE: Eine Schülerinnenbefragung zum Entscheidungsprozess und zu Einflussfaktoren der Berufswahl, eine Bestandsaufnahme der Umsetzung von FIT, Fallstudien an Schulstandorten bzw. die Einschätzung aus der Sicht der Schülerinnen, Lehrkräfte und Projektbeteiligten. Weiters eine Analyse des Projekts Gender Kompetenz Schulen und der technisch-gewerblichen und kunstgewerblichen Lehranstalten aus der Gender- und Diversity-Perspektive. Weitere Themen waren geschlechtsspezifische Aspekte der Leistungsbewertung und eine vergleichende Untersuchung des Physikunterrichts in Irland bzw. der verantwortlichen Faktoren für Unterschiede in den Leistungen und Einstellungen der Schülerinnen und Schüler.

 

In Weiterführung der Zielsetzungen von MUT und FIT soll mit Unterstützung von fFORTE-Mitteln die Implementierung von geschlechtssensibler Berufsorientierung und Technik-Förderung an den österreichischen Schulen und in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung vorangetrieben werden. Unter Berücksichtigung der Evaluationsergebnisse zu den Projekten MUT und FIT ergeben sich als Handlungsfelder für die Erreichung der Ziele: die Förderung der Gender-Kompetenz bei zentralen Akteurinnen und Akteuren im Bereich der Berufsorientierung und Bildungsinformation, verstärkte Angebote der Pädagogischen Hochschulen unter Nutzung der MUT- und FIT-Expertise sowie die Unterstützung der standortbezogenen Schulentwicklung (im Hinblick auf eine verstärkte Gender-Kompetenz-Qualifizierung).

 

Eine Aufstellung der Mittel für Maßnahmen im Bereich fFORTE-Schule sind der nachfolgenden Übersicht zu entnehmen:

 

Jahr

Zahlung in EUR

MUT

FIT

IMST

Analysen und Imple-mentierung

Summe

2007

fForte

600.000,00

81.000,00

128.500,00

 

 

Regelbudget BMUKK

 

 

 

 

 

Sondermittel (Bildungspfad/BMUKK)

 

259.000,00

 

 

 

Summe

600.000,00

340.000,00

128.500,00

 

1.068.500,00

2008

fForte

499.000,00

 

159.000,00

116.882,50

 

Regelbudget BMUKK

 

 

 

 

 

Sondermittel (Bildungspfad/BMUKK)

35.000,00

224.000,00

 

 

 

Summe

534.000,00

224.000,00

159.000,00

116.882,50

1.033.882,50

2009

fForte

90.000,00

 

200.000,00

79.585,00

 

Regelbudget BMUKK

36.000,00

196.000,00

 

 

 

Sondermittel

 

 

 

 

 

Summe

126.000,00

196.000,00

200.000,00

79.585,00

601.585,00

2010

fForte

 

 

 

 

763.532,50 *)

Regelbudget BMUKK

 

 

 

 

 

Sondermittel

 

 

 

 

 

Summe

 

 

 

 

763.532,50 *)

 

*) Die Aufteilung auf die einzelnen Projekte ist in Ausarbeitung.

 

Zu Fragen 4 und 5:

Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur hat in den letzten Jahren auch außerhalb von fFORTE Aktivitäten zur Mädchen- und Frauenförderung und zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter im Schulwesen finanziert. Auch im Zusammenhang mit dem Auftrag des Gender Mainstreaming wurden eine Reihe an Maßnahmen für Frauen und Männer zur Sensibilisierung für Gleichstellungsfragen sowohl im Bereich der Zentralstelle als auch im Bereich der nachgeordneten Dienststellen gesetzt. Eine Aufstellung der diesbezüglich verausgabten bzw. vorgesehenen Mittel für frauenfördernde und gleichstellungsorientierte Maßnahmen ist der nachfolgenden Übersicht zu entnehmen:

 

Jahr

Zahlungen in EUR

Gender Mainstreaming
Zentralstelle
und nachgeordnete
Dienststellen

Gleichstellung

im Schulwesen
(incl. Mädchen-
förderung)

Gender Mainstreaming Lehrkräfte-bildung

Summe

2007

Regelbudget BMUKK

35.162,26

111.862,90

5.550,40

 

Förderungen

 

90.500,00

 

 

Summe

35.162,26

202.362,90

5.550,40

243.075,56

2008

Regelbudget BMUKK

19.872,22

135.907,81

7.143,40

 

Förderungen

 

111.500,00

 

 

Summe

19.872,22

247.407,81

7.143,40

274.423,43

2009

Regelbudget BMUKK

34.701,00

79.694,00

17.605,00

 

Förderungen

 

115.000,00

 

 

Summe

34.701,00

194.694,00

17.605,00

247.000,00

2010 *)

Regelbudget BMUKK

 

 

 

 

Förderungen

 

 

 

 

Summe

 

 

 

 

 

*) Für 2010 können noch keine konkreten Zahlen bekanntgegeben werden, da die internen Planungen noch nicht abgeschlossen sind.

 

Weiters ist zu vermerken, dass der Arbeitsgruppe für Gleichbehandlungsfragen des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur jährlich ein Budget von ca. EUR 45.000,00 zur Verfügung steht. Dieses Budget wird vor allem für die jährlich stattfindende Bundestagung der Frauenbeauftragten des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur (ca. 100 Teilnehmerinnen) verwendet. Den Frauenbeauftragten werden im Zuge dieser bundesweiten Tagung Schulungs- und Fortbildungsmaßnahmen über für sie relevante Themen insbesondere Dienstrecht, Laufbahn- und Karriereplanung, Besetzung von Leitungsfunktionen, Beratung, Mobbing, Coaching usw. geboten.

 

Ferner sind im Zusammenhang mit dem Frauenförderungsplan BMUKK, BGBl. II Nr. 76/2009, als mit dem Ziel der Steigerung des Frauenanteils formulierte Maßnahmen neben Laufbahn- und Karriereplanung, Besetzung von Leitungsfunktionen, Informationen über flexible Arbeitszeitgestaltung, Teilzeitbeschäftigung und Führungsverantwortung, Vertretung von Frauen in Kommissionen und Beiräten weiters Maßnahmen der Aus- und Fortbildung zu benennen. Etwa im Bereich der Zulassung zur berufsbegleitenden Fort- und Weiterbildung in der Zentralstelle ergibt sich bis dato folgendes Gesamtbild:

 

Kalenderjahr

männlich

weiblich

gesamt

%-weiblich

2007

150

332

482

68,88

2008

95

289

384

75,26

2009

125

293

418

70,10

 

Die Verwaltungsakademie des Bundes bietet speziell für die berufliche Weiterentwicklung von Frauen im Bundesdienst ein eigenes Seminarprogramm „Frauen Empowerment“ an, das neun unterschiedliche Kursangebote und Seminare (z. B. Powertalking, Sprache des Selbstbewusstseins) beinhaltet. Zum heutigen Stand nehmen im laufenden Kalenderjahr sieben Kolleginnen an Veranstaltungen aus diesem Programm teil.

 

Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur arbeitet engagiert an der Etablierung des bundesweiten Cross-Mentoring-Programmes. Für das Projektjahr 2009/2010 nehmen am Cross-Mentoring-Projekt zwei Mentorinnen bzw. Mentoren und sechs Mentees aus dem Bereich der Zentralstelle und den nachgeordneten Dienststellen in Wien und Niederösterreich teil.

 

Die Kosten im Fort- und Weiterbildungsbereich sind in verschiedenen Voranschlagssätzen aufgeteilt und derzeit nicht nach Kosten für Frauenförderungsmaßnahmen aufschlüsselbar. Über die Kosten der Personalentwicklungsmaßnahmen an der Verwaltungsakademie des Bundes liegen dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur keine Daten vor. Das Projekt Cross-Mentoring wird vom Bundeskanzleramt organisiert. Das Ressort unterstützt diese Maßnahme organisatorisch und durch die Teilnahme von Mentorinnen bzw. Mentoren und Mentees. Neben den Personalkosten (Arbeitszeit) fallen keine gesonderten Kosten an.

 

 

Die Bundesministerin:

Dr. Claudia Schmied eh.