4137/AB XXIV. GP

Eingelangt am 26.02.2010
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BM für Arbeit, Sozial und Konsumentenschutz

Anfragebeantwortung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(5-fach)

 

 

 

RUDOLF HUNDSTORFER

Bundesminister

 

Stubenring 1, 1010 Wien

Tel: +43 1 711 00 - 0

Fax:   +43 1 711 00 - 2156

rudolf.hundstorfer@bmask.gv.at

www.bmask.gv.at

DVR: 001 7001

 

Frau

Präsidentin des Nationalrates

Parlament

1010 Wien

 

 

GZ: BMASK-431.004/0002-VI/10/2010

 

Wien,

 

 

Sehr geehrte Frau Präsidentin!

Ich beantworte die an mich gerichtete schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 4198/J der Abgeordneten Schwentner, Freundinnen und Freunde betreffend Maßnahmen      zur      geschlechtersensiblen     Berufsorientierung     und Ausbildungswahl wie folgt:

Die Beseitigung von geschlechtspezifischen Ungleichheiten am Arbeitsmarkt bildet einen Schwerpunkt des Arbeitsprogramms der Bundesregierung. Im Arbeitsmarkt­servicegesetz wird das Arbeitsmarktservice verpflichtet, durch einen entsprechenden Einsatz seiner Leistungen insbesondere der geschlechtsspezifischen Teilung des Arbeitsmarktes sowie der Diskriminierung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt entgegenzuwirken. In den Zielvorgaben an das AMS ist festgehalten, dass Gender Mainstreaming in allen Bereichen der Arbeitsmarktpolitik anzuwenden ist und 50% aller zuordenbaren budgetären Aufwendungen der aktiven Arbeitsmarktpolitik für Frauen aufgewendet werden sollen. Ziel der Gleichstellungspolitik ist, dass Frauen und Männer auf ökonomische Unabhängigkeit gewährleistende Arbeitsplätze ins Erwerbsleben integriert werden und den gleichen Zugang zu allen Berufen und Maßnahmen haben.

 

Frage 1:

Ein wichtiges Ziel der Arbeitsmarktpolitik ist es, das Berufsspektrum von Frauen und Mädchen  zu  erweitern und ihnen den Zugang zu allen Berufen und Positionen zu er­möglichen. Im Rahmen des Beratungsprozesses beim AMS achten die BeraterInnen auf die Erweiterung des Berufsspektrums von Frauen und Mädchen. In Umsetzung der Gleichstellungsziele werden sie aktiv über nichttraditionelle Berufs-, Stellen- und Ausbildungsangebote informiert und auch motiviert, diese zu wählen. Das AMS bietet in Kooperation mit Frauen- und Mädchenberatungsstellen spezielle Berufsorientie­rungsmaßnahmen an, mit dem vorrangigen Ziel, das auf Grund geschlechtsspezi­fischer Rollenmuster eingeschränkte Berufswahlspektrum von Frauen und Mädchen in Richtung nichttraditioneller, zukunftsträchtiger Berufe zu erweitern. Vorbereitungskurse auf technische, handwerkliche oder Umweltberufe werden ange­boten, die für Mädchen oftmals das Sprungbrett zu einer entsprechenden Lehrstelle darstellen. Außerdem fördert die Arbeitsmarktpolitik die Lehrausbildung von Mädchen in Lehrberufen mit geringem Frauenanteil und bietet spezielle Qualifizierungspro­gramme in technisch handwerklichen Bereichen an.

Frage 2:

Da die Berufswahl der Jugendlichen sehr stark von ihrem Umfeld beeinflusst wird, ist es mir wichtig, in Zukunft die Zusammenarbeit mit den Schulen zu forcieren. Ein deutliches Signal und ein klares Bekenntnis für die Bedeutung des Berufswahlpro­zesses setzt die Bundesregierung durch den Ausbau der Berufsinformation. In den Berufsinformationszentren des AMS wurden die personellen Kapazitäten aufge­stockt, wodurch in Zukunft ein noch stärkeres Augenmerk darauf gelegt werden kann, Frauen und Mädchen bei der Auswahl der Angebote zu unterstützen und auf die Erweiterung ihres Berufspektrums zu achten. Als verbindliche Maßnahme im Bereich Berufsorientierung und Bildungsberatung hat sich der Ministerrat auf eine gemeinsame von mir und der Frau Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur vorgelegte Linie geeinigt, dass alle SchülerInnen der 7. und 8. Schulstufe im Berufsorientierungs­unterricht ein Berufsinformationszentrum besuchen sollen. Vor allem als präventive Maßnahme zu Schul- bzw. Ausbildungsabbruch ist eine qualitativ hochwertige, frühzeitige und umfangreiche Berufsorientierung und Bildungsberatung von entscheidender Bedeutung.

Frage 3:

Geschlechtersensible Ausbildungsberatung und Berufsorientierung wird in der Arbeitsmarktpolitik sehr ernst genommen, um Mädchen für technische und naturwissenschaftliche Berufe anzusprechen und die Handlungsspielräume von Mädchen und Burschen im Hinblick auf ihr Berufswahlspektrum zu erweitern. Auch für die Ausbildungswahl im Schulsystem und die Studienwahl bieten die Berufsinformationszentren geschlechtssensible Informationsmaterialien bzw. Zugangswege via Internet.

Frage 4:

Ja, ich teile diese Ansicht und unterstütze die Unterrichtsministerin in ihren Bestrebungen, soweit es mein Kompetenzbereich erlaubt. Die Auswirkungen einer überholten Teilung der Berufe nach dem Geschlecht haben für die Betroffenen immense Nachteile am Arbeitsmarkt und verursachen zudem auch vorlkswirtschaftliche und gesellschaftliche Kosten. Die österreichische Vorlkswirschaft sollte auf die Kompetenzen der Frauen nicht weiter verzichten.

Frage 5:

Die Organisationsform des Schulunterrichts liegt nicht im Verantwortungsbereich meines Ressorts.

Frage 6:

Auch 2010 wird das Programm FIT – Frauen und Mädchen in Handwerk und Technik weitergeführt. Frauen und Mädchen werden ermutigt, Berufe zu ergreifen, die traditionell männlich dominiert sind, bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt eröffnen und  höhere  Einkommensmöglichkeiten  bieten.  2010  sind  für dieses Programm ca. 21,5 Mio. € vorgesehen. Für das Durchbrechen traditioneller Muster sind vor allem Angebote wichtig, die sich an den Lebensbedingungen der Frauen und Mädchen orientieren. Gerade die große Anzahl der aus Arbeitsmarktmitteln geförderten Frauen- und Mädchenprojekte bietet professionelle Beratung, Orientierung und Ausbildungen an und unterstützt Mädchen bei der Überwindung der Barrieren bei der Wahl von männerdominierten Berufen.

Frage 7:

Die  Bundesregierung  hat  sich  auf  die  verbindliche Kontaktaufnahme aller Schüler­Innen der 7. und 8. Schulstufe verständigt. Natürlich können darüber hinaus auch Schulklassen der 6. und 7. Schulstufe in ganz Österreich die Berufsinformations­zentren des AMS besuchen, die geschlechtersensibel Informationen zu Berufen, Ausbildungen, Studien und Berufsaussichten bereitstellen. Gerade das vom AMS zur Verfügung gestellte Informationsmaterial, wie z.B. die Broschüre „Mädchen können mehr“ und der Link „Für Clevere Girls“ auf der Internetseite www.arbeitszimmer.at bietet umfassende Angebote auch für LehrerInnen, die die Berufswahl der Mädchen in zukunftsträchtige nichttraditionelle Bereiche unterstützen.

 

Mit freundlichen Grüßen