4727/AB XXIV. GP

Eingelangt am 04.05.2010
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BM für Justiz

Anfragebeantwortung

 

 

 

DIE  BUNDESMINISTERIN
           FÜR  JUSTIZ

BMJ-Pr7000/0075-Pr 1/2010

 

An die

                                      Frau Präsidentin des Nationalrates

                                                                                                                           W i e n

 

zur Zahl 4785/J-NR/2010

 

Die Abgeordneten zum Nationalrat Dr. Johannes Jarolim und GenossInnen haben an mich eine schriftliche Anfrage betreffend „Missstände in den österreichischen Justizanstalten“ gerichtet.

Ich beantworte diese Anfrage wie folgt:

Zu 1 und 2:

Die bauliche Situation und die technische Ausstattung der 28 österreichischen Justizanstalten sind naturgemäß divergent, entsprechen aber jedenfalls den Anforderungen des Strafvollzugs. Neuerrichtete Justizanstalten (JA), so die im Jahr 2005 besiedelte JA Leoben, weisen einen hervorragenden baulichen Zustand und eine ebensolche technische Ausstattung auf. Bei Justizanstalten in nicht mehr befriedigendem baulichen Zustand wird eine Generalsanierung (so JA Eisenstadt) oder eine Neuerrichtung (so JA Salzburg) angestrebt bzw. eine Generalsanierung bereits durchgeführt (so JA Krems).


Bauliche Sanierungsmaßnahmen und Verbesserungen der Ausstattung von Justizanstalten werden laufend vorgenommen; sie umfassen Maßnahmen, wie beispielsweise die Erneuerung der Haftraumsprechanlagen-Zentrale (so JA St. Pölten), die Erneuerung des Besucherzentrums (so JA Gerasdorf), die Optimierung der Außensicherung (so JA Hirtenberg) sowie die Verbesserung bzw. Neuerrichtung sicherheitstechnischer Anlagen (so JA Stein).

Das Bauprogramm bzw. der Sanierungsplan für die österreichischen Justizanstalten wird jährlich aktualisiert. Folgende Projekte sind derzeit geplant bzw. wurden vor kurzem fertig gestellt:

·        Zubau und Generalsanierung in der Justizanstalt Krems

·        Neubau für Werkstätten, Küche und Wachzimmer in der Justizanstalt Sonnberg Umbau und Optimierung des Haupteinfahrtsbereiches und der Besucherzone in der Justizanstalt für Jugendliche Gerasdorf

·        Ausbau und Sanierung der Hafträume im Konventtrakt der Justizanstalt Suben

·        Ausbau und Sanierung des ehemaligen Verwaltungstraktes in der Justizanstalt Wien-Simmering für Freigänger

·        Neubau der Justizanstalt Korneuburg

·        Erweiterung und Funktionsadaptierung in der Justizanstalt Eisenstadt

·        Neubau der Justizanstalt Salzburg

·        Sanierung der Anstaltsküche und des Ökonomiehofes in der Justizanstalt Stein

·        Erneuerung von sicherheitstechnischen Anlagen in der Justizanstalt Stein

·        Erneuerung von sicherheitstechnischen Anlagen in der Justizanstalt Graz-Karlau

·        Sanierungsarbeiten in der Ökonomie der Justizanstalt Graz-Karlau

·        Optimierung der Außensicherung in der Justizanstalt Hirtenberg

 

Daneben sind noch eine Reihe von baulichen Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Gebäudesubstanz (Dächer, Fassaden, Fenster, Versorgungsstränge und dgl.) sowie zur Optimierung von Räumlichkeiten geplant.

Zu 3:

Nein. Sollte ein die Gesundheit gefährdender Zustand eintreten, wird er unverzüglich behoben. Ich darf zu dieser Frage weiters auf meine Beantwortung der Parlamentarischen Anfrage zur Zahl 3697/J-NR/2009 verweisen.


Zu 4:

Für die Justizanstalt Graz-Karlau werden – wie für jede Justizanstalt mit entsprechendem Bedarf – jährlich budgetäre Mittel für Sanierungen und Instandhaltungen vorgesehen. Dies ist schon aufgrund der Größe der Anstalt und der Tatsache, dass es sich hierbei um eine Liegenschaft des Bundes handelt, zur Aufrechterhaltung des Gebäude- und Betriebszustandes erforderlich.

Die derzeitig geplanten Schwerpunkte sind Punkt 3 zu entnehmen.

Zudem werden laufend Instandhaltungsarbeiten durch die anstaltseigenen Betriebe wahrgenommen, wobei das Hauptaugenmerk auf die Sanierung der Hafträume und der Kellerräumlichkeiten im Zellenhaustrakt gelegt wird.

Im Übrigen verweise ich auf meine Beantwortung der Parlamentarischen Anfrage zur Zahl 3697/J-NR/2009.

Zu 5:

Anfang der 1990er Jahre wurden in den Hafträumen des Zellenhaustrakts neue WCs und Warmwasseranschlüsse installiert; in den letzten beiden Jahren wurde der Verwaltungstrakt sowie der Tor- und Schleusenbereich neu gestaltet.

Zu 6:

Sämtliche Schutzbestimmungen werden tunlichst eingehalten. Darüberhinaus führen Präventivkräfte (wie z.B. die Sicherheitsfachkraft, das Arbeitsmedizinische Zentrum - AMZ) regelmäßig Kontrollen der Justizanstalt Graz-Karlau durch. Allfällige Beanstandungen werden stets innerhalb der festgesetzten Fristen erledigt. Als einziger offener Punkt scheint derzeit die Installation einer Schweißrauchabsaugung im anstaltseigenen Schlossereibetrieb auf. Hier wird derzeit noch abgeklärt, inwieweit mit mobilen Absaugungen das Auslangen gefunden werden kann.

Zu 7:

Behauptungen von Insassen, dass sie körperlichen oder seelischen Misshandlungen durch Bedienstete der Justizwache ausgesetzt waren oder sind, werden umgehend und ausnahmslos an die zuständige Staatsanwaltschaft weitergeleitet und von dieser umfassend geprüft.

Alle Beschwerden werden in erster Instanz vom Anstaltsleiter bearbeitet, es sei denn, sie betreffen den Anstaltsleiter selbst. Handelt es sich um Rechtsbeschwerden, steht die Anrufung der Vollzugskammer und in weiterer Folge der Rechtszug an den Verwaltungsgerichtshof und Verfassungsgerichtshof offen.


Aufsichtsbeschwerden von Insassen oder Angehörigen bearbeitet die Vollzugsdirektion. Diese Beschwerden betreffen die unterschiedlichsten Anliegen, wie beispielsweise: Verpflegung, Unterbringung und medizinische Behandlung. Das Ergebnis der Beschwerdeüberprüfung wird der Anstaltsleitung mit dem Ersuchen mitgeteilt, den Beschwerde führenden Insassen davon in Kenntnis zu setzen.

Zu 8 und 9:

Sowohl der Vollzugsdirektion (als Dienstbehörde I. Instanz) wie auch dem Bundesministerium für Justiz (als Dienstbehörde II. Instanz) sind aktuell keine begründeten Vorwürfe gegen die Genannten bekannt. Weiters wird auf Punkt 7 verwiesen.

Zu 10:

Auf Grund der aktuellen Budgetvorgaben der Bundesregierung werden derzeit alle Bauvorhaben im Justizressort intensiv geprüft – diese Prüfung betrifft auch die Errichtung einer weiteren Justizanstalt in Wien und ist noch nicht abgeschlossen. Ich ersuche daher um Verständnis, dass ich zur Zeit diese Frage noch nicht endgültig beantworten kann.

. Mai 2010

 

(Mag. Claudia Bandion-Ortner)