4801/AB XXIV. GP

Eingelangt am 18.05.2010
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

BM für Gesundheit

Anfragebeantwortung

Alois Stöger diplô

Bundesminister

 

 

Frau

Präsidentin des Nationalrates

Maga. Barbara Prammer

Parlament

1017 Wien    

 

 

 

 

GZ: BMG-11001/0082-I/5/2010

Wien, am         17. Mai 2010

 

 

 

Sehr geehrte Frau Präsidentin!

 

Ich beantworte die an mich gerichtete schriftliche parlamentarische

Anfrage Nr. 4842/J der Abgeordneten Dr. Karlsböck und weiterer Abgeordneter nach den mir vorliegenden Informationen wie folgt:

 

Frage 1:

In Österreich sind die Schulgesundheit und die Gesundheitsversorgung verfassungs­mäßig getrennt und auch in ihren Kompetenzen in zwei Bundesmini­sterien (Bundesministerium für Gesundheit und Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur) geregelt.

Der mit „Schulgesundheitspflege“ übertitelte § 66 Schulunterrichtsgesetz beschreibt den Kern schulärztlicher Tätigkeit. Schulärztinnen und Schulärzte haben die Aufgabe, die Lehrer/innen in gesundheitlichen Fragen der Schüler/innen, soweit sie den Unterricht und den Schulbesuch betreffen, zu beraten und die hierfür erforderlichen Untersuchungen durchzuführen. Die Gesundheitsvorsorge - ein­schließlich der Gesundheitsvorsorge der schulbesuchenden Jugend - fällt hingegen in die Kompetenz des Gesundheitsministeriums.

 

Es ist zweifelfrei Aufgabe der Politik, für eine nachhaltige Verbesserung der körperli­chen und seelischen Gesundheit aller Kinder in Österreich zu sorgen. Dabei geht es nicht nur um die medizinische Versorgung, sondern ganz besonders auch um Fragen der Gesundheitsförderung. Gesundheitsförderung für Kinder sehe ich als gesamtge­sellschaftliche Aufgabe, die nicht alleine in die Kompetenz des Gesundheitssektors fallen kann.

 

Daher habe ich am 28. April dieses Jahres einen „Kindergesundheitsdialog“ gestartet um gemeinsam mit Expertin­nen und Experten aus Wissenschaft, Praxis und Politik eine Strategie zur nachhaltigen Verbesserung der Gesundheit aller Kinder in Österreich zu entwickeln.

 

Als Gesundheitsminister ist mir eine gleichwertige und effiziente schulärztliche Be­treuung und Beratung für alle Schüler/innen ein großes Anliegen. Vom damaligen Bundesministerium für Gesundheit und Frauen und dem vormaligen Bundesministe­rium für Bildung, Wissenschaft und Kunst wurde daher eine Studie betreffend die Grundlagen für eine Reorganisation der schulärztlichen Versorgung in Österreich (2006) in Auftrag gegeben, die bis heute eine wichtige Basis für weiterführende Dis­kussionen zu diesem Thema darstellt.

Die Umsetzung entsprechender Maßnahmen ist nur in enger Kooperation mit dem Unterrichtsressort und den für den Pflichtschulbereich zuständigen Ländern möglich. Ich werde diesbe­zügliche Initiativen im Rahmen meiner Kompetenzen und budgetären Möglichkeiten gerne auch weiterhin unterstützen.

 

Frage 2 bis 4:

Die Einbindung der Schulärztinnen und Schulärzte in den Unterricht fällt in die Zuständigkeit des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK).

 

Frage 5:

Bei der Ausübung der schulärztlichen und der arbeitsmedizinischen Tätigkeit handelt es sich um verschiedene ärztliche Tätigkeiten, die jeweils eine andere Berufsqualifika­tion bedingen. Ein Schularzt bzw. eine Schulärztin kann daher nur dann als Arbeits­mediziner/in tätig werden, wenn er/sie auch die entsprechende Ausbildung (Absol­vierung einer einschlägigen Facharztausbildung bzw. eines arbeitsmedizinischen Kur­ses) besitzt. 

 

Fragen 6 und 9:

Diese Fragen fallen nicht in den Zuständigkeitsbereich meines Ressorts.


Frage 7:

Die Schulgesundheitsstatistik musste im Schuljahr 1995/96 nach einer Überprüfung der Aufgaben des vormaligen Österreichischen Statistischen Zentralamtes eingestellt werden.

Derzeit wird im Auftrag meines Ressorts vom LBI für Gesundheitsförderungsfor­schung in vierjährigen Intervallen die internationale WHO-HBSC-Erhebung, eine Befragung von 11-, 13- und 15-jährigen Schü­ler/inne/n über ihre Gesundheit und ihr Gesundheitsverhalten, durchgeführt. Dabei sollen Daten über die Gesundheit der Schuljugend erhoben werden, die damit eine wichtige Grundlage für gesundheitspolitische Maßnahmen darstellen.

Darüber hinaus habe ich die GÖG/ÖBIG mit der Erstellung eines Kinder- und  Jugend­gesundheitsberichtes beauftragt.

 

Frage 8:

Möglichkeiten für eine Reorganisation des schulärztlichen Dienstes wurden im Rah­men der erwähnten Studien aufgezeigt. Die Realisierung dieser Vorschläge ist nur in Kooperation mit allen Betroffenen möglich und wird in Zeiten der eingeforderten Budgetkonsolidierung maßgeblich von der Finanzierbarkeit dieser Maßnahmen ab­hängen.

 

Frage 10:

Ernährung ist bereits jetzt Bestandteil des Lehrplanes und des Unterrichtsprinzips „Gesundheitserziehung“.

Darüber hinaus konnte die GIVE-Servicestelle für Gesundheitsbildung, eine Initiative des BMUKK, meines Ressorts und des Österreichischen Jugendrotkreuzes, die als

Info-Doku-Drehscheibe Lehrer/innen bei ihrer pädagogischen Arbeit zu Themen wie psychosoziale Gesundheit, Bewegung, Ernährung, Suchtprävention unterstützt, im Sinne der Nachhaltigkeit auf weitere drei Jahre verlängert werden. Bei dieser Service­stelle können sowohl erfolgreich im Unterricht umgesetzte Modellprojekte abgerufen als auch Informationsmaterialien u.a. zum Thema Ernährung angefordert werden.

Auch in der Arbeit des Fonds Gesundes Österreich, ein Geschäftsbereich der Gesund­heit Österreich GmbH, sind Kinder und Jugendliche eine der wichtigsten Zielgruppen. Gesundheitsförderungsprojekte in den Settings Kindergarten und Schule werden ebenso gefördert wie außerschulische Projekte zur Gesundheitsförderung von Kin­dern und Jugendlichen.

 

Weiters wurden im Rahmen des Projektes „Gesunde Schule“ - ein Kooperationspro­jekt zwischen BMUKK, BMG und dem Hauptverband der österreichischen Sozialversi­cherungsträger - Lebensstilthemen wie Ernährung und Bewegung gemeinsam mit Expert/inn/en thematisiert und u.a. Qualitätsstandards  für Ernährung und Bewegung in Schulen erarbeitet. 

Von meinem Ressort wurden darüber hinaus in Kooperation mit der AGES Rezeptbro­schüren zur richtigen Ernährung für verschiedene Zielgruppen (darunter auch Schul­kinder) erstellt, die über das Bestellservice meines Ressorts gratis angefordert wer­den können.


Frage 11:

Ernährungsinformationen in der Schule sind wichtige Elemente der Gesundheitser­ziehung, stehen aber natürlich in Konkurrenz zu dem, was Kindern in ihrem häusli­chen bzw. außerschulischen Umfeld angeboten wird. Die Nachhaltigkeit schulischer Projekte ist daher schwierig zu beurteilen. Jedenfalls vermag die Durchführung sol­cher Projekte in einem entscheidenden Lebensalter positive Impulse für das spätere Leben zu vermitteln.