5024/AB XXIV. GP

Eingelangt am 21.06.2010
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BM für Wissenschaft und Forschung

Anfragebeantwortung

BM

 

 

                                                                                                                                                         BMWF-10.000/0090-III/FV/2010

Frau Präsidentin

des Nationalrates

Mag. Barbara Prammer

Parlament

1017 Wien

 

 

Wien, 17. Juni 2010

 

 

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 5094/J-NR/2010 betreffend außerschulische
Jugendpolitik der Bundesregierung – was wurde bisher umgesetzt? – die die Abgeordneten Stefan Markowitz, Kolleginnen und Kollegen am 21. April 2010 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:

 

 

Zu Fragen 1 bis 9:

Soweit eine Zuständigkeit meines Ressorts bei den angesprochenen Themenbereichen gegeben ist, wurden vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung folgende Maßnahmen und Projekte bereits eingeleitet bzw. sind geplant:

 

Forschungsprogramm Sparkling Science:

Das Programm Sparkling Science, das sich der Kooperation von Wissenschaft und Schule widmet, ist ein strategisches Forschungsprogramm zur Förderung des wissenschaftlichen Nach­wuchses, wird vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung geleitet und in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur durchgeführt, da die Nahtstelle zwischen Schulsystem und Universität nur durch gemeinsame Anstrengung beider Ressorts und gut akkordierte Fördermaßnahmen verbessert werden kann.

 

Die Besonderheit von Sparkling Science besteht darin, mit einer Kombination an Forschungs- und Nachwuchsförderung sehr frühzeitig – nämlich bereits an der Nahtstelle zwischen sekundärem und tertiärem Bildungssystem – anzusetzen und Schülerinnen und Schüler in qualitativ hochwertige Forschungsarbeiten einzubinden. Sparkling Science stellt ein international einzigartiges und viel beachtetes forschungs- und bildungspolitisches Modellvorhaben dar.

 

Die Vision dieser Initiative ist der Abbau struktureller Barrieren zwischen dem Bildungs- und Wissenschaftssystem in Österreich. Im Zentrum steht die Frage, wie die Nahtstelle zwischen Schule und Universität verbessert werden kann und welche Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, damit Erfolgsmodelle einer institutionellen Zusammenarbeit ins Regelsystem von Leistungsvereinbarungen, Forschungsförderung, Schulprofilentwicklung und LehrerInnenbildung übernommen werden können.

 

Kooperation von Forschung und Bildung (FBK) als hocheffizientes Lehr- und Lernsetting soll strukturell in Forschungsförderung, Schulunterricht und LehrerInnenbildung verankert werden. Durch die Verankerung von Kooperationen zwischen Forschungs- und Bildungseinrichtungen sollen gezielt Barrieren zwischen Schule und Universität abgebaut, qualifiziertere Studienwahl ermöglicht und ein schnellerer Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in das Bildungssystem und an die Öffentlichkeit unterstützt werden.

 

Konkret werden in dem Programm Projekte gefördert, in welchen Schülerinnen und Schüler  aktiv in den Forschungsprozess einbezogen werden. In diesen Projekten unterstützen Schülerinnen und Schüler die Wissenschafterinnen und Wissenschafter aktiv bei der wissenschaftlichen Arbeit und bei der Vermittlung der gemeinsamen Forschungsergebnisse an die Öffentlichkeit. Diese Zusammenarbeit kann zum Beispiel in Form von gemeinsam konzipierten Fachbereichsarbeiten, Maturaprojekten und Diplomarbeiten (an HBLFAs) oder im Rahmen von fächerübergreifenden Schulprojekten geschehen.

 

In der ersten Programmphase liegt der Schwerpunkt des Programms auf der Förderung
möglichst vielseitiger innovativer Projekte, um unterschiedlichste Kooperationsmodelle auf
Impact und Effizienz testen zu können. Im weiteren Verlauf des Programms verschiebt sich der Förder­schwerpunkt in Richtung Implementierung, denn das Programm soll mehr als Wissen
generieren – es soll Systemveränderungen anregen. Nach Beendigung des Programms sollen längerfristige Kooperationsvereinbarungen zwischen Bildungsein­richtungen (Schulen) und universitären sowie außeruniversitären Forschungseinrichtungen zum festen Repertoire des österreichischen Forschungs- und Bildungssystems gehören. Da Sparkling Science auf 10 Jahre
angelegt ist, ermöglicht dies die schrittweise Übernahme erfolgreicher Pilotprojekte und
Kooperations-modelle in das Regelsystem.

 

Sparkling Science hat eine Laufzeit von zehn Jahren (2007 bis 2017) und ein jährliches Förder­volumen von € 3 Mio. Nach Abschluss der 2. Ausschreibung laufen derzeit über 100 Forschungs- und Schulprojekte. Die Projekte der 3. Ausschreibung, welche mit 6. April 2010 endete, werden derzeit von internationalen Gutachterinnen und Gutachtern geprüft. Eine diesbezügliche Förder­entscheidung befindet sich in Ausarbeitung. Der Start der neuen Projekte wird im Sommer 2010 bzw. mit Beginn des neuen Schuljahrs erfolgen.

 

Die Bandbreite der geförderten Projekte erstreckt sich über Naturwissenschaften, Technik,
Informatik, Medizin und Gesundheit, Sozialwissenschaften, Geisteswissenschaften sowie Lehr- und Lernforschung. Forschungsfelder in diesen wissenschaftlichen Disziplinen sind etwa Klimaforschung, Biomechanik, Robotik, E-Government, Evolutionsbiologie, Gender Studies, experimentelle Wirtschaftsforschung, Gebäudeautomation, Ornithologie, Physik, Pädagogik, Spurengasanalytik, Umwelttechnik und viele andere.

 

Die in Sparkling Science geförderten Forschungsprojekte produzieren laufend Ergebnisse, die in internationalen wissenschaftlichen Publikationen, bei Tagungen im In- und Ausland sowie einer Vielzahl von Schul- und Praxisveranstaltungen vorgestellt werden.

 

Je nach wissenschaftlicher Komplexität haben die Projekte des Programms unterschiedliche Größenordnungen. Der Projektumfang reicht von großen Forschungsvorhaben mit einem
Volumen von bis zu € 190.000,-- bis hin zu kleineren und weniger komplexen Schulprojekten. Exzellente Schulprojekte werden mit Forschungsprämien von bis zu € 5.000,-- unterstützt.

 

 

 

Derzeit kooperieren im Forschungsprogramm Sparkling Science 82 Forschungsein­richtungen  (19 Universitäten und 63 außeruniversitäre Einrichtungen), 208 Schulen unterschiedlichster Schultypen (AHS, HAK, HTL, BMHS, KMS, VS) und unterschiedliche Akteure der Praxis. Neben etwa 370 Wissenschafterinnen und Wissenschaftern sind ca. 600 Lehrerinnen und Lehrer sowie ca. 15.000 Schülerinnen und Schüler aktiv beteiligt. Zusätzlich zu den österreichischen Institutionen sind auch internationale Forschungseinrichtungen und Schulen im Programm tätig. Die weitere Internationalisierung von Sparkling Science ist ein erklärtes Ziel dieser Initiative.

 

Weitere Informationen über Sparkling Science können unter der Webpage des Programms  www.sparklingscience.at abgerufen werden.

 

Kinderuni-Aktivitäten und andere Awareness-Maßnahmen für Kinder und Jugendliche:

Das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung fördert seit mehreren Jahren Kinderuniversitäten und ähnliche speziell für Kinder und Jugendliche konzipierte Aktivitäten. Bei
Kindern und Jugendlichen soll über einen attraktiven Einstieg in die Welt der Universität das Interesse an Bildung insgesamt erhöht werden. Idealerweise sollen junge Menschen auch motiviert werden, später selbst ein Studium an einer Universität oder Fachhochschule zu beginnen.

 

Seit 2008 können Projektvorhaben im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung zur Förderung eingereicht werden. Die Vergabe der Projekte erfolgt in einem einstufigen Verfahren durch das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung auf der Grundlage der Förderempfehlung durch eine Expert/innen-Jury. Gefördert werden Aktivitäten und Projekte, die den Zielen und
Kriterien der Ausschreibung entsprechen. Ein detailliertes inhaltliches Konzept der Aktivitäten, ein begründeter Zeit- und Arbeitsplan sowie ein Umsetzungs- und Kostenplan sind erforderlich.

 

Eine Förderung durch das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung ist pro Projekt mit maximal 30 % am jeweiligen Gesamtbudget und einer maximalen Fördersumme von
€ 60.000,- (inkl. USt.) limitiert. Die maximale Laufzeit ist mit 12 Monaten begrenzt. Es werden ausschließlich nicht gewinnorientierte Projekte gefördert; Doppelförderungen sind nicht möglich.

 

Die eingereichten Projekte sollen sicherstellen, dass Kindern und Jugendlichen aus allen sozialen Schichten ein altersgemäßer Zugang zu Wissenschaft und Forschung ermöglicht wird und dass die geförderten Aktivitäten eine nachhaltig positive Wirkung auf die Ausbildungs- und
Berufswahl der Jugendlichen haben.

 

Eine Beurteilung und Reihung der Projektansuchen erfolgt unter Berücksichtigung folgender Kriterien:

§  Wie innovativ und in welcher Umsetzungsqualität ist das vorliegende Projekt im Hinblick auf didaktische, methodische, pädagogische, inhaltliche und organisatorische Aspekte?

§  Finden bei den Angeboten insbesondere Interaktivität und Partizipation (kein klassischer Frontalunterricht) sowie Möglichkeiten der unmittelbaren persönlichen Kontaktaufnahme ausreichende Berücksichtigung?

§  Wie werden Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen Bevölkerungsschichten und/oder mit Migrationshintergrund gezielt angesprochen und erreicht?

§  Wie wird jungen Menschen mit besonderen Bedürfnissen (Beachtung von Barrierefreiheit und Zugänglichkeit) umfassende Teilhabe ermöglicht?

§  Finden Genderaspekte Berücksichtung in Theorie und Praxis?

§  Für welche Altersgruppen wird das eingereichte Projekt angeboten, und mit welcher
Begründung?

§  Wie plausibel ist das Finanzierungskonzept?

§  Welche nachhaltigen Kooperationen ergeben sich aus dem geplanten Projekt?

§  Ist eine Qualitätssicherung und/oder Evaluierung der Ergebnisse in adäquater Form gewährleistet?

§  Welche nachhaltige Wirksamkeit hat das eingereichte Projekt?

 

2010 werden österreichweit folgende 15 Projekte gefördert:

 

Junge Uni der FH Krems

IMC Fachhochschule Krems GmbH

http://jungeuni.fh-krems.ac.at

Kinderuni On Tour

Kinderbüro Universität Wien GmbH

www.univie.ac.at/kinder

MATHE - Cool

Institut für Mathematik an der Universität Innsbruck

www.uibk.ac.at/mathematik/

Kinderuni Wien

Kinderbüro Universität Wien GmbH

http://kinderuni.at/rundherum/ontour

KinderuniKunst

Universität für angewandte Kunst Wien

www.kinderunikunst.at

Junge Uni Innsbruck

Universität Innsbruck

www.jungeuni.uibk.ac.at

SchlauFuchsAkademien

IFAU - Institut für Angewandte Umweltbildung

www.ifau.at

KinderUni Steyr

IFAU - Institut für Angewandte Umweltbildung

www.kinderunisteyr.at

Physik-Mobil & Science Truck

ARGE Physikmobil DI Weingartner

www.physikmobil.at

Philosophieren mit Kindern und Jugendlichen

Österreichische Gesellschaft für Kinderphilosophie

www.kinderphilosophie.at

Sommeruni "Mädchen in technische Zukunftsberufe"

Fachhochschule Vorarlberg Gmbh

www.fhv.at

JuniorUni Graz

Karl-Franzens-Universität Graz

www.juniorunigraz.at

FUNtech - Initiative "Technik zum Angreifen"

FH Joanneum Graz und Kapfenberg

www.fh-joanneum.at

Wissenschaft in Kinderhand - Energie und Umwelt

ARGE KIWI - Arbeitsgemeinschaft Kind und Wissenschaft

www.arge-kiwi.at

KinderUni Graz

Karl-Franzens-Universität Graz

www.kinderunigraz.at

 

 

ERASMUS-Programm:

Das Programm ERASMUS, das die Mobilität und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Hochschulbereich fördert, ist Teil des EU-Bildungsprogramms „Lebenslanges Lernen“. Seit dem Studienjahr 2007/08 können neben den „klassischen“ Studienaufenthalten an europäischen Gasthochschulen auch Studierendenpraktika an Unternehmen, Trainings- oder Forschungseinrichtungen oder an sonstigen Organisationen im europäischen Ausland absolviert werden.

 

Erasmus richtet sich aber auch an Lehrende bzw. an das administrative Personal von Hochschulen, die die Möglichkeit zu einem geförderten Lehraufenthalt bzw. bildungsrelevanten Auslandsaufenthalt im Rahmen ihrer Tätigkeit nutzen können. Ebenso können Erasmus-Intensivprogramme (kurze Lehrprogramme zu einem spezifischen innovativen Themenbereich), Multilaterale Projekte (Projekte zum europaweiten Innovationstransfer in der Hochschulbildung) sowie Multilaterale Netzwerke (Zusammenschlüsse von Netzwerken von aktuellen Themen der Hochschulbildung) gefördert werden.

 

Österreich kann auf eine sehr erfolgreiche Teilnahme im Bereich der Studierendenmobilität und auf jährlich steigende Zahlen der hinausgehenden Studierenden verweisen: allein im Studienjahr 2008/2009 haben rund 5.000 österreichische Studierende einen Erasmus-Auslands-aufenthalt absolviert. Eine statistische Auswertung der Europäischen Kommission über Erasmus-Mobilitäten im Studienjahr 2007/08 hat ergeben, dass Österreich an zweiter Stelle
jener Länder steht, die im Verhältnis zur gesamten Studierendenpopulation die meisten Erasmus-Studierenden zählt (nach Liechtenstein, gefolgt von der Tschechischen Republik und Spanien). Aktuelle österreichische Statistiken zu den bisherigen Studierendenzahlen und den beliebtesten Gastländern sind auf der Homepage der Nationalagentur für Lebenslanges Lernen unter „Allgemeine Downloads“ auf http://www.lebenslanges-lernen.at/home/nationalagentur lebenslanges_lernen/erasmus_hochschule/ abrufbar.

 

Ergänzend verweise ich auf die Beantwortung der Anfrage Nr. 5093/J-NR/2010 durch den Herrn Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend, in der auch einige einschlägige Projekte seines Ressorts, an denen das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung beteiligt ist, angeführt werden (z.B. Zukunftsprojekte für die Jugend, Europäische Jugendstrategie 2010 – 2018 und Audit hochschuleundfamilie).

 

 

Die Bundesministerin:

Dr. Beatrix Karl e.h.