5947/AB XXIV. GP

Eingelangt am 07.09.2010
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BM für Wirtschaft, Familie und Jugend

Anfragebeantwortung

 

 

Präsidentin des Nationalrates

Mag. Barbara PRAMMER

Parlament

1017 Wien

 

 

                                                                                            Wien, am 6. September 2010

 

                                                                                            Geschäftszahl:

                                                                          BMWFJ-10.101/0238-IK/1a/2010

 

 

In Beantwortung der schriftlichen parlamentarischen Anfrage Nr. 5965/J betreffend „des Grünbuchs der Europäischen Kommission zur "Entschließung des Potenzials der Kultur- und Kreativindustrie" und den Plänen des österreichischen Förderwesens im entsprechenden Bereich“, welche die Abgeordneten Elisabeth Hakel, Kolleginnen und Kollegen am 7. Juli 2010 an mich richteten, stelle ich fest:

 

Antwort zu Punkt 1 der Anfrage:

 

Innovative Projektideen im Bereich „Social Business“ können bereits jetzt im Rahmen von "evolve", der Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend zur Innovationsförderung der Kreativwirtschaft, speziell bei den Förderungsschienen "impulse XS" und "impulse XL" eingereicht werden.

 

"impulse XS" bietet einen monetären Zuschuss (bis zu 70 % der förderbaren Projektkosten, maximal EUR 45.000,--) und adressiert kreativwirtschaftliche Projekte, die sich in einer Projektphase befinden, bei der die Abschätzung der inhaltlichen und wirtschaftlichen Machbarkeit der daraus resultierenden Produkte, Verfahren,  Dienstleistungen erst erfolgt; zugleich weisen die Projekte jedoch dahingehend hohes Potenzial auf. Mit "impulse XS" sollen First Mover Aktivitäten und die Entwicklung von innovativen Vorhaben ermöglicht und unterstützt werden. Gefördert werden Projekte, die Aktivitäten der experimentellen Entwicklung umfassen. Bei "impulse XS" sind dies Maßnahmen, die zur Prüfung der inhaltlichen und wirtschaftlichen Machbarkeit erforderlich sind. Antragsberechtigt sind bestehende oder sich in Gründung befindende Kleinstunternehmen aller Branchen, sowie natürliche Personen, die eine Unternehmensgründung beabsichtigen.

 

"impulse XL" bietet einen monetären Zuschuss (bis zu 50% der förderbaren Projektkosten, max. EUR 200.000,--) und adressiert kreativwirtschaftliche Projekte, bei denen die Marktorientierung und die Wirtschaftlichkeit der daraus resultierenden Produkte, Verfahren, Dienstleistungen bereits plausibel und nachvollziehbar dargestellt werden kann. Gefördert werden Projekte, die Aktivitäten der experimentellen Entwicklung umfassen. Bei "impulse XL" sind dies alle Maßnahmen, die im Rahmen der Entwicklung sowie gegebenenfalls auch der ersten Anwendung und / oder Marktüberleitung erforderlich sind. Antragsberechtigt sind bestehende oder sich in Gründung befindende kleine oder mittlere Unternehmen (KMU) aller Branchen einschließlich Personen, die eine freiberufliche Tätigkeit ausüben.

 

Im Bereich Social Business können beispielsweise innovative Konzepte für Fundraising auf Basis sozialer Netzwerke oder neue Ansätze für Corporate Social Responsibility-Aktivitäten bei "impulse XS" oder "impulse XL" lanciert werden.

 

Auch im Außenwirtschaftsbereich wird der zunehmenden Bedeutung der Kreativwirtschaft Rechnung getragen.

 

Im österreichischen Außenwirtschaftsleitbild "Globalisierung gestalten - Erfolg durch Offenheit und Innovation", das 2008 unter Einbeziehung aller betroffenen Stakeholder und Experten erarbeitet wurde, wurden erste Überlegungen zur Unterstützung der Internationalisierung bzw. internationalen Vermarktung der österreichischen Kreativwirtschaft angestellt.

 


Im Rahmen der Internationalisierungsoffensive neu, die auf dem Außenwirtschaftsleitbild aufbaut und 2009 in Kraft trat, werden konkrete Umsetzungsschritte gesetzt. Als Teil des von der WKO abgewickelten Maßnahmenpakets "go international" wurden 2009 im Bereich "Kreativ- und Kulturwirtschaft" 29 Projekte (themenspezifische Veranstaltungen im In- und Ausland) mit insgesamt 624 Teilnehmern unterstützt; 27 weitere Ko-Finanzierungsprojekte wurden im 1. Halbjahr 2010 realisiert bzw. sind in den nächsten Monaten geplant.

 

 

Antwort zu den Punkten 2 und 3 der Anfrage:

 

Labors und ähnliche Einrichtungen, die innovative und zukunftsweisende Projekte mit Modellcharakter darstellen, die auf Vernetzung, Professionalisierung und / oder Sichtbarmachung der Kreativwirtschaft abzielen, können bereits jetzt im Rahmen von "evolve" bei der neuen Förderungsschiene "impulse LEAD" eingereicht werden.

 

"impulse LEAD" adressiert Projekte, in deren Zentrum der Aufbau von nachhaltigen und wirtschaftlich tragfähigen Strukturen zur Stärkung des Innovationspotenzials und der Selbstorganisationsfähigkeit sowie zur Professionalisierung von Unternehmen in der Kreativwirtschaft steht.

 

"impulse LEAD" bietet einen monetären Zuschuss (bis zu 80% der förderbaren Projektkosten, max. EUR 300.000,--) für zukunftsweisende Best Practice-Projekte mit Modellcharakter, die konkrete Disseminierungs- und Diffundierungsstrategien vorsehen und auf die Phase der experimentellen Entwicklung sowie gegebenenfalls auch auf die erste Anwendung und /oder Marktüberleitung ausgerichtet sind.

 

Antragsberechtigt sind Leistungsverbünde (Kooperationen) unter Mitwirkung von KMUs, Vereinen, Intermediären und Multiplikatoren, Universitäten, Fachhochschulen und deren Transferstellen sowie außeruniversitären und kooperativen Forschungseinrichtungen.


Antwort zu Punkt 4 der Anfrage:

 

Die Kreativwirtschaft zeichnet sich durch eine hohe eigene Innovationsleistung aus, wobei der Finanzierungsbedarf durch einen geringen Anteil an physischen Investitionen einerseits und die geringe Bankfähigkeit intangibler Werte andererseits bestimmt ist. Der Zugang zu Risikokapital ist dort essenziell, wo eine hohe Wachstumsperspektive finanziert werden soll. Wagniskapitalinvestoren haben eine dem Risiko entsprechende Renditeerwartung, die nur mit gutem Wachstum darstellbar ist. Mit der Übernahme von Haftungen kann der Zugang zu Wagniskapital für die Kreativwirtschaft erleichtert und die Basis der davon profitierenden Unternehmen ausgeweitet werden.

 

Wo keine hohe Wachstumsperspektive besteht, müssen andere Finanzierungsinstrumente herangezogen werden - so etwa Zugang zu Bankdarlehen, Mikrokredite, Zuschüsse für die Entwicklung neuartiger Konzepte -, wie das bei "evolve" geschieht. Die Betreuung von Investorennetzwerken und Netzwerken der Kreativwirtschaft ist darüber hinaus Teil der vom Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend für die Kreativwirtschaft (und darüber hinaus) verfolgten Maßnahmen.

 

Eben in diesem Sinne hat sich mein Ressort auch in seinem Beitrag zum genannten Grünbuch der Europäischen Kommission geäußert und dabei insbesondere auch auf die Bedeutung der Unterstützung beim Zugang zu Risikokapital und Finanzierungsmöglichkeiten hingewiesen.

 

 

Antwort zu Punkt 5 der Anfrage:

 

Die Rolle der Kreativwirtschaft ist in Größe und Bedeutung je nach Region sehr unterschiedlich und hat insgesamt größere Bedeutung im urbanen Umfeld. In den einzelnen Regionen bestehen Stärken (z.B. Mode in Wien, digitale Medien in Oberösterreich, Design und Architektur in Vorarlberg), deren Potentiale in der Zusammenarbeit von "evolve" mit regionalen Akteuren bestmöglich entwickelt werden sollen.

 


Details zur Regionalstruktur finden sich im 3. Österreichischen Kreativwirtschaftsbericht (http://www.creativwirtschaft.at/document/3.KWB.pdf) und der aktuellen Studie zu den sozialen Netzwerken der Kreativwirtschaft (http://www.creativwirtschaft.at/factsfigures/studien), die beide im Rahmen von "evolve" in Auftrag gegeben und erstellt wurden. Der 4. Österreichische Kreativwirtschaftsbericht ist zurzeit in Vorbereitung und wird die in den vorangegangenen Berichten erfolgte Bestandsaufnahme zur aktuellen wirtschaftlichen Bedeutung der Kreativwirtschaft in Österreich fortsetzen sowie durch aktuelle Schwerpunktthemen ergänzen.

 

Darüber hinaus existiert eine Reihe von Berichten und Studien anderer Einrichtungen, die sich mit den kreativwirtschaftlichen Potentialen einzelner Regionen und Städte befassen (z.B. Burgenland, Wien, Salzburg, Tirol, Linz, Graz oder Niederösterreich).

 

 

Antwort zu Punkt 6 der Anfrage:

 

Die Kreativwirtschaft stellt einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar und leistet einen wertvollen Beitrag zur regionalen und lokalen Entwicklung.

 

Eine ausgewogene Regionalstrategie sollte daher das Ziel verfolgen, eigene regionale Kreativwirtschafts-Multiplikatoren bzw. Institutionen aufzubauen, nachhaltig zu positionieren und zu stärken sowie die verschiedenen Wirtschafts-, Branchen und Clusterorganisationen, auch seitens der traditionellen Wirtschaft, stark einzubinden. Es hat sich gezeigt, dass eigene Kreativwirtschafts-Institutionen, die sich der Thematik auf regionaler bzw. lokaler Ebene annehmen und konzentriert Maßnahmen für diesen Bereich setzen, eine wesentliche Rolle spielen. Die regionale Mobilisierung und Vernetzung der Kreativunternehmen führt damit zur schrittweisen Etablierung einer verdichteten regionalen Kreativwirtschaftsszene.

 

Auch Partnerschaften zwischen regionalen traditionellen Gewerbebetrieben und Kreativschaffenden haben sich durchaus als erfolgreich erwiesen und stellen einen Weg dar, Handwerk mit Design und neuen Technologien auf lokaler Ebene verstärkt zu positionieren.


Antwort zu Punkt 7 der Anfrage:

 

Mit der Initiative "evolve" zur Innovationsförderung in der Kreativwirtschaft hat sich der Bund dazu bekannt, ein österreichweites Basisangebot an Leistungen für Unternehmen zur Stärkung des Bereichs Kreativwirtschaft unter einem gemeinsamen Dach bereitzustellen und dieses zu einem umfassenden und übersichtlichen Gesamtpaket auszubauen. Diese Angebote können daher ungeachtet etwaiger regionaler Besonderheiten und Unterschiede von Unternehmen in ganz Österreich in allen Branchen und in allen Entwicklungsstadien in Anspruch genommen werden.

 

Der "Baukasten" an Leistungen in "evolve" umfasst die Bereiche finanzielle Förderung, Aus- und Weiterbildung, Service und Beratung sowie Networking und steht somit allen Kreativunternehmen Österreichs gleichermaßen als bundesseitiges Angebot zur Entwicklung kreativer Potentiale auf regionaler Ebene zur Verfügung.

 

Darüber hinaus werden regionale Elemente und Erfolgsfaktoren in vielfältiger Weise auf Bundesebene bei der Gestaltung und Durchführung der Maßnahmen im Rahmen von "evolve"  durch die beiden abwickelnden Institutionen austria wirtschaftsservice/impulse und die arge creativ wirtschaft austria berücksichtigt:

 

·         Da die Erfahrung in den Bundesländern gezeigt hat, dass regionale Kreativwirtschaftsorganisationen wesentliche Multiplikatoren für bundesweite Unterstützungsmaßnahmen und -angebote sein können, werden Kontakte und Kooperationen mit einer Vielzahl von Partnern in allen Bundesländern gepflegt. Diese fungieren auch bei der Bewerbung der Förderungsmaßnahmen von "impulse" als regionale Drehscheiben und Informationsstellen und haben die Aufgabe, eine entsprechende regionale Streuung sicherzustellen.

·         Das im Rahmen von "evolve" geschaffene Format "Expert Network Kreativwirtschaft" bietet schwerpunktmäßig die Möglichkeit zum regelmäßigen Erfahrungsaustausch unter den regionalen und thematischen Akteuren bzw. Institutionen und Intermediären der Kreativwirtschaft. Dabei soll ein Forum gebo-


ten werden, um einander kennen zu lernen, eine intensivere Kommunikation zu ermöglichen, sich über regionale Strategien auszutauschen und um Erfahrungen zu diskutieren, wie die Kreativindustrien bestmöglich in die regionale Entwicklung eingebunden werden können.

·         Bei der Schaffung der Förderungsschiene "impulse XL" Ende 2008 wurden die in den Bundesländern gemachten Erfahrungen betreffend Partnerschaften zwischen regionalen traditionellen Gewerbebetrieben und Kreativschaffenden mit einbezogen: Dementsprechend wurde "impulse XL" so konzipiert, dass speziell auch regional verankerte Entwicklungspartnerschaften im kreativen Handwerksbereich eingereicht werden können.

·         Die mit Ende 2009 gestartete jüngste Förderungsschiene "impulse LEAD" befasst sich speziell mit dem Bereich regionaler und thematischer Schwerpunktsetzungen. Gefördert werden hier Best-Practice-Vorhaben mit konkreten Disseminationsstrategien, die von regionalen oder thematischen Leistungsverbünden gemeinsam umgesetzt werden und zur Sichtbarkeit der Creative Industries auf regionaler, nationaler und branchenspezifischer Ebene beitragen sollen. Der Zuschuss zu einem Projekt beträgt bis zu 80% bzw. EUR 300.000,--.

 

 

Antwort zu Punkt 8 der Anfrage:

 

Wesentlich für die Nutzung der Strukturfondsmittel für die Entwicklung der Kreativwirtschaft ist die Berücksichtigung entsprechender Support-Programme in den strategischen Plänen der Region. Mit dem Aufbau von Kontakten in allen Bundesländern im Rahmen von "evolve" und dem dadurch möglichen Erfahrungsaustausch sind die Voraussetzungen für eine Verankerung wesentlich verbessert. Unterstützungsleistungen für die Kreativwirtschaft können sowohl in den Programmen für die urbane Entwicklung, wie auch für die Entwicklung des ländlichen Raums eingeplant werden.

 


Antwort zu Punkt 9 der Anfrage:

 

Die Contentindustrie zeichnet sich durch hohe Wertschöpfung aus und leistet einen wesentlichen Beitrag für die traditionelle Wirtschaft und die Entwicklung der Gesellschaft. Wesentlich für die Contentindustrie sind der Schutz geistigen Eigentums sowie die Bewältigung technischer Hindernisse bei Zugang und Verwertung. Die einzelnen Segmente der Contentindustrie (z.B. digitale Medien, Privat-TV, Animation, Film, Games, Informationsdienste, mobile Applications) folgen sehr unterschiedlichen Geschäftsmodellen und Investitionszyklen. Die Maßnahmen zur Filmförderung, die Initiative "evolve", die Fördermaßnahmen der austria wirtschaftsservice für Unternehmen und die Medienförderung tragen diesen diversifizierten Erfordernissen Rechnung.