6205/AB XXIV. GP
Eingelangt am 22.10.2010
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BM für Justiz
Anfragebeantwortung

DIE
BUNDESMINISTERIN
FÜR
JUSTIZ
BMJ-Pr7000/0204-Pr 1/2010
An die
Frau Präsidentin des Nationalrates
W i e n
zur Zahl 6295/J-NR/2010
Die Abgeordneten zum Nationalrat Mag. Helene Jarmer, Freundinnen und Freunde haben an mich eine schriftliche Anfrage betreffend „Etappenplan Bundesbauten“ gerichtet.
Ich beantworte diese Anfrage wie folgt:
Zu 1 bis 3:
Das Bundesministerium für Justiz ist innerhalb der budgetären Möglichkeiten bestrebt, den Menschen freien Zugang zu den Gerichten zu ermöglichen, damit sie möglichst ohne Hilfe anderer die Leistungen der Justiz in Anspruch nehmen können. Der Umsetzung dieses Ziels dienen etwa Maßnahmen wie die Errichtung bzw. Adaptierung von barrierefreien Verhandlungssälen in Gerichtsgebäuden oder der sukzessive Ausbau von Serviceeinrichtungen (Service-Center), in denen Front-Office-Leistungen der Justiz angeboten werden, wie Beglaubigungen, Auskünfte allgemein aus dem Grundbuch, Firmenbuch und Registern, sowie Einzahlungen getätigt werden können. Zudem wurde mit den Präsidenten der Oberlandesgerichte eine Prioritätenliste für zusätzliche notwendige Maßnahmen zur Herstellung von Barrierefreiheit erarbeitet und den weiteren Planungs- und Umsetzungsmaßnahmen zu Grunde gelegt.
Priorität 1 (geringe Kosten, hoher Nutzen):
· Barrierefreiheit erste Verteilerebene inkl. taktilem Leitsystem
· Adaptierung von Aufzügen
· Reservierung und Markierung von PKW-Stellplätzen für Behinderte in unmittelbarer Nähe zum Haupteingang
· Schaffung von Blindenarbeitsplätzen
· Mobile Rampen
· Adaptierung bestehender Behinderten-WCs
Priorität 2 (hohe Kosten, hoher Nutzen):
· Ein- und Umbau von Behinderten-WCs
· Einrichtung von Aufzügen
· Errichtung von barrierefreien Service-Centern
· Ein barrierefreier Verhandlungssaal pro Gericht
· Erschließung für Sehbehinderte und Hörgeschädigte
· Adaptierung Gangbereiche
Priorität 3 (geringe Kosten, geringer Nutzen):
· Ertastbare Türschilder
· Treppenlifte zur Überwindung von Niveauunterschieden innerhalb der Geschoße
Priorität 4 (hohe Kosten, geringer Nutzen):
· Taktile Orientierungshilfen (wie maßstabsgetreue, ertastbare Gebäudemodelle)
· Induktionsschleifen für HörgerätebenutzerInnen
· Bauliche Adaptierung bestehender Aufzüge (z.B. Verbreiterung)
· Adaptierung der Bürotüren
· Sonstige Maßnahmen gemäß ÖNorm B1600
In der Strafvollzugsverwaltung geht es – neben der Schaffung und Adaptierung behindertengerechter Hafträume – darum, Besuchern einen barrierefreien Zugang zu den Justizanstalten zu ermöglichen. Dem wird durch organisatorische und bautechnische Maßnahmen Rechnung getragen.
Der Umsetzungszwischenstand stellt sich bei den Strafvollzugsgebäuden wie folgt dar:
Justizanstalt |
behindertengerechter Zugang |
barrierefreie Besucherzone |
Haftplätze für Behinderte vorhanden |
|
Eisenstadt |
ja |
ja |
nein |
|
Favoriten |
ja |
ja |
nein |
|
Außenstelle Favoriten (Münchendorf II) |
nein |
nein |
nein |
|
Josefstadt |
ja |
ja |
ja |
|
Außenstelle Josefstadt (Wilhelmshöhe) |
nein |
nein |
ja |
|
Außenstelle Josefstadt (Simmering) |
ja |
ja |
ja |
|
Mittersteig |
nein |
ja |
nein |
|
Außenstelle Mittersteig (Floridsdorf) |
ja |
ja |
nein |
|
Simmering |
ja |
ja |
ja |
|
Gerasdorf |
ja |
ja |
nein |
|
Göllersdorf |
ja |
ja |
ja |
|
Hirtenberg |
nein |
nein |
nein |
|
Außenstelle Hirtenberg (Münchendorf I) |
nein |
nein |
nein |
|
Korneuburg |
nein |
nein |
nein |
|
Außenstelle Korneuburg (Stockerau) |
nein |
nein |
nein |
|
Krems |
ja |
ja |
ja |
|
Stein |
ja |
ja |
ja |
|
Außenstelle Stein (Oberfucha) |
nein |
nein |
nein |
|
Sonnberg |
nein |
nein |
ja |
|
St.Pölten |
nein |
nein |
nein |
|
Schwarzau |
nein |
ja |
nein |
|
Wr. Neustadt |
ja |
ja |
ja |
|
Garsten |
ja |
ja |
nein |
|
Außenstelle Garsten (Steyr) |
nein |
ja |
nein |
|
Linz |
ja |
ja |
nein |
|
Außenstelle Linz (Asten) |
ja |
ja |
ja |
|
Ried |
ja |
ja |
nein |
|
Suben |
nein |
ja |
nein |
|
Wels |
nein |
ja |
nein |
|
Graz-Jakomini |
nein |
ja |
ja |
|
Außenstelle Jakomini (Paulustorg.) |
nein |
nein |
nein |
|
Graz-Karlau |
ja |
ja |
nein |
|
Außenstelle Karlau (Lankowitz) |
nein |
nein |
nein |
|
Leoben |
ja |
ja |
ja |
|
Außenstelle Leoben (Judenburg) |
ja |
nein |
nein |
|
Klagenfurt |
ja |
ja |
nein |
|
Außenstelle Klagenfurt (Rottenstein) |
nein |
nein |
nein |
|
Salzburg |
nein |
nein |
nein |
|
Innsbruck |
ja |
ja |
ja |
|
Feldkirch |
ja |
ja |
ja |
|
Außenstelle Feldkirch (Dornbirn) |
nein |
nein |
nein |
Bei routinemäßigen Sanierungen und Adaptierungen im Rahmen der Instandhaltung und Erhaltung wurden und werden Verbesserungen der Barrierefreiheit umgesetzt. Dabei werden primär solche Maßnahmen veranlasst, die einer barrierefreien Erschließung des Eingangsbereiches aller Strafvollzugsgebäude – also der ersten Verteilungsebene - durch gehbehinderte Menschen dienen.
Bei größeren Baumaßnahmen, wie etwa beim Neubau der Justizanstalt Korneuburg oder der Generalsanierung der Justizanstalt Eisenstadt, ist die Barrierefreiheit bereits den jeweiligen Planungs- und Umsetzungsmaßnahmen zu Grunde gelegt.
Zu 4:
Für bauliche Umsetzungsmaßnahmen nach § 8 Abs. 2 des Bundes-Behindertengleichstellungsgesetzes wurden keine gesetzlichen Grundlagen für eine zusätzliche Budgetbereitstellung geschaffen.
Zu 5 und 8:
Die möglichst umfassende Schaffung von Barrierefreiheit ist ein zentrales Anliegen, sodass nach Maßgabe der vorhandenen Ressourcen an der zügigen Umsetzung gearbeitet wird. Seit 2005 werden bei Neubauten und Generalsanierungen von Landes- und Bezirksgerichtsgebäuden schon im Zuge der Planung barrierefreie Service-Center vorgesehen. Beispiele hiefür sind
· das Bezirksgericht Klagenfurt
· das Bezirksgericht Graz-West
· das Bezirksgericht Salzburg (vor Fertigstellung)
· das Bezirksgericht Graz-Ost (vor Fertigstellung)
· das Justizzentrum Korneuburg (Fertigstellung 2012)
· das Justizzentrum Eisenstadt (Fertigstellung 2012)
· das Landesgericht für Strafsachen Wien (vor Einleitung der Baumaßnahmen).
Bei Umbauten bereits barrierefreier Einrichtungen wird der erreichte Standard an Barrierefreiheit (zumindest) aufrecht erhalten.
Folgende Gebäude wurden bisher nachträglich jeweils durch Ein- oder Umbauten mit einem Service-Center ausgestattet:
· Gebäude des Landesgerichts und Bezirksgerichts Linz
· Justizzentrum Leoben
· Bezirksgericht Hall in Tirol
Sogenannte "Info-Points" in Eingangsnähe (für einfache Auskünfte) gibt es im Justizzentrum Wien Mitte, im Gebäude des Oberlandesgerichts und Landesgerichts Innsbruck und in mehreren Bezirksgerichtsgebäuden in Tirol und Vorarlberg.
Seit 2001 wird bei Neubauten und Generalsanierungen von Strafvollzugsgebäuden die Barrierefreiheit etappenweise realisiert und bei dem zwischenzeitig fertig gestellten Neubau in Leoben sowie den Generalsanierungen in Wiener Neustadt, Innsbruck und Krems umgesetzt. Zuletzt wurde bei der Errichtung des Forensischen Zentrums in Asten auf die behindertengerechte Ausstattung besonderer Wert gelegt.
Zu 6 und 7:
Der Etappenplan umfasst alle relevanten Gerichts- und Strafvollzugsgebäude. Dieser wird – aus heutiger Sicht und unter der Prämisse der budgetären Bedeckung – fristgerecht umgesetzt werden können. Über relevante Verkehrsmittel verfügt das Ressort nicht.
. September 2010
(Mag. Claudia Bandion-Ortner)