6517/AB XXIV. GP
Eingelangt am 13.12.2010
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möglich.
BM für Unterricht, Kunst und Kultur
Anfragebeantwortung
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Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
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Frau Präsidentin des Nationalrates Mag. Barbara Prammer Parlament 1017 Wien
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Geschäftszahl: |
BMUKK-10.000/0316-III/4a/2010 |
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Wien, 7. Dezember 2010
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 6740/J-NR/2010 betreffend alarmierende Langzeitstudie über den körperlichen Zustand von österreichischen Kindern, die die Abg. Dr. Andreas Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen am 22. Oktober 2010 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:
Zu Fragen 1 bis 3:
Die benannte Untersuchung ist dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur nicht bekannt.
Zu Fragen 4 bis 7:
Einleitend wird darauf verwiesen, dass die Aufgaben, Zielsetzungen und Grundlagen der Gesundheitsförderung in Schulen und deren Umsetzung folgend dem Unterrichtsprinzip „Gesundheitserziehung“ in einem Grundsatzerlass näher beschrieben sind (Rundschreiben Nr. 7/1997). Den das fächerübergreifende Unterrichtsprinzip umsetzenden Lehrkräften ist die Einbeziehung von Expertinnen und Experten entsprechend eröffnet.
In Kooperation des Bundesministeriums für Gesundheit, des Hauptverbandes der Österreichischen Sozialversicherungsträger und des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur wurde 2007 das Projekt „Gesunde Schule“ initiiert. Es wurden Qualitätsstandards in den Qualitätsbereichen Gesundheitsmanagement, Lehren und Lernen, Ernährung, Bewegung, psychosoziale Gesundheit sowie materielle Umwelt und Sicherheit sowie Maßnahmen dazu entwickelt. Die bundesweite Schulaufsicht setzt in regionalen Projekten Qualitätsstandards sowie ernährungsphysiologische Expertise um. Für das Projekt „Gesunde Schule“ hat das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur mit den Partnern (Gesundheitsressort, Hauptverband) gemeinsam eine Summe von EUR 800.000 für zwei Jahre zur Verfügung gestellt.
Im Rahmen des Projektes Gesunde Schule hat sich ein Teilprojekt direkt mit der Thematik der Wirkungsmessung und Nachhaltigkeit befasst, welches federführend vom Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger in Kooperation mit dem Ludwig Boltzmann – Institut strategisch und operativ betreut und finalisiert wurde. Angemerkt wird jedoch in diesem Zusammenhang, dass Gesundheitsdaten, Gesundheitsmonitoring, Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsziele der schulbesuchenden Jugend primär nicht in den Kompetenzbereich des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur fallen.
Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur ist weiters in der Arbeitsgruppe des Nationalen Aktionsplans für Ernährung, welcher vom Bundesministerium für Gesundheit entwickelt wurde, vertreten und hat diesbezüglich Handlungsbereiche und Maßnahmen für Österreichs Schulen integriert. Bezüglich der angesprochenen Ausgewogenheit der Ernährung werden die Empfehlungen des Bundesministeriums für Gesundheit herangezogen. Ziel des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur ist die Verstärkung der auch in den Qualitätsstandards abgebildeten Themen der Ernährung im Rahmen des Unterrichtsprinzips Gesundheitserziehung. Ernährung an der Schule ist aktuell ein Schwerpunktthema der schulischen Gesundheitsförderung.
Die GIVE-Servicestelle für Gesundheitsbildung der Partner Bundesministerium für Gesundheit, Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur sowie Österreichisches Jugendrotkreuz wird von kompetenten Ernährungswissenschaftlerinnen und –wissenschaftlern betrieben und stellt den Schulen umfassende Informationen zu Ernährung sowie zum Thema Essstörungen zur Verfügung. Die Materialien sind von den Schulen sehr gut nachgefragt. Für die GIVE-Servicestelle werden vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur jährlich EUR 80.000,-- zur Verfügung gestellt.
Die im Rahmen meines Zuständigkeitsbereiches gesetzten und künftigen Maßnahmen sollen nachhaltig zur Stärkung der Bewusstseinsbildung und zur Bekämpfung nachteiliger Entwicklungen des Gesundheitszustandes der Kinder und Jugendlichen beitragen.
Zu Fragen 8 bis 11:
Vorweg wird bemerkt, dass der Bedeutung der Bewegung für die Entwicklung junger Menschen in körperlicher, kognitiver, emotionaler und sozialer Hinsicht durch die Führung des Pflichtgegenstandes „Bewegung und Sport“ in allen Schularten (außer in der Berufsschule im dualen Ausbildungssystem) und auch im ergänzenden Angebot (Unverbindliche Übungen, Freigegenstände, Schulveranstaltungen mit sportlichem Akzent) Rechnung getragen wird. Das österreichische Schulsystem bietet weiters Talenten und herausragenden Begabungen im Sport
die Möglichkeit, entweder eine umfassende sportliche Ausbildung in der Schule zu erhalten (Sporthauptschulen, Sportgymnasien), im Rennskilauf eine bestmögliche Ausbildung zu absolvieren (Skihauptschulen, Skihandelsschulen und Skigymnasien) oder unter besonderer Berücksichtung eines Hochleistungstrainings neben der Leistungssportkarriere einen Schulabschluss zu erhalten (Schulversuche Handelsschulen bzw. Oberstufenrealgymnasien für Leistungssportlerinnen und –sportler).
Jährlich schließen an den Bundesanstalten für Leibeserziehung Graz, Innsbruck, Linz und Wien („Die Sportakademien.“ – Ausbildungen für den außerschulischen Sport) an die 2.200 Lehrwarte, Instruktorinnen und Instruktoren, Lehrerinnen und Lehrer, Trainerinnen und Trainer sowie Diplomtrainerinnen und –trainer ihre Ausbildung ab, auch diese tragen den Sport zu unserer Jugend. Die diesbezüglichen Ausgaben haben im Jahr 2009 EUR 6,8 Mio. betragen und die geplanten Ausgaben für 2010 sind mit EUR 7,2 Mio. zu beziffern.
Entsprechend aktuellem Regierungsprogramm erachtet die Bundesregierung Sport als bedeutende Querschnittsmaterie und verfolgt das Ziel, die Sportaktivität der Bevölkerung zu steigern und bewusstseinsbildende Maßnahmen für die Bedeutung von gesundheitsfördernden Sport- und Bewegungsaktivitäten zu setzen.
Das Regierungsprogramm betont die Bedeutung der Einbeziehung des organisierten Sports in den Schulalltag. Vor allem im Bereich der Tagesbetreuung und für die Realisierung einer „täglichen Bewegungseinheit“ können Kooperationen mit dem organisierten Sport einen wesentlichen Beitrag leisten. Darüber hinaus soll eine Bewegungsoffensive im Volksschulalter zur Bekämpfung festgestellter nachteiliger Entwicklungen der körperlichen Fähigkeiten und des Gesundheitszustandes unserer Kinder unter Nutzung der Kooperationsmöglichkeiten von Vereinen und Schulen weitergeführt werden.
Sport fördert individuelles und soziales Wohlbefinden, eine gesunde Lebensführung und soziale Verhaltensweisen. Die Möglichkeit zu regelmäßiger sportlicher Betätigung im schulischen Umfeld über den Unterricht hinaus regt zu einer sinnvollen Gestaltung der Freizeit an. Zugleich hat die regelmäßige sportliche Betätigung positive gesundheitliche Auswirkungen und kann zu einer gesundheitsbewussten Lebensweise beitragen.
Unter diesen Voraussetzungen haben das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, das Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport (Sportministerium) und die Österreichische Bundes-Sportorganisation (BSO) eine Rahmenvereinbarung über die Zusammenarbeit von Schule und organisiertem Sport bei Angeboten von Bewegung, Spiel und Sport in österreichischen Schulen getroffen: Sie gilt als Orientierung und Grundlage für die Zusammenarbeit von Schule und Sportorganisationen. Allfällige in diesem Zusammenhang vor Ort entstehende Kosten liegen entsprechend der Dezentralisierung bei den Beteiligten unmittelbar, weshalb eine Aussage dazu nicht möglich ist.
Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur hat im Rahmen der Kooperation mit dem Sportministerium und in Umsetzung des aktuellen Regierungsprogramms Maßnahmen zur Förderung von Bewegung und Sport in den Volksschulen vorgesehen. In einer Expertinnen- und Expertengruppe wurde das Projekt „Gesund & Munter“ konzipiert. Die inhaltlichen Schwerpunkte betreffen
- mehr Bewegung für Kinder im Volksschulalter im gesamten Schultag
- mehr Kompetenz für Lehrerinnen und Lehrer im Bereich „Bewegung und Sport“ und wurden in einer Pilotphase im Zeitraum April bis Juni 2009 in der Praxis erprobt und evaluiert (vgl.
http://www.gesundundmunter.at/index.php?id=213). Durch die Verfolgung der strategischen Ziele dieser Bewegungsinitiative wird versucht, dem Anliegen des Regierungsprogramms bestmöglich zu entsprechen:
- Qualitätssicherung durch Empfehlung von grundlegenden „Bewegungsstandards“
- Erhöhung des Anteils an Bewegung beim Lernen und in der Freizeit auch in Kooperation mit außerschulischen Einrichtungen
- Ausgleich von motorischen Defiziten
- Kooperation mit dem außerschulischen, organisierten Sport
Die diesbezüglichen Ausgaben haben im Jahr 2009 in Bezug auf das Projekt EUR 75.000 und in Bezug auf die Fortbildung EUR 55.000 betragen. Die geplanten Ausgaben für 2010 sind für das Projekt mit EUR 62.000 und für die Fortbildung mit EUR 60.000 zu beziffern.
Gleichzeitig dazu wurde das Projekt „Kinder gesund bewegen“ ins Leben gerufen. Im Zuge dieses Projekts werden Sportverbände bzw. –vereine durch das Sportministerium über die Initiative „Fit für Österreich“ mit finanziellen Ressourcen bedacht, wodurch konkrete Angebote im Ausmaß von bis zu 10 Einheiten für Volksschulen in Übereinstimmung mit der zuständigen Schulbehörde gesetzt werden können:
- Bewegungsbegleitung bei Bewegungseinheiten im Sportunterricht
- Speziell für Kinder gestaltete Outdoor-Erlebnisbewegungs-Programme
- Informationsveranstaltungen für Eltern
- Durchführung von Bewegungsfesten an der Schule
- Qualifizierungsmaßnahmen für Pädagogen mit dem Schwerpunkt „Gesundheitssport“
Das Ausmaß der damit verbundenen Mittelaufwendungen ist dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur nicht bekannt.
Aus der Kooperation von Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur und Sportministerium geht auch das gemeinsame Projekt „SCHUL OLYMPICS“ hervor. Durch eine engere Kooperation der Fachverbände mit den beiden Ressorts können die österreichischen Bundesmeisterschaften der Schulsportbewerbe inhaltlich aufgewertet und besser präsentiert werden als bisher. Die Organisation des Projekts „SCHUL OLYMPICS“ erfolgt über eine vom Sportministerium finanzierte Arbeitsgemeinschaft, deren Ziel es ist, durch Veranstaltung von Wettbewerben an den Schulen dem Bewegungsmangel entgegenzuwirken und die Kooperation mit den Sportverbänden zu fördern.
Da in den letzten Jahren die an Schulsportbewerben teilnehmenden Schulen vermehrt die anfallenden Reisekosten zu den Bundesfinalwettkämpfen thematisierten, wurde im Zuge der Neugründung der Arbeitsgemeinschaft „SCHUL OLYMPICS“ mit der ÖBB eine Sponsorkooperation eingegangen, die den für die jeweils jährlich ausgeschriebenen 10 SCHUL OLYMPICS – Bundesfinalveranstaltungen qualifizierten Teams die kostenlose An- und Rückreise mittels ÖBB SCHULcard ermöglicht. Um eine Gleichstellung aller Schulsportwettbewerbe herbeizuführen, wird das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur zudem zukünftig auch aus eigenen Mitteln für die kostenlose An- und Rückreise zu den übrigen Bundesmeisterschaften Sorge tragen. Zu den auf das Schuljahr 2009/10 bezogenen Kosten für SCHUL OLYMPICS hat das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur ein Budgetvolumen von ca. EUR 300.000 eingesetzt.
Eine weitere Maßnahme stellen die bundesweiten Schulsportbewerbe dar. Im Rahmen dieser Schulsportaktivitäten kommen etwa 250.000 Schülerinnen und Schüler mit Sport in Berührung.
Im Gesamten (Bund, Länder und Sponsoren) werden für die Schulsportaktivitäten etwas über EUR 1 Mio. ausgegeben.
Mit dem Ziel, das qualitative und quantitative Angebot in den neuen Formen der ganztägigen Schulformen weiter auszubauen und zu verbessern wird vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur und Sportministerium angestrebt, in enger Abstimmung mit den Pädagogischen Hochschulen und der Bundes-Sportorganisation (BSO) Modelle und Anreizsysteme für eine Einbindung des organisierten Sports in Betreuungsangebote von Schulen zu entwickeln, die eine Betreuung der Schülerinnen und Schüler nach pädagogisch und sportwissenschaftlich zeitgemäßen Standards ermöglichen. Eine entsprechende Finanzierung wird in den kommenden Gesprächen zum Ausbau der ganztägigen Schulangebote angestrebt.
Zum weiteren Ausbau der Kooperation zwischen Sport und Schule wurde eine interministerielle Arbeitsgruppe „Sport & Jugend“ eingerichtet, in der auch die oben genannten Maßnahmen koordiniert wurden. Diese Arbeitsgruppe soll in Zukunft als Plattform für den Informationsaustausch und die Abwicklung gemeinsamer Projekte und Maßnahmen mit den Partnern dienen.
Die Bundesministerin:
Dr. Claudia Schmied eh.