6651/AB XXIV. GP
Eingelangt am 22.12.2010
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BM für Gesundheit
Anfragebeantwortung

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Frau Präsidentin des Nationalrates Mag.a Barbara Prammer Parlament 1017 Wien |
Alois Stöger diplômé Bundesminister
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GZ: BMG-11001/0338-II/A/9/2010
Wien, am 21. Dezember 2010
Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Ich beantworte die an mich gerichtete schriftliche parlamentarische
Anfrage Nr. 6742/J des Abgeordneten Dr. Karlsböck und weiterer Abgeordneter nach den mir vorliegenden Informationen wie folgt:
Fragen 1 bis 3:
Die zitierte Studie, die allerdings nur in Form einer Zusammenfassung über die Homepage des Instituts für medizinische und sportmedizinische Beratung (IMSB) zugänglich ist, bestätigt die bereits bekannten Trends. Unter dem auf der Homepage des IMSB bereitgestellten Link findet man allerdings keine genaue Studien- beschreibung (mit Ausnahme der Stichprobengröße und Untersuchungsparameter).
Eine gute Übersicht zur Studienlage bietet der im Auftrag meines Ressorts erstellte „Österreichische Ernährungsbericht 2008“ und der „Erste Österreichische Adipositasbericht 2006“.
Fragen 4 bis 7:
Um dem allgemein vorherrschenden Trend zu Übergewicht, insbesondere bei Kindern, entgegenzuwirken, habe ich Anfang 2010 den Nationalen Aktionsplan Ernährung (NAP.e) ins Leben gerufen. Als beratendes Gremium bei der Konzeption und Umsetzung von Maßnahmen wurde die Nationale Ernährungskommission (NEK) eingerichtet. Die konstituierende Sitzung der NEK fand am 3. November 2010 statt.
Der NAP.e folgt einem politikübergreifenden Ansatz und ist ein dynamisches Instrument, ein sich ständig weiterentwickelnder Handlungskatalog, in dem verlässliche Datengenerierungen und Wirkungsdokumentationen, regionale, nationale und internationale Vernetzung und evidenzbasiertes Handeln im Vordergrund stehen. Ermöglicht wird ein wirkungsorientiertes Planen und Steuern, ausgerichtet an jährlich identifizierten prioritären Handlungsfeldern und klaren Zielen. Der NAP.e schafft einen strukturierten Dialog und führt zur Implementierung von wirksamen Maßnahmen, die den Anstieg von Übergewicht und Fettsucht umkehren, die Prävalenz von ernährungsassoziierten Erkrankungen verringern und Mangelernährung in Österreich verhindern.
Diese Ziele können nur durch eine praxisnahe, koordinierte und kongruente Maßnahmensetzung und durch Schaffung von Rahmenbedingungen auf verschiedenen Ebenen (Mikro-, Meso- und Makroebene) erfolgen. Ein Mix von Maßnahmen wird nötig sein, von gesetzlichen Regelungen über freiwillige Vereinbarungen und „Privat-Public-Partnerships“ bis hin zu Informations- und Schulungsprogrammen. Durch die klare Definition von settingorientierten und zielgruppendefinierten Ziel-, Handlungs- und Aktionsfeldern und die ständige Weiterentwicklung des NAP.e ist eine evidenz- und prozessorientierte sowie qualitätsgesicherte Vorgehensweise gegeben, damit die gesündere Wahl die leichtere wird und eine gleichzeitige, nachhaltige Verhaltens- und Verhältnisänderung eintritt.
Der Konsultationsentwurf des NAP.e formuliert folgende zentrale Handlungsfelder:
1) Stärkung des Bereichs Ernährung im Gesundheitswesen und im öffentlichen Bereich
2) Durchführung integrierter Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention von ernährungs- und lebensstilassoziierten Erkrankungen
3) Ausbau der Datenbasis zur evidenzbasierten Vorgehensweise und Qualitätskontrolle
4) Förderung von Netzwerken auf lokaler, regionaler, nationaler und internationaler Ebene
Diese Handlungsfelder entsprechen den bereits bestehenden internationalen Zielvorgaben und ermöglichen somit bestmögliche Synergien.
Nach der Präsentation des Konsultationsentwurfs des NAP.e Ende Jänner 2010 wurde allen Stakeholdern, Institutionen, Expert/inn/en und Bürger/inne/n im Rahmen eines bis Ende April laufenden, breit angelegten Konsultationsverfahrens die Möglichkeit geboten, ihre Sichtweise sowie Anregungen und Kritik an das Bundesministerium für Gesundheit zu übermitteln. Anfang April wurde die Entschließung, einen nationalen Aktionsplan Ernährung auszuarbeiten, von allen im Nationalrat vertretenen Parteien angenommen. Dies zeigt, dass der Weg, den mein Ressort mit der Erarbeitung des Konsultationsentwurfes und der Veröffentlichung dieses Dokuments beschritten hat, politisch auch breit mitgetragen wird.
Die knapp 120 eingelangten Konsultationsbeiträge wurden von meinem Ressort und der AGES gesichtet und ausgewertet. Anhand der umfassenden Analyse und Auswertung der Stellungnahmen konnten Themencluster und prioritäre Themenbereiche identifiziert werden, die nun in den NAP.e eingearbeitet beziehungsweise in Workshops diskutiert werden.
Als prioritäre Themenbereiche wurden zielgerichtete und kongruente Maßnahmen, die nachhaltige Strukturveränderungen mit sich bringen, in den Settings Horte, Kindergarten und Schulen sowie Lebensmittelkennzeichnung genannt.
Schwerpunkte für 2011 werden in den Bereichen Schwangere, Kleinkinder, Kinder, Jugendliche, Schulen gesetzt – momentan absehbar sind Maßnahmen im Bereich der Projektförderung, wie beispielsweise im Falle von „Richtig essen von Anfang an“ und „Mariahilf is(s)t gesund“ bzw. die Ausarbeitung von einheitlichen, praktikablen und kongruenten Leitlinien für die Schulverpflegung. Aktuell sind auch im Rahmen der Ernährungsbildung- und Information zahlreiche, dem NAP.e zugeordnete Projekte, wie die „Ernährungsbroschüre PIXI“, die Erweiterung des Angebots an Rezeptbroschüren für diverse Zielgruppen , niederschwellige Konsument/inn/eninformationen für die Zielgruppen Schwangere, Stillende und Migrant/inn/en, in Arbeit. Unlängst erfolgte die Präsentation von national einheitlichen Beikostguidelines und die Präsentation einer entsprechenden Elternbroschüre (www.richtigessenvonanfangan.gv)
Neben der Einführung der neuen einheitlichen österreichischen Ernährungspyramide wurden bereits mehrere Ernährungsinformations- und Aufklärungskampagnen gestartet. Unterstützt und abgerundet wird dies durch ein Sortiment an Rezeptbroschüren für unterschiedliche Zielgruppen. Die Broschüren sollen mit ihren einfachen und schmackhaften Rezepten Lust auf gesundes Kochen machen und informieren Konsument/inn/en darüber, dass Gesundheit und Genuss kein Widerspruch sein muss.
Für 2011 sind die Ausarbeitung von einheitlichen Ernährungsleitlinien und eine forcierte Tätigkeit bei der Aufklärungs-, Vernetzungs- und Medienarbeit bei den Zielgruppen Säuglinge und Kleinkinder sowie Stillende und Schwangere geplant.
Darüber hinaus sind Ernährungsinformationen für Kinder und Jugendliche wichtige Elemente der Gesundheitserziehung, weshalb dieser Thematik immer schon besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde. So ist Ernährung Bestandteil des Lehrplanes und des Unterrichtsprinzips „Gesundheitserziehung“. Zur Unterstützung dieser Aktivitäten gibt es die GIVE-Servicestelle für Gesundheitsbildung, eine Initiative des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK), meines Ressorts und des Österreichischen Jugendrotkreuzes, die als Info-Doku-Drehscheibe bundesweit Lehrer/innen bei ihrer pädagogischen Arbeit zu Themen wie psychosoziale Gesundheit, Bewegung, Ernährung und Suchtprävention hilft. Bei dieser Servicestelle können sowohl erfolgreich im Unterricht umgesetzte Modellprojekte abgerufen als auch Informationsmaterialien zum Thema Ernährung angefordert werden.
Auch in der Arbeit des Fonds Gesundes Österreich, einem Geschäftsbereich der Gesundheit Österreich GmbH, sind Kinder und Jugendliche in Bezug auf die Ernährung eine der wichtigsten Zielgruppen. Gesundheitsförderungsprojekte in den Settings Kindergarten und Schule werden ebenso gefördert wie außerschulische Projekte zur Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen. Eine ausführliche Projektdokumentation steht auf der Homepage des FGÖ zum Download zur Verfügung.
Weiters wurden im Rahmen des Projektes „Gesunde Schule“ - einer Kooperation zwischen BMUKK, BMG und dem Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger - Lebensstilthemen wie Ernährung und Bewegung gemeinsam mit Expert/inn/en aufbereitet und u.a. Qualitätsstandards für Ernährung und Bewegung in Schulen erarbeitet.
Dem Thema Ernährung von Kindern ist auch das Projekt „Richtig Essen von Anfang an“ gewidmet (eine Kooperation des BMG mit der AGES und dem Hauptverband).
Für die genannten Projekte, sowie 17 Projekte des „Fonds Gesundes Österreich“, wurden für 2010 von meinem Ressort rund € 707.000,- bereitgestellt.
Die Verbesserung des Ernährungszustandes ist ein langfristiges Unterfangen, welches nicht an Hand der Ergebnisse von einzelnen Projekten abgelesen werden kann. Aussagefähige Resultate werden daher erst die einschlägigen Parameter der Bevölkerungsstatistik in einigen Jahren bringen. Bei der Auswahl der Maßnahmen muss daher primär auf deren Plausibilität abgestellt werden.
Fragen 8 bis 11:
Die Beantwortung dieser Fragen fällt nicht in meinen Zuständigkeitsbereich.
Zu diesen Fragen verweise ich auf die Ausführungen des Herrn Bundesministers für Landesverteidigung und Sport zu 6741/J sowie der Frau Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur zu 6740/J.