6818/AB XXIV. GP
Eingelangt am 18.01.2011
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BM für Finanzen
Anfragebeantwortung
Frau Präsidentin
des Nationalrates
Mag. Barbara Prammer Wien, am 18. Jänner 2011
Parlament
1017 Wien GZ: BMF-310205/0253-I/4/2010
Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Auf die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 6945/J vom 18. November 2010 der Abgeordneten Ing. Christian Höbart, Kolleginnen und Kollegen beehre ich mich Folgendes mitzuteilen:
Einleitend wird darauf hingewiesen, dass die Mineralölsteuersätze seit 2007 nicht mehr angehoben wurden, weshalb keinesfalls von einer „fortlaufenden Erhöhung der Mineralöl-steuer“ gesprochen werden kann. Ergänzend darf daran erinnert werden, dass allfällige Änderungen der Steuersätze nicht „durch das Bundesministerium für Finanzen“ verfügt, sondern durch das österreichische Parlament als Gesetzgeber beschlossen werden.
Die Anpassung der Mineralölsteuersätze dient nicht nur als ein Beitrag zur notwendigen Konsolidierung der öffentlichen Finanzen. Der vorgesehene Zuschlag von 20 Euro je Tonne ausgestoßenes CO2, der einer Steuererhöhung in Höhe von 4 Cent je Liter Benzin und von 5 Cent je Liter Diesel entspricht, ist als Maßnahme zur Verringerung des CO2-Ausstoßes und damit als Teil einer ökologischen Steuerreform anzusehen.
Zu 1.:
Bei der
gestellten Frage nach der Entwicklung der Mineralölsteuer auf Treibstoffe
„in Prozentpunkten“ wird offenbar von der falschen Voraussetzung
ausgegangen, dass die Mineralölsteuer eine ad-valorem-Steuer sei.
Tatsächlich handelt es sich bei der Mineralöl-
steuer um eine Mengensteuer. Die Entwicklung der Mineralölsteuersätze
für Treibstoffe ist den nachstehenden Tabellen zu entnehmen:
|
Steuersätze |
|
ab |
Benzin |
Gasöl (Dieselöl) |
1.8.1949 |
26 S |
10 S |
5.5.1950 |
78 S |
30 S |
1.8.1951 |
138 S |
54 S |
1.4.1952 |
230 S |
90 S |
1.1.1961 |
255 S |
110 S |
1.6.1966 |
282 S |
133 S |
1.1.1971 |
282 S |
213 S |
1.1.1973 |
268 S |
213 S |
1.1.1974 |
295 S |
213 S |
18.3.1976 |
348 S |
260 S |
1.1.1979 |
381 S |
289 S |
1.7.1980 |
421 S |
325 S |
1.4.1981 |
448 S |
349 S |
|
Steuersätze |
||
ab |
verbleites Benzin |
unverbleites Benzin |
Gasöl (Dieselöl) |
1.1.1982 |
448 S |
448 S |
349 S |
1.4.1985 |
459 S |
428 S |
349 S |
1.4.1987 |
499 S |
442 S |
361 S |
1.1.1992 |
643 S |
535 S |
361 S |
1.1.1994 |
710 S |
602 S |
361 S |
ab |
verbleites Benzin |
unverbleites Benzin |
Gasöl (Dieselöl) |
1.1.1995 |
5.500 S |
4.510 S |
3.290 S |
1.5.1995 |
6.600 S |
5.610 S |
3.890 S |
1.1.2002 |
479 € |
407 € |
282 € |
ab |
verbleites Benzin |
unverbleites Benzin |
Gasöl (Dieselöl) |
|||
|
Schwefel- gehalt bis 10 mg/kg |
Schwefel- gehalt mehr als 10 mg/kg |
Schwefel- gehalt bis 10 mg/kg |
Schwefel- gehalt mehr als 10 mg/kg |
Schwefel- gehalt bis 10 mg/kg |
Schwefel- gehalt mehr als 10 mg/kg |
|
je 1000 l |
je 1000 l |
je 1000 l |
je 1000 l |
je 1000 l |
je 1000 l |
1.1.2004 |
489 € |
504 € |
417 € |
432 € |
302 € |
317 € |
ab |
verbleites Benzin |
unverbleites Benzin |
Gasöl (Dieselöl) |
|||
|
Schwefel- gehalt bis 10 mg/kg |
Schwefel- gehalt mehr als 10 mg/kg |
Schwefel- gehalt bis 10 mg/kg |
Schwefel- gehalt mehr als 10 mg/kg |
Gehalt an biogenen bis 10 mg/kg |
ansonsten |
|
je 1000 l |
je 1000 l |
je 1000 l |
je 1000 l |
je 1000 l |
je 1000 l |
1.10.2005 |
|
|
|
|
297 € |
325 € |
1.7.2007 |
519 € |
534 € |
447 € |
462 € |
347 € |
375 € |
|
verbleites Benzin |
unverbleites Benzin |
Gasöl (Dieselöl) |
|||
|
Gehalt an biogenen gehalt bis 10 mg/kg |
ansonsten |
Gehalt an biogenen bis 10 mg/kg |
ansonsten |
Gehalt an biogenen bis 10 mg/kg |
ansonsten |
|
je 1000 l |
je 1000 l |
je 1000 l |
je 1000 l |
je 1000 l |
je 1000 l |
ab 1.10.2007 |
514 € |
547 € |
442 € |
475 € |
347 € |
375 € |
|
verbleites Benzin |
unverbleites Benzin |
Gasöl (Dieselöl) |
|||
|
Gehalt an biogenen gehalt bis 10 mg/kg |
ansonsten |
Gehalt an biogenen bis 10 mg/kg |
ansonsten |
Gehalt an biogenen bis 10 mg/kg |
ansonsten |
|
je 1000 l |
je 1000 l |
je 1000 l |
je 1000 l |
je 1000 l |
je 1000 l |
ab 1.1.2010 |
514 € |
547 € |
442 € |
475 € |
347 € |
375 € |
ab 1.1.2011 |
554 € |
587 € |
482 € |
515 € |
397 € |
425 € |
ab |
Flüssiggas als Treibstoff |
1.1.1983 |
300 S je 100 kg Eigengewicht |
1.1.1984 |
260 S je 100 kg Eigengewicht |
1.1.1995 |
2.600 S je 1.000 kg |
1.5.1995 |
3.600 S je 1.000 kg |
1.1.2002 |
261 € je 1.000 kg |
Zu 2.:
Die nachfolgenden Daten enthalten neben der Steuer auf Treibstoffe auch jene auf Mineralöle als Heizstoffe, sofern die jeweiligen Heizstoffe im entsprechenden Jahr besteuert wurden, sowie die Sonderabgabe auf Erdöl (1981-1995).
Zu 3. bis 6.:
Die durchschnittliche jährliche Belastung eines Haushalts bzw. eines kleinen oder mittleren Unternehmens in Österreich durch die Mineralölbesteuerung hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen insbesondere die Art der verwendeten Treib- bzw. Heizstoffe, die Zahl und Art der betriebenen Kraftfahrzeuge, deren durchschnittlicher Verbrauch, die jährliche Kilometerleistung, die Zahl der Haushaltsangehörigen bzw. Mitarbeiter, etc.
Laut Konsumerhebung 2004/2005 von Statistik Austria betragen die durchschnittlichen Ausgaben aller Haushalte für Benzin und Diesel rund 3,6% der Gesamtausgaben eines Haushalts. Der Anteil der Mineralölsteuer am Brutto-Preis von Benzin und Diesel schwankt natürlich erheblich in Abhängigkeit vom Rohölpreis und ist aufgrund des geringeren Steuersatzes bei Diesel niedriger als bei Benzin. Seit der letzten Mineralölsteuererhöhung (Mitte 2007) beträgt der Mineralölsteueranteil bei Diesel zwischen rund 25% und 39% (durchschnittlich rund 32%) und bei Benzin zwischen rund 33% und 50% (durchschnittlich rund 39%) des Bruttopreises. Die durchschnittliche Belastung aller Haushalte durch die Mineralölsteuer kann somit auf gut 1 bis 1,5% der Gesamtausgaben geschätzt werden. Im Vergleich dazu beträgt der Anteil für Ernährung (und alkoholfreie Getränke) rund 13% und für Wohnen und Energie rund 22%.
Zu 7. bis 10.:
Die vorgeschlagene Mineralölsteuerermäßigung für KMU aus den Bereichen Tourismus, Handel oder Gewerbe würde nicht nur den Zielsetzungen einer ökologischen Steuerreform zuwider laufen und – selbst im Falle einer Deckelung – zu erheblichen Steuerausfällen führen. Darüber hinaus wäre eine Steuerermäßigung in dieser allgemeinen Form EU-widrig, da die einschlägige Energiesteuer-Richtlinie 2003/96/EG des Rates vom 27. Oktober 2003 zur Restrukturierung der gemeinschaftlichen Rahmenvorschriften zur Besteuerung von Energie-erzeugnissen und elektrischem Strom keine Rechtsgrundlage dafür bietet. Zudem wäre eine solche Regelung als Beihilfe zu klassifizieren. Eine dem § 7a Mineralölsteuergesetz entsprechende Vergütungsregelung für KMU ist daher aus heutiger Sicht nicht realisierbar.
Mit freundlichen Grüßen