7389/AB XXIV. GP

Eingelangt am 22.03.2011
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

BM für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz

Anfragebeantwortung

Ich beantworte die an mich gerichtete schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 7761/J der Abgeordneten Mag. Maier u. a. betreffend „Kaufsucht (Shopping-Sucht) eine Abhängigkeitserkrankung“ wie folgt:

 

Frage 1: Liegen Ihnen konkrete Zahlen vor, wie viele Menschen in Österreich „kaufsüchtig“ sind (Aufschlüsselung männlich/weiblich)?

 

Auch meinem Ressort liegt dazu nur die bereits erwähnte Umfrage der AK aus dem Jahr 2010 über das Thema „Kaufsucht in Österreich“ vor, die das Gallup-Institut durchführte: Demnach sind in Österreich 19% der Bevölkerung deutlich kaufsuchtgefährdet, 8% sind stark kaufsuchtgefährdet, was einen Gesamtanteil an Kaufsuchtgefährdeten von 27% ergibt.

 

Nach dieser Umfrage zeigen Frauen deutlich höhere Werte der Kaufsuchtgefährdung, 62% der Kaufsuchtgefährdeten sind demnach weiblich.

 

Frage 2: Liegen Ihnen konkrete Zahlen vor, wie viele Jugendliche in Österreich bereits „kaufsüchtig“ sind (Aufschlüsselung männlich/weiblich)?

 

Ebenfalls verdeutlicht die genannte Umfrage der AK, dass die Gruppe der Jugendlichen am stärksten kaufsuchtgefährdet ist. Wieder ist laut der Studie auffallend, dass auch hier das Schwergewicht der Gefährdung bei den jungen Frauen liegt (53% der 14-24-jährigen Frauen sind gefährdet, dagegen „nur“ 40% der 14-24-jährigen Männer).

 

Frage 3: Liegen dem Ressort diesbezüglich Zahlen aus anderen Mitgliedsstaaten der EU vor?


Wie ebenfalls aus der Studie der AK-hervorgeht, wurden in Deutschland und Dänemark ähnliche Studien durchgeführt. In Deutschland sind demnach weniger Menschen (19%) kaufsuchtgefährdet. Die Studie aus Dänemark war noch in Auswertung begriffen.

 

Frage 4: Wie wird seitens Ihres Ressorts „Kaufsucht“ definiert?

 

Wenn innerhalb des Ressorts von „Kaufsucht“ gesprochen wird, wird zumeist auf den allgemeinen Wortsinn gemäß dem üblichen Wortgebrauch abgestellt. Eine sich in einschlägigen Artikeln häufig findende Definition ist folgende:

 

„Unter Kaufsucht wird das episodisch auftretende, zwanghafte Kaufen von Konsumgütern und Dienstleistungen verstanden.“

 

Im Kern deckt sich diese Definition mit dem Begriffsverständnis des Ressorts, näheres dazu findet sich in der Beantwortung der Frage 7.

 

Frage 5: Welche Ursachen führen Ihrer Meinung nach in die Kaufsucht, insbesondere bei Jugendlichen?

 

Die Ursachen sind in der angeführten Studie der AK angeführt. Es besteht kein Zweifel an diesen Aussagen.

Insofern kann insbesondere angenommen werden, dass Jugendliche in der Phase der persönlichen Selbstfindung leichter empfänglich für Werbung, Mode und Lifestyle und daher auch häufiger Zielgruppe von Werbeaktionen sind.

 

Frage 6: Welche sozialen Probleme sind Ihnen im Zusammenhang mit der Kaufsucht bekannt?

 

Kaufsucht, die laut der zitierten Studie, bei einkommensschwachen Personen häufiger anzutreffen ist, kann zur Überschuldung führen.

 

Frage 7: Wie beurteilen Sie den Zusammenhang von Kaufsucht und Überschuldung?


De facto macht es für die Überschuldung keinen Unterschied, ob bedürfnisorientiert oder suchtbestimmt gekauft wird – in beiden Fällen wird ein Konto auf die gleiche Weise belastet. Da sich das Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz u.a. zum Ziel gesetzt hat, der Überschuldung entgegenzuwirken, muss auch jenes Kaufverhalten bekämpft werden, das streng genommen nicht unter die Kaufsucht fällt, aber dennoch existenzgefährdend sein kann.

Hinzuzufügen ist, dass die Basis der Daten eine Umfrage ist, die 16 Fragen zum Thema „Kaufsucht“ stellt. Die Auswertung der Umfrage ist von der mehr oder weniger gelungenen Selbsteinschätzung der Teilnehmer abhängig. Für die Art der Überschuldung und deren Vergleichbarkeit zu anderen Ländern wären weitergehende Fragen notwendig.

 

Frage 8: Werden Sie, wenn dem Ressort keine Zahlen vorliegen, diesbezügliche Studien in Auftrag geben bzw. werden Sie diesbezügliche Projekte fordern?

 

Da grundsätzlich die Ursachen und der Umfang der Überschuldung hinlänglich bekannt sind, sind keine Studien zur Kaufsucht geplant. Bei damit betrauten Organisationen (z.B. Schuldenberatungen) wird lediglich angefragt werden, ob in letzter Zeit Änderungen der Schuldnerstruktur (Verlagerung zu den jungen Menschen oder Frauen) auffällig geworden sind.

 

Frage 9: Sind Ihnen Studien anderer EU-Mitgliedsstaaten bekannt, die sich mit der Problematik der Kaufsucht befassen?

 

Weitere Studien sind uns nicht bekannt.

 

Frage 10: Welche Maßnahmen planen Sie aus konsumentenpolitischen Überlegungen 2011 zur Bekämpfung der „Kaufsucht“? Welche präventiven Aktivitäten (Präventionsprogramm) sind geplant?

 

Den Einflüssen, die über die Medien in Form der Werbung auf KonsumentInnen einwirken, kann seitens des Ministeriums kaum gegengesteuert werden. Für Bewusstseinsformung in die dem Mainstream entgegengesetzte Richtung fehlt es auch wesentlich an finanziellen Mitteln – man muss sich nur verdeutlichen, welche immensen Summen jährlich in die Werbung fließen und wie dicht durchdrungen jeder Lebensbereich von ihr ist. Konsum wird dabei häufig als erstrebenswertes Lebensziel vermittelt.

 

Da, wie die Umfrage zeigt, vermehrt die Jugend von der Kaufsucht betroffen ist, richtet sich der Fokus des Ressorts auch weiterhin auf die Aufklärungsarbeit bei dieser Gruppe. Hinzuweisen ist an dieser Stelle auf die seitens des Ressorts gepflegte Website „www.konsumentenfragen.at“, die unter dem Schlagwort „Verbraucherbildung“ ein umfassendes Repertoire an Materialien für den Schulunterricht, Übungen und Tests zur Aufklärung von Jugendlichen zur Verfügung stellt (7 der 16 Module für die 8. Schulstufe beschäftigen sich mit dem bewussten Umgang mit Geld). Die Bereiche sind nach Altersstufen gegliedert und auch auf eine Weise aufbereitet, die eine leichte Verwendbarkeit im Unterricht ermöglicht.

 

Frage 11: Halten Sie zur Bekämpfung dieser Sucht weitere legislative oder administrative Maßnahmen – eventuell gemeinsam mit anderen Ressorts – für notwendig?

 

Sofern es sich um krankhafte Störungen handelt, ist das BM für Gesundheit zuständig.

 

Frage 12: In welcher Form werden Sie die Öffentlichkeit – insbesondere Jugendliche – auf die Kaufsuchtproblematik und die Auswirkung aufmerksam machen?

 

Zur Antwort auf diese Frage siehe Antwort 10.