757/AB XXIV. GP

Eingelangt am 20.03.2009
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BM für Unterricht, Kunst und Kultur

Anfragebeantwortung

 

 

 

Bundesministerium für

Unterricht, Kunst und Kultur

 

 

 

 

Frau

Präsidentin des Nationalrates

Mag. Barbara Prammer

Parlament

1017 Wien

 

Geschäftszahl:

BMUKK-10.000/0026-III/4a/2009

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wien, 19. März 2009

 

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 713/J-NR/2009 betreffend Begrenzung des Anteils nicht deutschsprachiger Schülerinnen und Schüler an den oberösterreichischen Pflichtschulen auf 30%, die die Abg. Ursula Haubner, Kolleginnen und Kollegen am 22. Jänner 2009 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:

 

Zu Fragen 1 und 2:

Ja, die gegenständliche Entschließung betr. Prüfung von Maßnahmen zur Gewährleistung einer optimalen Zuordnung der Kinder, die die Unterrichtsprache Deutsch nicht ausreichend beherrschen, in die jeweilige Jahrgangsklasse ist bekannt. Festzuhalten ist, dass Klassenbildungen – im Pflichtschulbereich auch in Abhängigkeit von den bestehenden Sprengeln – den Schulleitungen unter Beachtung der Bestimmungen über die Schulorganisation obliegt. Ungeachtet des Umstandes, dass eine gleichmäßige Verteilung mit zunehmenden Anteil von Kindern, die die Unterrichtssprache nicht ausreichend beherrschen, an die Grenzen der Durchführbarkeit auch im Hinblick auf die zur Klassenbildung erforderlichen Schülerzahl stößt, wird hinsichtlich der Förderung von Schülerinnen und Schülern mit anderen Erstsprachen als Deutsch auf die Beantwortung der nachfolgenden Fragen hingewiesen.


Zu Fragen 3 und 4:

Dazu wird auf die angeschlossenen Beilagen 1 und 2 verwiesen.

 

Zu Fragen 5 und 6:

Es ist eine wichtige Aufgabe der Bildungspolitik, für alle Kinder und Jugendlichen, unabhängig von ihrer sozialen und kulturellen Herkunft, die Chance auf eine bestmögliche Bildung und Ausbildung sicherzustellen. Alle Kinder und Jugendlichen sollen optimal gefördert werden, um ihre Potentiale zu stärken und auszubauen, Benachteiligungen sollen ausgeglichen und Chanchengerechtigkeit hergestellt werden. Mit der frühen sprachlichen Förderung, den Sprachförderkursen nunmehr auch an Hauptschulen und Polytechnischen Schulen, der von den einzelnen Schulstandorten bei Bedarf individuell genützt werden kann, sowie der Neuen Mittelschule und den Impulsen zur Weiterentwicklung der Individualisierung, Differenzierung und Förderdidaktik („Initiative „25+“: Individualisierung des Unterrichts, Persönlichkeit und Lernvoraussetzungen der einzelnen Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt stellen“) sind wichtige Maßnahmen gesetzt worden.

 

Darüber hinaus werden speziell an mehreren Volksschulstandorten in Oberösterreich Schulversuche geführt, deren Ziel das rasche Erlernen der deutschen Sprache ist.

 

Zu Frage 7:

Studien wie PIRLS und PISA belegen, dass die Ergebnisse von Migrantinnen und Migranten der 2. Generation gegenüber jenen der 1. Generation teilweise sogar schwächer werden. Dies bestärkt das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur darin, was die Förderung von Schülerinnen und Schülern mit anderen Erstsprachen als Deutsch betrifft, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Sowohl der Ausbau der Deutschförderung (Ausweitung der Sprachförderkurse über die Volksschulen hinaus auf die Hauptschulen und Polytechnischen Schulen) als auch jener des muttersprachlichen Unterrichts kommen dieser Gruppe von Schülerinnen und Schülern zugute. Auch gezielte Initiativen in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften sollen letztendlich zur Förderung dieser Zielgruppe beitragen.

 

Zu Fragen 8 und 9:

Die beigeschlossene Auswertung (Beilage 3) über die Entwicklung des Privatschulanteils in Oberösterreich in den letzten Jahren zeigt über alle Schularten gerechnet im Vergleichszeitraum Schuljahr 2003/04 bis 2007/08 einen Anstieg um 0,9 Prozentpunkte (von 6,1% auf 7,0%). Betrachtet man nur den Pflichtschulbereich inkl. AHS-Unterstufe und allgemein bildende Statutschulen, dann beträgt der Anstieg im oben genannten Zeitraum sogar nur 0,5 Prozentpunkte (von 4,9% auf 5,4%), woraus sich ableiten lässt, dass in Oberösterreich die Zunahme des Privatschulanteils primär im Bereich der weiterführenden Schulen stattgefunden hat und ein Zusammenhang mit dem Anstieg der Schülerinnen und Schüler mit nicht-deutscher Muttersprache nicht unterstellt werden kann.

 


Zu Frage 10:

Zum angeführten Vorschlag, in jeder Pflichtschule eine Klasse mit zumindest 70% Schülerinnen und Schülern deutscher Muttersprache verpflichtend zu führen, ist zunächst anzumerken, dass die Erstsprache eines Schülers/einer Schülerin noch nichts über dessen/deren Kompetenz in der Unterrichtssprache Deutsch aussagt, sodass eine Aufteilung anhand der Erstsprachen schon allein deshalb nicht zielführend ist.

 

Abgesehen davon, dass dieser Vorschlag in einigen Wohnbezirken der städtischen Ballungs­zentren organisatorisch nicht umzusetzen wäre, würde die verpflichtende Führung zumindest einer Klasse mit 70% Schülerinnen und Schülern mit deutscher Muttersprache an vielen Schulstandorten zur Trennung der Kinder nach Herkunftssprachen führen – wenn auch nicht innerhalb eines Schulstandorts, so doch innerhalb einer Klasse. Dass eine solche Segregation Schülerinnen und Schülern mit anderen Erstsprachen besonders schadet, belegen Studien aus der Spracherwerbsforschung.

 

Aber auch Schülerinnen und Schüler mit deutscher Erstsprache profitieren nicht wirklich davon, wenn sie ihrerseits ein Ghetto bilden – vor allem nicht in Hinblick auf den Erwerb sozialer und interkultureller Kompetenzen, die von der Wirtschaft zunehmend gefordert werden. Die Befürchtung mancher Eltern, dass die Chancen ihrer Kinder allein durch die Anwesenheit von fremdsprachigen Mitschülerinnen und Mitschülern beeinträchtigt würden, findet in der Realität keine Entsprechung.

 

Für den schulischen Erfolg aller Schülerinnen und Schüler ist weniger die Zusammensetzung der Klasse als eine Vielzahl anderer Faktoren (kompetentes und motiviertes Lehrpersonal, angenehmes Schulklima, attraktive zusätzliche Lernangebote) ausschlaggebend.

 

Zu Fragen 11 und 12:

Um allen Kindern beste Bildungsmöglichkeiten und Startchancen in das spätere Berufsleben unabhängig von ihrer sozioökonomischen Herkunft zu bieten, soll die vorschulische Bildung im Rahmen von privaten wie öffentlichen Kindergärten und altersgemischten Gruppen im letzten Jahr vor Schuleintritt forciert werden. Entsprechend dem Regierungsprogramm für die XXIV. Gesetzgebungsperiode sind dafür in den Jahren 2009 und 2010 jeweils 70 Mio. Euro vorgesehen. Die organisatorische Umsetzung des verpflichtenden Kindergartenjahres liegt beim Staatssekretariat im Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend.

 

Beilagen

 

 

Die Bundesministerin:

Dr. Claudia Schmied eh.


Anteil der Schüler/innen mit nicht-deutscher Muttersprache in den Städten Linz, Steyr und Wels im Schuljahr 2007/08

Schultyp

Stadt/Bezirk

Schüler/innen gesamt

darunter mit nicht-deutscher Muttersprache

%-Anteil

Volksschulen

Linz (Stadt)

7.036

2.856

40,6%

Volksschulen

Steyr (Stadt)

1.470

491

33,4%

Volksschulen

Wels (Stadt)

2.590

1.269

49,0%

Hauptschulen

Linz (Stadt)

4.340

1.876

43,2%

Hauptschulen

Steyr (Stadt)

1.672

448

26,8%

Hauptschulen

Wels (Stadt)

2.181

1.138

52,2%

Sonderschulen und Sonderschulklassen

Linz (Stadt)

284

123

43,3%

Sonderschulen und Sonderschulklassen

Steyr (Stadt)

154

45

29,2%

Sonderschulen und Sonderschulklassen

Wels (Stadt)

89

33

37,1%

Polytechnische Schulen

Linz (Stadt)

369

184

49,9%

Polytechnische Schulen

Steyr (Stadt)

130

16

12,3%

Polytechnische Schulen

Wels (Stadt)

162

87

53,7%

Allgemein bildende höhere Schulen

Linz (Stadt)

10.535

984

9,3%

Allgemein bildende höhere Schulen

Steyr (Stadt)

1.670

114

6,8%

Allgemein bildende höhere Schulen

Wels (Stadt)

2.765

274

9,9%

   darunter AHS - Unterstufe

Linz (Stadt)

5.597

635

11,3%

   darunter AHS - Unterstufe

Steyr (Stadt)

1.061

85

8,0%

   darunter AHS - Unterstufe

Wels (Stadt)

1.779

203

11,4%

Berufsbildende Pflichtschulen

Linz (Stadt)

10.500

658

6,3%

Berufsbildende Pflichtschulen

Steyr (Stadt)

2.428

77

3,2%

Berufsbildende Pflichtschulen

Wels (Stadt)

3.166

149

4,7%

Berufsbildende mittlere Schulen

Linz (Stadt)

1.760

355

20,2%

Berufsbildende mittlere Schulen

Steyr (Stadt)

638

93

14,6%

Berufsbildende mittlere Schulen

Wels (Stadt)

769

210

27,3%

Berufsbildende höhere Schulen

Linz (Stadt)

6.150

417

6,8%

Berufsbildende höhere Schulen

Steyr (Stadt)

2.287

141

6,2%

Berufsbildende höhere Schulen

Wels (Stadt)

2.905

375

12,9%

Höhere Anstalten der Lehrer- und Erzieherbildung

Linz (Stadt)

892

5

0,6%

Höhere Anstalten der Lehrer- und Erzieherbildung

Steyr (Stadt)

294

3

1,0%

Sonstige allgemein bildende Schulen (Statut)

Linz (Stadt)

274

3

1,1%

Sonstige allgemein bildende Schulen (Statut)

Wels (Stadt)

21

1

4,8%

Sonstige berufsbildende Schulen (Statut)

Linz (Stadt)

361

21

5,8%

Sonstige berufsbildende Schulen (Statut)

Steyr (Stadt)

61

-

0,0%

Sonstige berufsbildende Schulen (Statut)

Wels (Stadt)

12

-

0,0%


Quelle: Bildungsdokumentation


Oberösterr. Schulen mit dem höchsten Anteil an Schüler/innen mit nicht-deutscher Muttersprache im Schuljahr 2007/08

Schultitel

Straße und Hausnummer

PLZ

Ort

Anteil der Schüler/innen mit nicht-dt. Muttersprache

Hauptschule 5 Otto-Glöckel-Schule

Dürrnbergerstraße 1-3

4020

Linz, Donau

94,6%

Volksschule 1

Tegetthoffstraße 23

4020

Linz, Donau

90,3%

Volksschule 8 Götheschule

Südtirolerstraße 13-15

4020

Linz, Donau

90,1%

Volksschule 12 Otto-Glöckel-Schule

Wiener Straße 42

4020

Linz, Donau

85,4%

Volksschule 10 Grillparzerschule

Grillparzerstraße 49

4020

Linz, Donau

82,8%

Volksschule 17 Kleinmünchen

Zeppelinstraße 44

4030

Linz, Donau

82,5%

Hauptschule I

Schulstraße 11

4050

Traun

81,9%

Hauptschule 10 Zeppelinschule

Zeppelinstraße 44

4020

Linz, Donau

81,0%

Volksschule

Linzer Straße 7

4050

Traun

78,7%

Hauptschule 11 Diesterwegschule

Khevenhüllerstraße 3

4020

Linz, Donau

78,7%


Bundesland

Oberösterreich

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zahl der Schüler/innen

 

Schulerhalter

 

 

Anteil privat
in %

Schulart

Schuljahr

öffentlich

privat

zusammen

Volksschulen

2003/04

69.708

1.043

70.751

1,5%

 

2004/05

67.460

1.056

68.516

1,5%

 

2005/06

65.325

1.068

66.393

1,6%

 

2006/07

63.203

1.069

64.272

1,7%

 

2007/08

61.177

1.096

62.273

1,8%

 

 

 

 

 

 

Hauptschulen

2003/04

52.637

2.240

54.877

4,1%

 

2004/05

52.464

2.307

54.771

4,2%

 

2005/06

51.541

2.316

53.857

4,3%

 

2006/07

50.773

2.385

53.158

4,5%

 

2007/08

49.079

2.396

51.475

4,7%

 

 

 

 

 

 

Sonderschulen und Sonderschulklassen

2003/04

1.819

-

1.819

0,0%

 

2004/05

1.708

-

1.708

0,0%

 

2005/06

1.653

-

1.653

0,0%

 

2006/07

1.491

-

1.491

0,0%

 

2007/08

1.453

-

1.453

0,0%

 

 

 

 

 

 

Polytechnische Schulen

2003/04

4.418

-

4.418

0,0%

 

2004/05

4.588

-

4.588

0,0%

 

2005/06

4.713

-

4.713

0,0%

 

2006/07

4.776

-

4.776

0,0%

 

2007/08

4.831

-

4.831

0,0%

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

APS zusammen

2003/04

128.582

3.283

131.865

2,5%

 

2004/05

126.220

3.363

129.583

2,6%

 

2005/06

123.232

3.384

126.616

2,7%

 

2006/07

120.243

3.454

123.697

2,8%

 

2007/08

116.540

3.492

120.032

2,9%

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

AHS-Unterstufe

2003/04

13.136

3.586

16.722

21,4%

 

2004/05

13.358

3.708

17.066

21,7%

 

2005/06

13.901

3.185

17.086

18,6%

 

2006/07

13.821

3.398

17.219

19,7%

 

2007/08

13.657

3.507

17.164

20,4%

 

 

 

 

 

 

Sonstige allgemein bild. Schulen (Statut)

2002/03*)

-

388

388

100,0%

 

2004/05

-

406

406

100,0%

 

2005/06

-

441

441

100,0%

 

2006/07

-

383

383

100,0%

*) keine Zahlen für 2003/04 verfügbar, daher 02/03

2007/08

-

456

456

100,0%

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

zusammen

2003/04

141.718

7.257

148.975

4,9%

 

2004/05

139.578

7.477

147.055

5,1%

 

2005/06

137.133

7.010

144.143

4,9%

 

2006/07

134.064

7.235

141.299

5,1%

 

2007/08

130.197

7.455

137.652

5,4%

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Alle Schulen in Oberösterreich

2003/04

208.929

13.675

222.604

6,1%

(ohne lehrerbildende Akademien und

2004/05

207.271

15.398

222.669

6,9%

ohne Schulen des Gesundheitswesens)

2005/06

206.993

14.602

221.595

6,6%

 

2006/07

204.326

14.979

219.305

6,8%

 

2007/08

202.047

15.204

217.251

7,0%

Quelle: Statistik Austria - Bildungsdokumentation, 2003/04-2005/06: vorläufige Zahlen