8577/AB XXIV. GP
Eingelangt am
28.07.2011
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BM für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
Anfragebeantwortung

NIKOLAUS BERLAKOVICH
Bundesminister
An die Zl. LE.4.2.4/0110-I 3/2011
Frau Präsidentin
des Nationalrates
Mag.a Barbara Prammer
Parlament
1017 Wien Wien, am 26. Juli 2011
Gegenstand: Schriftl. parl. Anfr. d. Abg. z. NR Gerhard Huber, Kolleginnen
und Kollegen vom 16. Juni 2011, Nr. 8805/J, betreffend
Borkenkäfer in den Naturschutzgebieten
Auf die schriftliche parlamentarische Anfrage der Abgeordneten Gerhard Huber, Kolleginnen und Kollegen vom 16. Juni 2011, Nr. 8805/J, teile ich Folgendes mit:
Zu Frage 1:
Nationalpark Donau-Auen:
Kein Befall.
Nationalpark Gesäuse:
Der Borkenkäferbefall im Nationalpark Gesäuse hat in den letzten Jahren zugenommen. Im vorigen Jahr 2010 wurden über 10.000 Festmeter „Fangbäume“ zur Bekämpfung gelegt bzw. befallene Bäume gefällt und aus dem Wald gebracht. Auch im heurigen Jahr wird etwa wieder die gleiche Menge an „Fangbäumen“ geschlägert bzw. befallenes Holz aus dem Nationalpark gebracht.
Nationalpark Hohe Tauern:
Derzeit kein Befall (Salzburg und Tirol).
Durch die Sturmschäden „Emma“ und "Paula" (2008) ist das Borkenkäferproblem derzeit im Kärntner Bezirk Spittal a. d. Drau hoch. Auch im Kärntner Anteil des Nationalparks Hohe Tauern gibt es Borkenkäferbefall, wird aber durch Vorschreibung der Behörde von den Waldbesitzern konsequent aufgearbeitet und bekämpft.
Nationalpark Kalkalpen:
Der Borkenkäferbefall ist im Jahr 2011 im Vergleich zum Vorjahr zurückgefallen. So wurden im Jahr 2010 bis zur 25. Kalenderwoche 13.000 Festmeter befallende Fichtenstämme an die Behörden gemeldet, während im Vergleichszeitraum 2011 nur 7.000 Festmeter gefunden wurden.
Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel:
Kein Befall.
Nationalpark Thayatal:
Kein Befall.
Zu Frage 2:
Nationalpark Donau-Auen:
Kein Befall, daher keine Maßnahmen notwendig.
Nationalpark Gesäuse:
Siehe Frage 1: Es findet speziell im Bereich zu benachbarten Grundeigentümern eine intensive Forstschutzprophylaxe statt (Fangbäume, Abtransport von befallendem Holz von über 10.000 Festmeter jährlich).
Nationalpark Hohe Tauern:
Kein Handlungsbedarf in Salzburg und Tirol. Bezüglich Kärnten wird auf die Beantwortung der Frage 1 verwiesen.
Nationalpark Kalkalpen:
Zum Schutz angrenzender Wirtschaftswälder wurde an der Außengrenze des Nationalparks der Borkenkäfer-Bekämpfungsbereich gemeinsam mit den Grundnachbarn im Herbst 2009 festgelegt. Die Gesamtgröße liegt bei rund 5.000 Hektar und umfasst eine durchschnittliche
Breite von 500 Metern und in einigen Fällen über 1.000 Meter. Im Laufe der letzten drei Jahre wurden die Borkenkäfer-Bekämpfungsmaßnahmen intensiviert:
- 2008 wurden 16.700 Festmeter,
- 2009 wurden 39.000 Festmeter und
- 2010 wurden 72.000 Festmeter Fichte an Akutmaßnahmen im Bekämpfungsbereich umgeschnitten und entfernt oder vor Ort entrindet.
Zur Bewerkstelligung der Borkenkäferbekämpfung waren 2010 durchgehend 40 Mann im Einsatz sowie 10 Seilkräne, 10 Schlepper und Traktoren sowie 9 Frächter mit jeweils mehreren LKWs. Zudem haben sich 12 Forstfachkräfte ausschließlich mit der Suche neu befallender Fichten beschäftigt. Dadurch konnten im Jahr 2010 insgesamt 750 Waldorte mit befallenen Fichten aufgefunden, die Bäume umgeschnitten und aus dem Wald entfernt werden. 12.000 Festmeter Fichten wurden entrindet und vor Ort liegengelassen, da sie nicht bringbar bzw. als Naturschutzauflage belassen werden mussten.
Diese Maßnahmen werden auch im Jahr 2011 in vollem Umfang fortgeführt.
Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel:
Kein Befall, daher keine Maßnahmen notwendig.
Nationalpark Thayatal:
Seit 2005 ist der Nationalpark Thayatal Teil des österreichweiten Monitorings.
Seit 2000 findet die kontinuierliche Umwandlung nicht heimischer Fichtenwälder in Laubmischwälder statt (Renaturierungsprogramm). Damit wird dem Borkenkäfer die Lebensgrundlage entzogen. Außerdem werden die natürlichen Gegenspieler des Borkenkäfers gefördert (Totholz, Artenvielfalt, etc.). Der Nationalpark ist kein Quellgebiet mehr für den Borkenkäfer.
Zu Frage 3:
Nationalpark Donau-Auen:
Kein Befall, daher derzeit keine Kommunikation notwendig.
Nationalpark Gesäuse:
Der größte Grundeigentümer außerhalb des Nationalparks sind die Steiermärkischen Landesforste. Diesem Betrieb wird auch die Durchführung des Fachbereiches „Wald- und Wildtiermanagement“ im Nationalpark Gesäuse übertragen. Der Forstdirektor der Steiermärkischen Landesforste übt gleichzeitig die Funktion des Fachbereichleiters „Wald- und Wildtiermanagement“ im Nationalpark aus.
Ein weiterer Großgrundbesitzer im Umfeld des Nationalparks ist das Benediktinerstift Admont. In Zusammenhang mit dem Thema „Borkenkäfer“ wurde seitens des Forstbetriebes noch keine Kritik geübt oder Anträge auf eine Änderung der Forstschutzprophylaxe gestellt.
Im Bereich „Johnsbach“ gibt es eine Reihe von bäuerlichen Waldbesitzern im Umfeld des Nationalparks. Eine entsprechende Forstschutzprophylaxe im Nationalpark – angrenzend zu den bäuerlichen Waldbesitzern – wird durchgeführt und behördlich auch konsequent von der Nationalparkverwaltung eingefordert bzw. vorgegeben.
Nationalpark Hohe Tauern:
Die Kommunikation erfolgt durch und mit der zuständigen Behörde sowie in den entsprechend eingerichteten Organisationen und Gremien, wie Grundbesitzerinteressensgemeinschaften und Bezirksforstinspektionen.
Nationalpark Kalkalpen:
Im September 2009 wurde gemeinsam mit den angrenzenden Waldeigentümern, den Behörden und Amtssachverständigen eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die sich mit der Borkenkäferbekämpfung auseinandersetzt. Im Jänner 2010 wurde dazu eine Vereinbarung mit den angrenzenden Waldeigentümern getroffen und auf Basis eines Borkenkäferbekämpfungsplanes wurden umfangreiche Maßnahmen festgelegt.
Bestandteil des Borkenkäferbekämpfungsplanes ist die regelmäßige Kommunikation zwischen der Nationalparkverwaltung und den angrenzenden Grundeigentümern, wobei neben regelmäßigen gemeinsamen Besprechungen, Begehungen vor Ort, monatliche Exkursionen gemeinsam mit Amtssachverständigen und Forstexperten durchgeführt werden.
Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel:
Kein Befall, daher derzeit keine Kommunikation notwendig.
Nationalpark Thayatal:
Es finden laufend Kontakte mit den größeren WaldbesitzerInnen statt.
Zu Frage 4:
Im Rahmen des Beirates Nationalparks Austria, der Dachorganisation aller österreichischen Nationalparks, wurde ein Fachausschuss zum Thema „Borkenkäfermanagement“ eingerichtet.
Der Fachausschuss besteht aus VertreterInnen des Bundes, der Länder, der NGOs und der Nationalparks sowie externen ExpertInnen und tagt unter dem Vorsitz von SR Dipl.Ing. Andreas Januskovecz. Der Fachausschuss Borkenkäfermanagement hat am 30.5.2011 in Molln, Nationalpark Kalkalpen seine Arbeit aufgenommen. Nach Besichtigungen vor Ort bestand in den Beratungen der VertreterInnen des Ausschusses Konsens darüber, dass dem Nationalparkgedanken im Sinne des Prozessnaturschutzes, insbesondere in den Kernzonen, die maximalen Möglichkeiten einzuräumen sind. Gleichzeitig ist dem vorbeugenden Nachbarschaftsschutz durch geeignete Maßnahmen voll Rechnung zu tragen. Die von den ausgewiesenen Fachleuten profund geführte Diskussion wird in diesem Sinne fortgesetzt.
Nationalpark Donau-Auen:
Kein Befall, daher derzeit kein Handlungsbedarf.
Nationalpark Gesäuse:
Es gibt einen „Waldmanagementplan“, wo – unter anderem – eine Forstschutzprophylaxe bzw. Borkenkäferbekämpfung zum Schutz benachbarter Waldeigentümer festgeschrieben ist. Die Borkenkäferbekämpfung findet aufgrund der gesetzlichen Grundlagen (ForstG 1975 idgF) statt.
Nationalpark Hohe Tauern:
Siehe Frage 1, daher kein Handlungsbedarf.
Nationalpark Kalkalpen:
Mit den angrenzenden Waldbesitzern wurde zur Borkenkäferthematik ein Übereinkommen abgeschlossen, das einen Borkenkäferbekämpfungsplan im Nationalpark sowie seine jährliche Evaluierung und die regelmäßige Kommunikation zwischen den Land- und Forstwirten, den Behörden und Amtssachverständigen vorsieht.
Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel:
Kein Befall, daher derzeit kein Handlungsbedarf.
Nationalpark Thayatal:
Geplant ist die gezielte Umwandlung der Fichtenbestände (bis 2014) laut Managementplan des Nationalparks Thayatal.
Zu Frage 5:
Nationalpark Donau-Auen:
Nein, kein Bedarf.
Nationalpark Gesäuse:
Die Entfernung befallener Bäume und damit verbundene etwaige negative „Deckungsbeiträge“ hat die Nationalpark Gesäuse GmbH selbst zu tragen. Die Nationalpark Gesäuse GmbH ist Pächter der Nationalparkflächen. Eine zusätzliche Entschädigung der Nationalpark Gesäuse GmbH für etwaige Mehrkosten aufgrund der Forstschutzprophylaxe bzw. Borkenkäferbekämpfung ist nicht vorgesehen, zumal die Nationalpark Gesäuse GmbH ohnehin jährliche Gesellschafterzuschüsse vom Bund und Land Steiermark für die Sicherstellung des Betriebes der Nationalparkverwaltung erhält.
Nationalpark Hohe Tauern:
Siehe Frage 1, daher kein Handlungsbedarf.
Es gibt Ausgleichszahlungen für die GrundbesitzerInnen im Schutzgebiet, nicht aber speziell für die Borkenkäferproblematik.
Nationalpark Kalkalpen:
Ausgleichszahlungen sind nicht vorgesehen, da die Borkenkäferthematik nach den Stürmen „Kyrill“, „Emma“ und „Paula“ sowie durch die Risikofaktoren „zu hoher Fichten-Anteil“ und der generelle Temperaturanstieg die Waldflächen im Nationalpark sowie außerhalb des Nationalparks gleichermaßen betrifft.
Auf Basis einer umfassenden Studie der Universität für Bodenkultur ist davon auszugehen, dass aufgrund der Höhenlage, der überhöhten Fichtenbestände und des Temperaturanstieges der letzten Jahre das Borkenkäferrisiko auch außerhalb des Nationalparks ein höheres ist und dass daher keine Grundlage für allfällige Entschädigungszahlungen vorliegt.
Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel:
Nein, kein Bedarf.
Nationalpark Thayatal:
Nein, kein Bedarf.
Der Bundesminister: