8800/AB XXIV. GP

Eingelangt am 25.08.2011
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BM für Unterricht, Kunst und Kultur

Anfragebeantwortung

Beschreibung: Logo-soloBundesministerium für

Unterricht, Kunst und Kultur

 

 

 

Frau                                                                                                              Geschäftszahl:                             BMUKK-10.000/0185-III/4a/2011

Präsidentin des Nationalrates

Mag. Barbara Prammer

Parlament

1017 Wien

 

Wien, 24. August 2011

 

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 8915/J-NR/2011 betreffend fehlende Basis­ausbildung, die die Abg. Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen am 30. Juni 2011 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:

 

Zu Frage 1:

Dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur stehen derzeit keine aktuellen bzw. gesicherten und repräsentativ erhobenen Zahlen über die Anzahl funktioneller Analphabetinnen und Analphabeten in Österreich bzw. deren Anteil an der Bevölkerung zur Verfügung. Die in der Anfrage angeführten Angaben beruhen daher auf keiner aktuellen Datenerhebung in Österreich.

 

Zu Frage 2:

28% der in der PISA 2009 Erhebung in Österreich getesteten 15/16-jährigen Schülerinnen und Schüler erreichten höchstens die Stufe 1 der 5-teiligen PISA-Skala der Lesekompetenz, zeigen mangelhafte Leseleistungen und gelten damit als zu einer Risikogruppe gehörend.

Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass generell – mit der Ausnahme einiger weniger Länder – die in der PISA-Erhebung getesteten Leseleistungen von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund bzw. von Schülerinnen und Schülern mit einer anderen Muttersprache als der Unterrichtssprache im Durchschnitt schlechter sind als jene einheimischer Schülerinnen und Schüler bzw. von Schülerinnen und Schülern, deren Muttersprache auch die Unterrichts­sprache ist. Das wurde auch für österreichische Schülerinnen und Schüler festgestellt.

28% der österreichischen PISA-Schülerinnen und -Schüler zählen zur Risikogruppe, im OECD-Durchschnitt sind es nur ca. 19%. Österreich liegt dabei im OECD-Vergleich relativ weit hinten, auf dem 31.-32. Rangplatz von 34 OECD-Ländern. Werden nur jene Schülerinnen und Schüler verglichen, deren Muttersprache auch die Unterrichtssprache ist (Deutsch im Falle Österreichs), so liegt der Anteil von Risikoschülerinnen und -schülern in Österreich mit 23% weiterhin deutlich über dem OECD-Durchschnitt. In der Rangreihung der OECD-Länder läge Österreich auch in diesem Vergleich weit hinten, auf dem 28.-32. Platz von 34.

Ergänzend kann noch angemerkt werden, dass unterschiedliche PISA-Leseleistungen von einheimischen und migrantischen Schülerinnen und Schülern nicht ausschließlich vom Migra­tionsstatus oder der Muttersprache bestimmt werden, sondern in hohem Ausmaß vom Sozial­status abhängen. Ein Drittel des Leistungsvorsprungs jener Schülerinnen und Schüler, die selbst oder deren Eltern in Österreich geboren wurden, ist ausschließlich auf die unterschiedlichen sozioökonomischen Rahmenbedingungen zurück zu führen.

 

Zu Frage 3:

Was den schulischen Bereich und die im Mittelpunkt der Überlegungen stehenden Schülerinnen und Schüler anbelangt, so wird die Vermittlung von Grundkompetenzen als eine Kernaufgabe des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur angesehen. Die Leseförderung bzw. Verbesserung der Lesekompetenz der Kinder stellt einen kontinuierlichen Schwerpunkt dar.

 

Seit einigen Jahren wird verstärkt – auch schon vor dem Schuleintritt – der Fokus auf die sprachliche Förderung gelegt. Es gilt sicherzustellen, dass alle Kinder in Österreich gleiche Startbedingungen beim Schuleintritt haben. Die frühe sprachliche Förderung ist nicht nur eine Starthilfe für Kinder mit anderer Erstsprache als Deutsch, sondern auch für Kinder, die zu Hause nicht ausreichend sprachlich gefördert werden. Kinder, die im Herbst ihr letztes Kindergartenjahr beginnen, werden im Hinblick auf ihre Sprachkenntnisse beobachtet. Kinder- und Entwicklungs­psychologinnen und -psychologen, Pädagoginnen und Pädagogen sowie Erziehungswissen­schaftlerinnen und -wissenschaftler haben Instrumente und Programme entwickelt, mit deren Hilfe festgestellt werden kann, ob sich ein Kind sprachlich seinem Alter entsprechend ausdrücken kann. Das im Bereich der Länder liegende verpflichtende letzte Kindergartenjahr ist eine wichtige Maßnahme, um allen Kindern einen fairen Schulstart zu ermöglichen: Ihre sprachliche Entwicklung kann über einen längeren Zeitraum im Kindergarten, also in einer gewohnten Umgebung, beobachtet werden. Ein Sprachförderbildungsplan für Kinderbetreu­ungsinstitutionen ist erstmals in Österreich entwickelt worden: Er ist seit 2009 im Einsatz und bietet den Pädagoginnen und Pädagogen wertvolle Orientierung. In der Ausbildung der Kinder­gartenpädagoginnen und -pädagogen werden entsprechende Maßnahmen gesetzt. Sie müssen entsprechend auf ihre neuen Aufgaben vorbereitet werden. Methoden der frühen sprachlichen Förderung werden Schwerpunkt in der Aus- und Weiterbildung der Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen sein. Fächer wie „Deutsch als Zweitsprache“ oder „Kinderliteratur und Sprach­erziehung“ sind Teil der Ausbildungsoffensive.

 

Für den Eintritt in die Volksschule entwickelten Expertinnen und Experten Deutschstandards, um Förderbedarf rechtzeitig feststellen zu können. Ziel ist, dass alle Kinder gleichermaßen dem Unterricht folgen können. Die Entwicklung und Anwendung von so genannten Deutschstandards für die allgemein bildenden Pflichtschulen und die weiterführenden Bildungswege (inkl. Berufs­bildung) sind den Pädagoginnen und Pädagogen eine wertvolle Hilfe bei ihrer Bildungsarbeit. Der Deutsch-Förderunterricht an den Schulen wird weitergeführt.

 


Hinsichtlich bereits gesetzter Maßnahmen wird weiters hingewiesen auf:

-      In Kindergärten werden Sprachstandsfeststellungen (mit unterschiedlichen Instrumenten zB. BESK, BESK-DAZ, SSFB, SSFB-DA) durchgeführt; es wird vor allem im Rahmen des letzten verpflichtenden Kindergartenjahres die sprachliche Förderung weitergeführt; der Sprachförder-Bildungsplan wird in den österreichischen Kindergärten angewendet; vor allem am Übergang zur Volksschule erfolgt die Zusammenarbeit der Pädagoginnen und Pädagogen.

-      Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen werden, gemeinsam mit Volksschullehrerinnen und -lehrern sowie mit Lehrenden an Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik in speziellen Lehrgängen an Pädagogischen Hochschulen geschult; in ihrer Ausbildung erhalten künftige Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen sowie Horterzieherinnen und -erzieher neben der allgemeinen Universitätsreife spezielle Kenntnisse in Bezug auf die Sprachentwicklung und Deutschdidaktik sowie die vorschulische Lesedidaktik.

-      In den Volksschulen wird die sprachliche Förderung weitergeführt und bei Bedarf Förder­unterricht angeboten; es werden alle erforderlichen Maßnahmen zur Leseförderung gesetzt und es erfolgt die Durchführung des Salzburger Lesescreenings.

-      Die Leseförderung ist weiters integraler Bestandteil moderner pädagogischer Konzepte etwa an den Hauptschulen, den Polytechnischen Schulen und ebenso an Schulen im Modellversuch „Neue Mittelschule“.

-      Die ab 2014 (bzw. für berufsbildende höhere Schulen ab 2015) verbindliche Form der neuen Reifeprüfung (bzw. Reife- und Diplomprüfung) sieht vor, dass alle Kandidatinnen und Kandidaten eine vorwissenschaftliche Arbeit verfassen müssen. Dies setzt eine verstärkte Form der Unterrichtsarbeit im Bereich der Textrezeption, der Textproduktion sowie der Präsentation und Diskursfähigkeit voraus. Damit verbunden ist eine Erhöhung einer umfassenden „Literacy-Kompetenz“, die auch den Einsatz moderner Technologien beim Erwerb entsprechender Textkompetenzen berücksichtigt. In der Organisation der künftigen abschließenden neuen Reife- bzw. Reife- und Diplomprüfungen wird besonderer Wert darauf gelegt, dass die Leistungen in „Deutsch“-Leistungen durch (Teil-)Standardisierung eine noch bessere Vergleichbarkeit ermöglichen.

-      Die Öffnung der Schulen zu ihrem regionalen und sozialen Umfeld, der Ausbau ganztägiger Betreuung und die vielfältigen künstlerischen und sozial motivierten Projekte können insge­samt auch als ein Beitrag zur Inklusionsleistung des österreichischen Bildungssystems erachtet werden, damit wird auch dem funktionalen Analphabetismus präventiv entgegen­gewirkt.

 

Daneben ist auch die Leseförderung ein wichtiger Ansatzpunkt in der pädagogischen Arbeit. Unter dem bildungspolitischen Aspekt der Stärkung der Grundkompetenzen, der Qualitäts­entwicklung an Schulen und der Berücksichtigung der von neuen Medien geprägten Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen wurde seit 2006 ein neues Konzept einer umfassenden Lese­förderung entwickelt, das so ausgerichtet ist, dass

-      Leseförderung die mediale Bezugswelt der Kinder und Jugendlichen berücksichtigt,

-      Leseförderung an den Schulen gegenstandsübergreifend betrachtet,

-      auch die Familien unterstützt, da die Lesekompetenz der Kinder und Jugendlichen in hohem Maß von der Lesekompetenz im familiären Umfeld abhängig ist und in dem

-      notwendige strukturelle Maßnahmen vor allem im Bereich der Lehrkräfteaus- und -fort­bildung gesetzt wurden und werden.

Zudem erfolgte eine Intensivierung der Kooperation mit traditionellen Einrichtungen der Lese­förderung, wie dem Buchklub der Jugend und dem Österreichischen Jugendrotkreuz, die mit ihren Medien einen starken Zugang zu den Schülerinnen und Schülern vor allem im Bereich der Grundstufe und der Sekundarstufe I haben.

 

Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur

-      fördert darüber hinaus Leseinitiativen in den Regionen,

-      setzt flächendeckend an österreichischen Schulen in mehreren Schulstufen das Salzburger Lesescreening ein,

-      stellt in Homepages (http://www.lesenetzwerk.at, nunmehr http://www.literacy.at) Informa­tionen bereit, um den medialen Aspekt stärker zu berücksichtigen,

-      lässt den Bereich etwa hinsichtlich der „Konzepte multimodaler Leseförderung in Österreich“ oder der „Family Literacy“ entsprechend beforschen,

-      bietet mit Initiativen wie „Medienpuzzle“ für Schulklassen der 7. bis 13. Schulstufe aller Schul­typen österreichweit aktuelle Informationen aus der Medienkunde und thematisiert anhand wechselnder Schwerpunkte die Mediennutzung und die Einflüsse der Medien,

-      veranstaltet Fortbildungsveranstaltungen für Lehrende aller Schularten,

-      macht Lese- und Textkompetenz zum Thema aller Unterrichtsgegenstände,

-      produziert Materialien zum Einsatz im Unterricht wie etwa die Praxismappe Lesen, Lese­strategien in Chemie, Lesestrategien in Mathematik,

-      setzt Zeichen, wie etwa die Mitwirkung an Buchmessen, Finanzierung von Workshops für Schülerinnen und Schüler, die Mitwirkung an „Buchliebling“ (Wahl der beliebtesten Bücher Österreichs, Bereich: Kinder- und Schulbücher),

-      bietet bundesweite Lehrkräftefortbildung an, die durch zwei Zentren (Koordinationsstelle für Literacy und Koordinationsstelle Lesen) organisiert werden,

-      betreut alle österreichischen Schulbibliotheken – in Kooperation mit dem Bibliotheken­service in Wels – mit.

 

In der Erwachsenenbildung hat das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur im Bereich der Basisbildung einen besonderen Förderschwerpunkt gesetzt, mit dem Ziel, die Öffentlichkeit für die Problematik der Illiterarität in Österreich zu sensibilisieren und die Grund­lagen für ein flächendeckendes, qualitätsgesichertes Angebot zur Basisbildung in Österreich sicherzustellen.

 

Wichtige Grundlagen haben Institutionen der Erwachsenenbildung im Rahmen der Entwick­lungspartnerschaft „In.Bewegung. Basisbildungs- und Alphabetisierungsnetzwerk“ erarbeitet, die seit Jänner 2005 vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds unterstützt wird. Es stehen evaluierte Modelle für die Basisbildungs­arbeit, Qualitätsstandards für Angebote, eine funktionierende, qualitativ hochwertige Vernetzungsstruktur der Anbieter sowie ein Webportal zur Verfügung. Interessierte und Betroffene erhalten über das Alpha-Telefon kostenlose und anonyme Beratung und auch Infor­mationen über Angebote. Auf die spezifischen Bedürfnisse von Migrantinnen und Migranten wird in allen Programmen der Erwachsenenbildung eingegangen.

 

Angebote zur Basisbildung im Vorfeld zu Vorbereitungskursen zum Hauptschulabschluss in der Erwachsenenbildung wurden im Rahmen des ESF-Ziel-3-Programmes (2000-2006) aus Mitteln des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur und des Europäischen Sozialfonds jährlich mit 2 Mio. EUR finanziell unterstützt.

 

Seit September 2007 realisiert das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur im Bereich der Erwachsenenbildung ein umfassendes Förderprogramm auf nationaler Basis und im Rahmen des Europäischen Sozialfonds (des operationellen Programms Beschäftigung, Phasing Out Burgenland), um in jedem Bundesland entsprechende Angebote zur Basisbildung und grundlegende Bildungsabschlüsse sicherzustellen. Damit wurde ein erster wichtiger Schritt zu einem flächendeckenden Angebot gesetzt. Gleichzeitig werden im Rahmen dieses Förder­programms auch neue Modelle entwickelt, um Betroffene noch besser zu erreichen und den Einstieg in Bildungsprozesse zu erleichtern. Von September 2007 bis August 2011 wurden 15 Mio. EUR bereitgestellt.

 

Zu Frage 4:

Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur wird die Herausforderungen annehmen, die sich aus der Rezipierung der Ergebnisse der PISA-Studie ergeben und die Rolle der Familie bei der Lesesozialisation zunehmend stärken. Aufbauend auf schon bisher durchgeführte Projekte sollen sämtliche Maßnahmen in einer breiter gefassten und strukturierten Strategie gebündelt werden: „Family Literacy“ verbindet Elemente der Vor- und Grundschulerziehung, der Elternbildung und der Lehrkräftefortbildung; sie stützt sich auf mehrere akademische Tradi­tionen, unter ihnen die der frühkindlichen Entwicklung, der kognitiven Psychologie und Eltern­bildung und fokussiert auf eine Reihe von neutralen und objektiven Fähigkeiten unabhängig vom sozialen Kontext oder Ideologie (Street, 1995; Verhoeven & Snow, 2001). Alphabetisierung ist weit mehr als das Kodieren und Dekodieren der Symbole und daher sehr viel komplexer und schwieriger zu definieren (Bowman, 2002; Delgado-Gaitzsch, 1990; Heath, 1983; Valdés, 1996). Das geplante Maßnahmenpaket setzt an den bisherigen Family-Literacy-Aktivitäten des Buch­klubs an (Pilotprojekt LesepartnerInnen, Modelle Lesebuddy und LesetutorInnen, Aktionen zur Information von Schülerinnen und Schülern sowie Eltern zur Schuleinschreibung zum Schulstart, Auslobung eines Award zur schulischen und außerschulischen Prämiierung von Leseprojekten). Eine Bestandsaufnahme, begleitende (nationale) Forschung und ein Masterplan bilden den Auftakt, ein Expertinnen- und Experten-Roundtable im September 2011 soll die Aufmerksamkeit für den Bereich erhöhen und die Durchführung der Veranstaltungen zum Lese-Award bilden die Verbindung zu den nächsten, ab 2012 geplanten, Schritten.

 

Zur angesprochenen Thematik wurden und werden unter anderem mehrere Veranstaltungen der Pädagogischen Hochschulen (Mittels Rundschreiben Nr. 22/2009 „Fort- und Weiterbildungs­schwerpunkte 2010-2013“ wurde den Pädagogischen Hochschulen Literacy- und Medien­kompetenz als innovatives, durchgehendes Prinzip vorgegeben, wobei der Koordinationsstelle Literacy zur Abstimmung bundesweiter Pilot- und Multiplikatoren-Veranstaltungen hier besondere Bedeutung zukommt, mit dem Ziel der Konzeption von Fortbildungsangeboten in regionaler Abstimmung mit den Landeschulräten, um dem aktuellen Bedarf zu entsprechen) durchgeführt, darüber hinaus wurde eine Enquete der Koordinationsstelle Lesen (Mai 2011, mit dem Fokus auf die Leseförderung an Volksschulen und die Leseförderung am Übergang vom Kindergarten in die Grundschule) durchgeführt und ist eine bundesweite Fortbildungs­veranstaltung für Lehrende aller Schularten zum Thema multimodale Lesefertigkeit (Oktober 2011) geplant.

 

Der Modellversuch „Neue Mittelschule“ (NMS), als ein zentrales Schulreformprojekt in Österreich, kann als präventive Maßnahme gegen Analphabetismus angeführt werden und wird dieser von zwei wesentlichen Überlegungen getragen:

-      Der Strukturwandel in der Mittelstufe muss auch von einer Qualitätsoffensive begleitet sein: Ziel ist eine moderne Leistungsschule mit einer neuen Lernkultur.

-      Die Schullaufbahnentscheidung mit 9 ½ Jahren ist viel zu früh und führt dazu, dass viele Potenziale von Schülerinnen und Schülern nicht optimal entwickelt werden. Mit der NMS soll auch strukturell den negativen Folgen sozialer Selektion (von der OECD wiederholt attestiert) aktiv begegnet werden.

Der angesprochene Strukturwandel ist Aufgabe der Bildungspolitik, während die pädagogisch-inhaltliche Erneuerung der Schule eine Aufgabe der Lehrerinnen und Lehrer und deren Schul­leitung darstellt. Zum Grundkonzept der Neuen Lernkultur gehört neben der Individualisierung und Inneren Differenzierung auch die Arbeit in und mit heterogenen Gruppen. Damit sind vielfältige Lerngelegenheiten für Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Kompetenz­niveaus gegeben. Dies entspricht auch den realen Verhältnissen in der Lebens- und Arbeitswelt. Das friedliche Zusammenleben und Zusammenarbeiten höchst unterschiedlicher Individuen soll auch in der Schule Grundlage für das Lernen sein.

 

Des Weiteren ist die Stärkung der Lesekompetenz der Hauptschülerinnen und -schüler bereits im Rundschreiben Nr. 19/2004 ausdrücklich als Zielsetzung angeführt. Für alle Schulen ist der Grundsatzerlass zum Unterrichtsprinzip Leseerziehung (Rundschreiben Nr. 18/1999) weiterhin ein permanenter Auftrag.

 

Die vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur im Bereich der Erwachsenenbildung bisher finanzierten Angebote zur Basisbildung und zur Nachholung grundlegender Bildungs­abschlüsse werden ab Jänner 2012 in ein nationales Förderprogramm, die „Initiative Erwach­senenbildung“, übergeleitet und weiter ausgebaut. Das Programm wurde von Vertreterinnen und Vertretern des Ressorts, der Länder, der Sozialpartner, der Erwachsenenbildungseinrichtungen und von Forschungseinrichtungen auf der Grundlage von Best-Practice-Beispielen und einheit­lichen Qualitätsstandards erarbeitet.

 

Um noch besser auf die Bildungsbedürfnisse der Personen mit Basisbildungsbedarf eingehen zu können, wird auf der Grundlage der Ergebnisse einer Evaluation der bisherigen Projekte durch das Institut für Höhere Studien die Weiterentwicklung und weitere Verbesserung der Basis­bildungsmaßnahmen unterstützt.

 

 

Die Bundesministerin:

 

Dr. Claudia Schmied eh.