9909/AB XXIV. GP
Eingelangt am 03.02.2012
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BM für Land und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
Anfragebeantwortung

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NIKOLAUS BERLAKOVICH Bundesminister
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An die Zl. LE.4.2.4/0197-I 3/2011
Frau Präsidentin
des Nationalrates
Mag.a Barbara Prammer
Parlament
1017 Wien Wien, am 2. FEB. 2012
Gegenstand: Schriftl. parl. Anfr. d. Abg. z. NR Rupert Doppler, Kolleginnen
und Kollegen vom 7. Dezember 2011, Nr. 10081/J, betreffend
Bedrohung heimischer Arten durch den Asiatischen Marienkäfer
Auf die schriftliche parlamentarische Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen vom 7. Dezember 2011, Nr. 10081/J, teile ich Folgendes mit:
Grundsätzliches:
Amerikanische Studien im Weinbau haben gezeigt, dass die Weintrauben stark geschädigt sein müssen (offene Wunden), um den Asiatischen Marienkäfer anzulocken. Gesundes Erntegut ist für den Käfer nicht attraktiv. Halten sich nun die Käfer in den Trauben auf und werden bei der Ernte bzw. bei der Verarbeitung zerdrückt, sondern diese eine Schrecksubstanz ab. Diese führt bei der Weinbereitung zu Fehltönen. Bei der Substanz
handelt es sich um 2-Isopropyl-3-methoxypyrazine, einem Bestandteil der Körperflüssigkeit des Marienkäfers. Die Konzentration liegt beim Asiatischen Marienkäfer etwa 100-fach höher als beim heimischen Siebenpunkt-Marienkäfer.
Es konnte beobachtet werden, dass erst eine Kombination verschiedener Faktoren zu potenziellen Schädigungen führen kann: Häufigkeit und Auftreten des Käfers, bestimmte Temperaturbedingungen und das Vorhandensein verletzter Beeren sind notwendig. Erfolgt die Lese von Hand, besteht eigentlich keine Gefahr, da verletzte Beeren/Trauben ja ausgeschieden werden. Bei maschineller Ernte könnte es zu Problemen kommen. Ein gewisses Gefahrenpotential dieses Marienkäfers ist also für den Weinbau nicht von der Hand zu weisen.
Zu den Fragen 1 und 2:
Es sind bisher keine dokumentierten beziehungsweise effektiv abgerechneten Schäden bekannt. Auch bei der Prüfnummer-Verkostung am Bundesamt für Weinbau in Eisenstadt sowie an der Höheren Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg wurde noch kein Wein abgelehnt, bei dem als Fehlergrund der Asiatische Marienkäfer angegeben wurde.
Zu Frage 3:
Europaweite Untersuchungen ergaben, dass der Asiatische Marienkäfer fast alle heimischen Marienkäfer zurückdrängt.
Zu Frage 4:
Wie auch im Nationalen Aktionsplan zu gebietsfremden Arten empfohlen, setzt das BMLFUW im Bereich der Neobiota generell vor allem auf Information, Bewusstseinsbildung und Vernetzung national sowie international. Unterstützt werden auch die Initiativen zu Neobiota auf EU-Ebene, das BMLFUW ist auf Expertenebene in die verschiedenen Netzwerke (z.B. DAISIE, NOBANIS) eingebunden. Ein im Umweltbundesamt errichteter „Focal Point“ für Neobiota ist unter anderem auch mit diesen Aufgaben betraut.
Im Zuge eines Monitorings wird das Auftreten des Asiatischen Marienkäfers im Freiland beobachtet. Die bekannten Schädigungen im österreichischen Weinbau sind derzeit als sehr gering einzustufen.
Durch Gesunderhaltung der Trauben kann ein starkes Auftreten wirksam vermieden werden. Falls es doch zu einer Kontamination des Lesegutes mit Insekten kommt, kann diese durch manuelle Lese verringert werden. Bei der Verarbeitung stellen der Einsatz von Rüttelsieben und Vibrations- und Siebförderbändern gute Möglichkeiten zur Entfernung dar. Diese Informationen werden laufend in der Schulung und Beratung verbreitet und bekannt gemacht.
Der Bundesminister: