38/ABPR XXIV. GP
Eingelangt am
25.05.2010
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Präsidentin des Nationalrates
Anfragebeantwortung
Die Abgeordneten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen haben am 25. März 2010 an die Präsidentin des Nationalrates die schriftliche Anfrage betreffend Totalausfall des live-Webstream der laufenden Sitzung am 24. März 2010 (36/JPR) gerichtet. Die gegenständliche Anfrage beantworte ich nun wie folgt:
Das österreichische Parlament ist seit November 1996 im Internet. Ein erster Relaunch erfolgte mit Jänner 2004. Im Juni 2008 wurde in der Parlamentsdirektion ein Projekt zur Erarbeitung einer neuen Webstrategie initiiert. Damit sollen - neben einer zeitgemäßen grafischen Gestaltung- auch die technischen Voraussetzungen für eine optimale laufende Betreuung und Weiterentwicklung des Angebotes geschaffen werden.
In einer ersten Phase wurde - zwecks professioneller Analyse der Anforderungen der Benutzerinnen und Benutzer der Parlamentswebsite - ein Usabilitytest durchgeführt. Zur Teilnahme am Usabiltiytest wurden ParlamentarierInnen und KlubmitarbeiterInnen aller Fraktionen, MitarbeiterInnen der Parlamentsdirektion, interessierte BürgerInnen zwischen 20 und 40, zwischen 40 und 60 Jahren sowie ab 60 Jahren und VertreterInnen der Presse eingeladen. Durch Videologging und Tiefeninterviews sowie Fragebögen wurden diese Tests durchgeführt und damit klar identifizierte Probleme herausgearbeitet, die nun eine wichtige Grundlage für die Neukonzeption des Intranet- und des Internetangebotes bilden.
Als vorrangige Ziele der neuen Webstrategie wurden eine bessere Zugänglichkeit und eine userfreundlichere Aufbereitung der Inhalte des Internet und des Intranetangebots des österreichischen Parlaments, eine optimale Funktionalität und einfaches Handling, der weiterhin barrierefreie Zugang, eine verbesserte und transparente Präsentation der Tätigkeiten der Parlamentarierinnen und Parlamentarier festgelegt.
Ad Frage 1
Nach Durchführung des Usabilitytests im Sommer 2008 und eines Verhandlungsverfahrens ohne vorherige Bekanntmachung gemäß § 38 Abs. 2 Z 2 BVergG 2006 wurde im Jänner 2009 mit der Ausarbeitung eines neuen Grob- und Detailkonzepts für das Internet sowie für das Intranetangebot des Parlaments begonnen.
Im Herbst 2009 konnte nach Übergabe der CSS Files mit der internen technischen sowie mit der inhaltlichen Umsetzung begonnen werden. Derzeit wird intensiv an der Fertigstellung des neuen Internets sowie des neuen Intranets und des englischsprachigen Webangebotes gearbeitet.
Ad Frage 2
Es wurde ein Verhandlungsverfahren ohne vorherige Bekanntmachung laut § 38 Abs. 2 Z 2 BVergG 2006 durchgeführt. Dieses Vergabeverfahren kann gewählt werden, wenn der geschätzte Auftragswert EURO 60.000,-- netto (in der damals geltenden Fassung des Gesetzes; derzeit EURO 100.000,--) nicht überschreitet. Der geschätzte Auftragswert lag unter diesem Betrag.
Fünf renommierte Internetfirmen: LimeSoda Interaktive Medien GmbH, Nofrontiere Design GmbH, Fonda Interaktive Medien und Kommunikation GmbH, Schmiedl-Neue Medien und Agentur Nextstep wurden zu einer Eigenpräsentation eingeladen. Die Auswahl dieser fünf Firmen erfolgte durch einen dem Verfahren beigezogenen Kommunikationsberater, der eine entsprechende Marktübersicht den Internetbereich betreffend und auch Erfahrungen mit Vergaberechtverfahren aufweisen konnte.
Eine Kommission, die sich aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Parlamentsdirektion zusammensetzte, wählte schließlich drei Firmen (Nofrontiere Design GmbH, Fonda Interaktive Medien und Kommunikation GmbH und LimeSoda Interaktive Medien GmbH) nach deren Eigenpräsentationen zur Teilnahme an einem Verhandlungsverfahren aus.
Nach umfangreichen Briefings präsentierten diese drei Agenturen im Dezember 2009 Vorschläge für den neuen Webauftritt des Parlaments.
Einstimmig beschloss die oben erwähnte Kommission, den Auftrag zur Gestaltung der neuen Webstrategie an die Firma Fonda Interaktive Medien und Kommunikation GmbH zu erteilen. Fonda Interaktive Medien und Kommunikation GmbH konnte den ersten Platz in allen vier beurteilten Kategorien Startseite, Design und Optik, technische Umsetzbarkeit und Qualität sowie übergeordnete Kommunikationsziele erzielen.
Ad Frage 3
Die Definition eines Pflichtenheftes war nicht erforderlich, da es sich um ein Verhandlungsverfahren ohne vorherige Bekanntmachung gemäß § 38 Abs. 2 Z 2 BVergG 2006 handelte.
Ad Frage 4
Siehe dazu die Beantwortung der Frage 3.
Ad Frage 5
Siehe dazu die Beantwortung der Frage 2.
Ad Frage 6
Die Beauftragung zur Ausarbeitung einer neuen Webstrategie erfolgte, wie in Beantwortung zu Frage 2 bereits angegeben, an die Firma Fonda Interaktive Medien und Kommunikation GmbH.
Ad Frage 7
Siehe dazu die Beantwortung der Frage 2.
Ad Frage 8
Die Kosten für das Basispaket betrugen EURO 71.708 (brutto). Im Laufe der Umsetzung des Projekts stellte sich die Notwendigkeit heraus, eine bessere Skalierbarkeit der Startseite vorzusehen, eine Lightbox zur optimalen Darstellung von Fotos im Internet programmieren zu lassen, diverse Applikationen im Internet einzubeziehen, eine Personalisierung der Website vorzusehen sowie einen Web- und Redaktionsguide zu erstellen. Für diese Zusatzaufträge wurden EURO 59.955,20 bezahlt. Für die technische Umsetzungsbegleitung des Webrelaunch fielen weiters EURO 38.400,-- an.
Für die neue Volltextsuche sind EURO 52.502,02 an Hardwarekosten und EURO 135.000,-- an Lizenzkosten - beschafft über Rahmenverträge der Bundesbeschaffung GmbH - angefallen. Des weiteren sind EURO 54.048,--für Unterstützungsleistungen zur Installation und Konfiguration des Volltext-Suchsystems bezahlt worden.
Alle weiteren Softwareentwicklungstätigkeiten in Zusammenhang mit dem Webrelaunch werden aus dem laufenden EDV-Aufwand gedeckt.
Ad Frage 9
Zusätzliche Kosten werden voraussichtlich noch für Übersetzungen in Gebärdensprache, Übersetzungen für das englischsprachige Angebot, redaktionelle Arbeiten sowie für die Herstellung diverser Videos anfallen.
Für einen Security-Check im Rahmen des Webrelaunch werden voraussichtlich EURO 20.000, für die weitere technische Umsetzungsbegleitung noch ca. EURO 22.000,-- anfallen.
Ad Frage 10
Die laufenden Kosten für den künftigen Betrieb dieses Internetauftrittes werden voraussichtlich größtenteils mit internen Personalressourcen bedeckt werden können. Da die Weiterentwicklung des Internetangebots aus heutiger Sicht nicht absehbar ist, können mögliche weitere externe Kosten zum heutigen Zeitpunkt nicht beziffert werden.
Ad Frage 11
Der ORF sendet einen eigenen Livestream der Parlamentssitzungen ausschließlich parallel zu Live-Fernsehübertragungen.
Ad 12
Der Livestream des Parlaments wird von den hausinternen, fix im Saal montierten Kameras aufgenommen. Das Signal wird an die APA weitergeleitet, die das Streaming übernimmt.
Ad 13
Im Zuge des Webrelaunches wurden bisher keine Beratungen und Expertisen zum Thema Livestream in Anspruch genommen.
Ad Frage 14
Aus Leitungskapazitäts- bzw. Kostengründen erfolgt der Live-Videostream über Dritte (wie z.B. die APA). Auf der Internetseite des Parlaments führt jedoch ein Link zu dem Live-Videostream der APA. Aus Sicherheitsüberlegungen wurde es seit Anfang 2003 Fremdfirmen nicht mehr ermöglicht, ihr eigenes Kommunikationsequipment in den Räumlichkeiten der Parlaments- direktion unterzubringen, um Live-Videostreams zu senden. Stattdessen wurde in der Parlamentsdirektion ein Konzept erarbeitet, durch welches nicht nur den damals interessierten Medien wie der APA und UPC Telekabel, sondern auch allfällig weiteren interessierten Medien ein Live-Videostream kostenlos zur Verfügung gestellt werden kann. Im Gegenzug mussten sich die interessierten Medien dazu verpflichten, den Live-Videostream zu Selbstkosten den
Endbenutzern bzw. jenen Providern zur Verfügung zu stellen, welche sich nicht zu dieser Weitergabe kommitieren wollten. Nach einiger Zeit stellte die Firma UPC Telekabel die Übertragung des Live-Videostreams ein. Dementsprechend hat die Parlamentsdirektion keinen Einfluss darauf, in welcher Form die Live-Übertragung erfolgt.
Aufgrund der budgetären Situation können derzeit keine weiteren Maßnahmen vorgesehen werden.
Ad Frage 15
Siehe dazu die Beantwortung der Fragen 13 und 14.
Ad Frage 16
Der Relaunch ist für Spätsommer 2010 ins Auge gefasst. Der exakte Termin kann allerdings erst nach Durchführung eines Testbetriebes bekannt gegeben werden.
Ad Frage 17
Seitens der Parlamentsdirektion wurde, aufgrund der hausinternen Aufnahmen, eine Überprüfung des Livestreams durchgeführt und es konnten keine Unterbrechungen festgestellt werden. Bei Leitungsüberlastung durch zu viele gleichzeitige Aufrufe des Livestreams kann es jedoch dazu kommen, dass einzelne interessierte Bürgerinnen und Bürger den Livestream nicht aufrufen können und daher die in der Anfrage beigefügte Fehlermeldung erhalten.