817 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXIV. GP

 

Bericht

des Kulturausschusses

über den Antrag 1128/A(E) der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Freilichtmuseum Stübing

Die Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen haben den gegenständlichen Entschließungs­antrag am 19. Mai 2010 im Nationalrat eingebracht und wie folgt begründet:

„In der Gemeinde Deutschfeistritz nahe Graz befindet sich eines der zehn größten und beeindruckendsten Freilichtmuseen Europas. Dort werden originale bzw. historische bäuerliche Bauwerke aus ganz Österreich gezeigt, damit ein Einblick in die heimische bäuerliche Kultur gewährt. Das Freilichtmuseum Stübing wurde 1970 eröffnet. In Zusammenarbeit mit den Bundesländern wurden alte Bauernhöfe (das älteste Bauernhaus stammt aus dem Mittelalter) restauriert und in eine Schausiedlung integriert. Das Österreichische Freilichtmuseum Stübing wurde mit dem Museumsgütesiegel des International Council of Museums der UNESCO ausgezeichnet.

Ursprünglich waren 33 Exponate vorgesehen, mittlerweile stehen auf dem Areal an die 100, dement­sprechend stiegen die Erhaltungskosten und der Personalaufwand. Die Hälfte des Jahresbudgets von 1,2 Millionen Euro wird aus eigenen Einnahmen finanziert, für die Finanzierung der anderen Hälfte fühlt sich keiner zuständig. Ursprünglich ein Verein, wurde das Österreichische Freilichtmuseum Stübing in eine gemeinnützige Stiftung verwandelt, an der das Unterrichts-, Wissenschafts-, Wirtschafts-, Landwirt­schafts- und Finanzministerium beteiligt sind, sowie alle neun Bundesländer. Das ÖFM ist somit ein Bundesmuseum, was das Unterrichtsministerium bestreitet. Selbst als Stiftung jedoch muss genügend Vermögen vorhanden sein, um den Stiftungszweck zu erfüllen, sonst müsste man sie auflösen.

Ohne einen Bundeszuschuss über die 73.000 Euro des Unterrichtsressorts hinaus, dürfte ein bedeutendes kulturelles Zeugnis unserer bäuerlichen Identität vor dem Aus stehen. Insgesamt werden 300.000 Euro benötigt. In einem Land, wo man sich Erfolgsprämienzahlungen für einen unglücklichen AUA-Verkauf leisten kann, sollte auch die Rettung eines weltweit einzigartigen Freilichtmuseums möglich sein.“

Der Kulturausschuss hat den gegenständlichen Entschließungsantrag in seiner Sitzung am 30. Juni 2010 in Verhandlung genommen. An der Debatte beteiligten sich außer dem Berichterstatter Abgeordneten Stefan Markowitz die Abgeordneten Mag. Silvia Fuhrmann, Dr. Gerhard Kurzmann, Mag. Dr. Wolfgang Zinggl und Stefan Petzner.

Bei der Abstimmung fanden der von dem Abgeordneten Mag. Dr. Wolfgang Zinggl eingebrachte Abänderungsantrag sowie der gegenständliche Entschließungsantrag 1128/A(E) keine Mehrheit.

Ein von den Abgeordneten Sonja Ablinger, Mag. Silvia Fuhrmann, Dr. Gerhard Kurzmann, Kolleginnen und Kollegen eingebrachter Entschließungsantrag wurde mit Stimmenmehrheit beschlossen. Diesem Antrag war folgende Begründung beigegeben:

„Das Freilichtmuseum Stübing ist nicht nur österreichweit sondern auch international eines der bekanntesten Freilichtmuseen und renommiertes Aushängeschild lebendiger Volkskultur. Das Freilichtmuseum ist ein wichtiger Bestandteil des kulturellen und volkskundlichen Angebots in der österreichischen Kulturlandschaft und ein Beispiel dafür, wie man kulturspezifische, regional geprägte kulturelle Lebensformen präsentieren kann. Originale Bauernhöfe und landwirtschaftliche Bauwerke aus ganz Österreich wurden dort wieder aufgebaut. Gezeigt werden nicht nur die regionalen Hofformen, sondern Bauernhoftypen aus allen Bundesländern. Das älteste Bauernhaus stammt beispielsweise aus dem Mittelalter und ist rund 600 Jahre alt. Stübing wurde auch mit dem Museumsgütesiegel des International Council of Museums der UNESCO ausgezeichnet.

Dennoch kämpft das Freilichtmuseum Stübing wie Medienberichten zu entnehmen ist, mit massiven finanziellen Problemen. Dies resultiert auch daraus, dass das Museum im Laufe der Jahre massiv gewachsen ist und inzwischen über 100 Gebäude umfasst. Bisher war es gelebte Praxis, dass in einem Zusammenspiel von Bund und Ländern verschiedene Finanzierungen gefunden wurden. An der gemeinnützigen Stiftung, die 1985 eingerichtet wurde, sind sowohl der Bund in Form von mehreren Bundesministerien als auch alle neun Bundesländer beteiligt. Es ist daher davon auszugehen, dass es im gesamtösterreichischen Interesse liegt, dieses einmalige Freilichtmuseum trotz derzeitiger finanzieller Schwierigkeiten zu erhalten.“

Als Berichterstatterin für das Plenum wurde Abgeordnete Mag. Christine Muttonen gewählt.

Als Ergebnis seiner Beratungen stellt der Kulturausschuss somit den Antrag, der Nationalrat wolle die angeschlossene Entschließung annehmen.

Wien, 2010 06 30

                        Mag. Christine Muttonen                                                          Sonja Ablinger

                                 Berichterstatterin                                                                           Obfrau