10383/J XXIV. GP

Eingelangt am 19.01.2012
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Anfrage

der Abgeordneten Wolfgang Pirklhuber, Christiane Brunner, Freundinnen und Freunde an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

betreffend Intensivtierhaltung und Antibiotika

BEGRÜNDUNG

Um Fleischerzeugung im industriellen Maßstab aufrechterhalten zu können, kommen Antibiotika zum Einsatz. Laut der Evaluierung des Antibiotikaeinsatzes in der Hähnchenhaltung durch das deutsche Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen erhielten 96 Prozent der Masthühnchen aus den untersuchten Beständen Antibiotika. Eine Studie aus Niedersachsen kommt zu dem Ergebnis, dass bei 82 Prozent der untersuchten Masthühnerbetriebe Antibiotika eingesetzt werden.

Bei der Verabreichung von Antibiotika stehen in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung grundsätzlich die Gruppen- oder Bestandsbehandlung im Vordergrund. In zunehmendem Maße sind auch die KonsumentInnen bzw. deren Gesundheit von dieser Entwicklung betroffen. Der oftmals großflächige und wenig zielgerichtete Einsatz von Antibiotika, die oftmals auch in der Humanmedizin eingesetzt werden, begünstigt die Entstehung von resistenten Erregern. Diese können schnell von Tier zu Tier weitergegeben werden und erreichen immer öfter den Menschen.

Aus Filialen fünf großer deutscher Handelsketten hat die deutsche Umweltorganisation BUND Hähnchenfleisch analysieren lassen. Das Ergebnis laut BUND: Auf mehr als jeder zweiten Stichprobe der Hersteller "Wiesenhof", "Sprehe" und "Stolle" waren antibiotikaresistente Bakterien (gekauft bei Edeka, Netto, Lidl, Rewe und Penny). Diese Bakterien können bei der Zubereitung des Fleischs auf den Menschen übergehen (ESBL- und MRSA-Keimei). Bei anfälligen Menschen können sie zu schweren Erkrankungen führen. Zudem können sie ihre Unempfindlichkeit gegen Antibiotika auf andere Bakterien im Körper übertragen.


Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

 

1)      Sieht der Bundesminister die Notwendigkeit zu einem Gegensteuern in der österreichischen landwirtschaftlichen Nutztierhaltung aufgrund zunehmender Resistenzproblematik durch den Einsatz von Antibiotika?

2)    Im Grünen Bericht 2011 steht unter AMA-Gütesiegel und AMA-Biozeichen zu Frischeier und Geflügelfleischii," (...) Besonders in dieser Produktionssparte ist es wichtig Hygienestandards einzuhalten, aus diesem Grund werden regelmäßige Kontrollen durchgeführt (...)". Wurde in den Jahren 2010 und 2011 Geflügelfleisch auf antibiotikaresistente Bakterien untersucht (Bitte ggf. um Ergebnis, Aufschlüsselung nach Anzahl der Proben, Verteilung auf die Bundesländer, Betriebsart und Bestandsgröße)?

3)      In welchem Umfang ist es geplant 2012 Geflügelfleisch im Rahmen des AMA- Gütesiegels und des AMA-Biozeichens auf antibiotikaresistente Bakterien zu untersuchen?

4)    Liegen dem Landwirtschaftsminister strukturierte Untersuchungen und Auswertungen zum Antibiotikaeinsatz in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung in Österreich vor (bitte um Nennung des Titels, der AutorInnen und des Untersuchungszeitraumes)?

5)      Sind dem Landwirtschaftsminister EU-Mitgliedstaaten bekannt, deren Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung im Vergleich zu dem in Österreich deutlich geringer ist und auf welche Maßnahmen führt der Landwirtschaftsminister ggf. einen geringeren Antibiotikaeinsatz zurück?

6)      Eine Landwirtschaft mit flächengebundener Tierhaltung und eigener Futterversorgung - ein Prinzip, wie es der ökologische Landbau bereits verwirklicht - ist Voraussetzung, um zu einer wirklichen Reduktion des Antibiotikaeinsatzes zu gelangen. Teilt der Landwirtschaftsminister diese Ansicht? Welche Maßnahmen schlägt der Landwirtschaftsminister vor, um den Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung zu verringern?

7)      Welches Einsparungspotential besteht im Bereich der Tierarzneimittel durch den Umstieg auf besonders artgerechte Tierhaltung?

8)      Welche Studien liegen dem Landwirtschaftsminister zum Einsparpotential im Bereich der Tierarzneimittel durch den Umstieg auf besonders artgerechte Tierhaltung vor?

9)      Wird der Landwirtschaftsminister Studien in Auftrag geben, die das Einsparpotential im Bereich der Tierarzneimittel durch den Umstieg auf besonders artgerechte Tierhaltung zum Gegenstand haben?

i MRSA steht für "Methicillin-resistente Staphylococcus aureus". Das sind Bakterien, die bei Menschen und Tieren Haut und Schleimhäute besiedeln und dort Wundinfektionen verursachen können.
ESBL sind Enzyme (Extended Spectrum Beta-Laktamasen), die in der Humanmedizin wichtige Antibiotika au
ßer Kraft setzen können.
ii Gr
üner Bericht 2011, S.51