11285/J XXIV. GP

Eingelangt am 29.03.2012
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

 

 

der Abgeordneten Heidrun Silhavy

und GenossInnen

an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend

betreffend Tages- und Ausflugstourismus als wichtiger Faktor der Tourismusstrategie

Die quantitative Dokumentation des Tourismus fokussiert ebenso wie die Tourismuspolitik primär an den Übernachtungsgästen. Damit wird jedoch ein wesentlicher Teil des Tourismus und der Freizeitwirtschaft nicht abgebildet. Die Welttourismusorganisation (WTO) definiert Tourismus in einem weiteren Kontext: Touristen sind Personen, die zu Orten außerhalb ihres gewöhnlichen Umfeldes reisen und sich dort für nicht mehr als ein Jahr aufhalten aus Freizeit- oder geschäftlichen Motiven, die nicht mit der Ausübung einer bezahlten Aktivität am besuchten Ort verbunden sind.“

Damit fallen unter den Tourismusbegriff auch Tagesgäste und Ausflügler. Ausgehend von den Reisezwecken bedeutet die Definition, dass auch Verwandten- oder Freundschaftsbesuche, sogar auch Geschäftsreisende, zum Tourismus zu zählen sind. Ausschlaggebend ist, dass eine Ortsveränderung stattgefunden hat, dass die Reisedauer nicht zu einem Daueraufenthalt (ein Jahr) wird und es sich nicht um Arbeit (Arbeitsmigration, zum Beispiel Erntehelfer) handelt.

Tourismus ist demnach kein Thema, welches auf Kur- oder Erholungsorte, Bäder oder Schigebiete beschränkt ist. In Deutschland lag z.B. das Einkommen aus Tourismus mit Übernachtungen 2004 bei ca. 19,2 Milliarden Euro. Im selben Jahr summierten sich die Einnahmen aus Tourismus ohne Übernachtungen auf 40,5 Milliarden Euro, also auf mehr als das Doppelte.

Vor dem Hintergrund der Ausweitung des Ganzjahrestourismus in der Tourismusstrategie des BMWFJ und angesichts der zunehmenden sinkenden Aufenthaltsdauer als Tourismustrend scheint eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Tages- und Ausflugstourismus angebracht. Insbesondere für ländliche Gebiete könnte diese Entwicklung eine Chance darstellen, wenn es gelingt, dieses Potenzial zu steigern und zu fördern. Dafür müssten die spezifischen Bedürfnisse von Tagesgästen besonders berücksichtigt werden.


Die unterzeichneten Abgeordneten stellen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend folgende

Anfrage:

1.                Ist in der österreichischen Tourismusstrategie der Tages- und Ausflugstourismus als eigener zu berücksichtigender Faktor enthalten?

2.       Wenn ja, welche Konzepte sind hierfür vorgesehen?

3.       Wenn nein, warum nicht?

4.       Wird der Tages- und Ausflugstourismus quantitativ erfasst?

5.       Wenn nein, warum nicht?

6.       Wenn ja, welches Ausmaß nimmt der Tages- und Ausflugstourismus in Österreich ein?

7.       Welche volkswirtschaftlichen Effekte sind mit dem Tages- und Ausflugstourismus verbunden?

8.       Welche Möglichkeiten sieht das BMWFJ, speziell den Tages- und Ausflugstourismus zu fördern?

9.       Welche Möglichkeiten sieht das BMWFJ, durch die Förderung des Tages- und Ausflugstourismus den ländlichen Raum (insbesondere strukturschwache Regionen) zu

unterstützen und zu beleben?