11314/J XXIV. GP

Eingelangt am 30.03.2012
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Anfrage

 

der Abgeordneten Kurt Grünewald,  Freundinnen und Freunde an den Bundesminister für Gesundheit

betreffend Verbesserung der Diabetes-Versorgung  in Österreich

BEGRÜNDUNG

 

Diabetes stellt ein steigendes Problem in allen Industrieländern dar. Auch in Österreich ist die Anzahl der Betroffenen in den letzten Jahren stark angestiegen. Über die genaue Anzahl der an Diabetes erkrankten ÖsterreicherInnen herrscht jedoch mangels eines Diabetes-Registers Unklarheit. Lt. Diabetesgesellschaft gibt es in Österreich rund  600.000 Diabetiker, von denen jedoch nur ca. 420.000 von ihrer Krankheit wissen.  Die überwiegende Anzahl (80 bis 95 %) sind Typ-2-Diabetiker.

Obwohl in den letzten 20 Jahren ein erheblicher Rückgang bei den Folgeerkrankungen erzielt werden konnte, ist das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung bei Diabetikern derzeit im Schnitt noch um das Zweieinhalbfache höher als bei gesunden  Menschen. Diabetes erhöht  außerdem bei älteren Menschen das Schlaganfall-Risiko um das das 4-  bis 10-fache.

Seit kurzem gibt es in Österreich das Disease-Management-Programm  (DMP) „Therapie Aktiv“. Dieses Programm bieten derzeit   ca. 15% der niedergelassenen ÄrztInnen  an. Insgesamt nehmen in Österreich nur ca. 6 % der bekannten 420.000 Typ-2-Diabetikern an DMPs teil. Im Vergleich dazu liegt in Deutschland die Teilnahme an vergleichbaren Diabetes Programmen bei ca. 50 %.

Für jene DiabetikerInnen, die auf  gängige Therapien nicht ansprechen,  gibt es zu wenige  Anlaufstellen. Die Diabetes-Ambulanzen in den Krankenhäusern sind überlaufen, da dort hauptsächlich PatientInnen behandelt werden, die eigentlich  im niedergelassenen Bereich behandelt werden könnten.

In Österreich fehlt  auch eine flächendeckende Versorgung mit Fußambulanzen. Pro 250.000 EinwohnerInnen bräuchte man eine derartige Anlaufstelle, das wären also bei derzeit etwa 8,2 Millionen EinwohnerInnen  mindestens 32 Ambulanzen.


Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Diagnose und Behandlung werden noch immer zu wenig beachtet.

 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

 

1)    Wann bekommt Österreich endlich ein Diabetes-Register (für Typ-1, Typ-2 und Schwangerschaftsdiabetes getrennt)?

 

2)    Wie viele ÄrtzInnen in welchen Bundesländern beteiligen sich derzeit am Disease-Management-Programm (DMP) „Therapie Aktiv“?

 

3)    Wie viele PatientInnen werden derzeit im Rahmen des DMP-Programms „Therapie Aktiv“ betreut?

 

4)    Welche Schritte planen Sie,  um zu erreichen, dass mehr niedergelassene ÄrtzInnen am Disease-Management-Programm „Therapie-Aktiv“ teilnehmen?

 

5)    Gibt es noch andere DMPs im Bereich Diabetes in Österreich und wenn ja, wie viele PatientInnen werden in diesen Programmen betreut?

 

6)    Wie stehen Sie zum Einsatz von spezialisierten Diabetes-Pflegekräften, wie es sie in anderen Ländern bereits gibt?

 

7)    Durch welche Maßnahmen werden Sie eine interdisziplinäre Behandlung von DiabetikerInnen sicherstellen?

 

8)    Welche Ebene in der Diabetesversorgung außer den überlaufenen Spitalsambulanzen ist für therapieresistente PatientInnen zuständig?

 

9)    Welche Maßnahmen werden Sie treffen, um Diabetes Ambulanzen von Routinefällen zu entlasten?

 

10) Planen Sie eine Verminderung der Rezeptgebühr für Diabetiker, um Anreize zur Therapie zu schaffen?

 

11) Wie wollen Sie die notwendige Erhöhung von Ausbildungsplätzen für Diabetes-SpezialistInnen (Additivfach für Endokrinologie und Stoffwechsel)  sicherstellen?

 

12) Wie wollen Sie erreichen, dass auf jeder Ebene der medizinischen Aus- und Weiterbildung Diabetes den entsprechenden Stellenwert erhält?


13) Wie viele Amputationen auf Grund von Diabetes wurden in Österreich in den Jahren 2007, 2008, 2009, 2010 und 2011 durchgeführt? (Bitte nach Jahren und Bundesländern getrennt angeben)

 

14) Wie ist bei den Amputationen die Position Österreichs im internationalen Vergleich?

 

15) Wie viele sogenannte „Fußambulanzen“ gibt es derzeit in Österreich?

 

16) Planen Sie eine flächendeckende Versorgung von Österreich mit Fußambulanzen mit einheitlichen Qualitätsstandards?

 

17) Wie viele Fußambulanzen werden Sie errichten?

 

18)  Gibt es eine Koordinationsstelle zwischen Ihrem Ministerium und anderen involvierten Organisationen wie z.B. die „Österreichische Diabetes Gesellschaft“ oder die Selbsthilfegruppe „Aktive Diabetiker Austria“?

Wenn nein, warum nicht?

 

19)  Planen Sie die Ausbildung und Finanzierung von PräventionsmanagerInnen?

Wenn ja wann? Wenn nein, warum nicht?

 

20)  Welche Maßnahmen planen Sie, um Migranten und Migrantinnen, die statistisch gesehen besonders häufig an Typ-2-Diabetes erkranken, zu versorgen?

 

21) Wann werden geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Diagnostik von Diabetes berücksichtigt und der orale Glukosetoleranztest in die Vorsorge aufgenommen?

 

22) In welcher Weise soll Gendermedizin im Bereich Vorsorge, Diagnostik und Behandlung von Diabetes in Zukunft fix etabliert werden?

 

23) Wie viele Invaliditätspensionen sind auf Diabetes zurückzuführen?