11337/J XXIV. GP
Eingelangt am 11.04.2012
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Anfrage
der Abgeordneten Judith Schwentner, Freundinnen und Freunde an den Bundesminister für Gesundheit
betreffend Nahrungsergänzungsmittel für schwangere Frauen
Ein Öko-Test Vergleich von Vitaminpräparaten für Schwangere, in der aktuellen Öko-Test Ausgabe Kompakt Vitamine 2012, hat ergeben, dass mehr als die Hälfte der in Deutschland untersuchten 17 Vitaminpräparate für Schwangere als „ungenügend“ zu klassifizieren sind. Kein einziges der untersuchten Produkte wurde im Gesamtergebnis als „sehr gut“ oder „gut“ eingestuft. Neben Kennzeichnungsmängeln und Verpackungen, die PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe enthalten, wurde vor allem die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe kritisiert.
Der Großteil der getesteten Produkte enthielten weit mehr Bestandteile als die für schwangere Frauen explizit empfohlene Folsäure und Jod. In vielen Fällen enthielten die untersuchten Produkte eine weit über den tatsächlichen Bedarf hinausgehende Menge an Mineralstoffen und Vitaminen. Das ist nicht von Vorteil, denn bei einer erhöhten Jodzufuhr kann eine Schilddrüsenüberfunktion nicht ausgeschlossen werden.
Abgesehen von Folsäure und Jod können alle anderen in den Produkten entdeckten Stoffe mit einer angemessenen Ernährung abgedeckt werden. Eisen sollte in Nahrungsergänzungsmitteln für Schwangere gar nicht enthalten sein. Ein Eisenmangel sollte nach ärztlicher Rücksprache durch spezielle Präparate gezielt gedeckt werden. Durch eine dauerhaft zu hohe Versorgung mit Eisen steigt dem deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zufolge das Risiko für die Entstehung von Herz- und Krebserkrankungen.
Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende
1) Gibt es speziell für Schwangere festgelegte Höchst- und
Mindestgehalte bei Vitaminen und Mineralstoffen in
Nahrungsergänzungsmitteln in Österreich?
2) Welche Konsequenzen hat ein Verstoß gegen die im Erlass
BMGFJ-75210/007-IV/B/10/2005 vom 9.7.2005 empfohlenen Höchst- und
Mindestgehalte bei Mineralstoffen?
3) Welche Konsequenzen hat ein Verstoß gegen die im Erlass
BMGFJ-75210/0020-IV/B/7/2007 vom 6.12.2007 empfohlenen Höchstmengen bei
fettlöslichen und wasserlöslichen Vitaminen?
4) Wie viele der in Österreich vertriebenen
Nahrungsergänzungsmittel, die Vitamin A (Retinol) enthalten, tragen einen
Warnhinweis, der Frauen im gebärfähigen Alter, insbesondere
Schwangere und stillende Frauen darauf hinweist, dass die tägliche
Gesamtzufuhr von Retinol von 1500 µg nicht überschritten werden
darf?
5) Würden Sie schwangeren Frauen ohne vorherige ärztliche
Konsultation die Einnahme von mehr als 150 µg Jodid täglich mit
Hilfe von Nahrungsergänzungsmitteln empfehlen?
6) Würden Sie schwangeren Frauen ohne vorherige ärztliche
Konsultation die Einnahme von Eisen mit Hilfe von
Nahrungsergänzungsmitteln empfehlen?
7) Ist eine Meldung, Registrierung oder Anmeldung von
Nahrungsergänzungsmitteln für Schwangere vor deren Vertrieb in
Österreich verpflichtend? Falls nein, warum nicht?
8) Anhand welcher Kriterien erfolgt die Abgrenzung von Nahrungsergänzungsmitteln und Arzneimitteln für Schwangere?
9) Anhand welcher Prüfkriterien erfolgt die Marktzulassung für Nahrungsergänzungsmittel, insbesondere für Schwangere, in Österreich?
10)
Wie oft erfolgte bisher in Österreich
eine Probenziehung bei der Produktgruppe der Nahrungsergänzungsmittel
für Schwangere? Welche Ergebnisse brachten die Probenziehungen hervor?
11) Wurden in Österreich bisher Deklarationsmängel bei
Nahrungsergänzungsmitteln für Schwangere entdeckt? Falls ja, wie
viele und welcher Natur waren diese Mängel?
12) Sind PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe in Verpackungen von Nahrungsergänzungsmitteln in Österreich erlaubt?