11356/J XXIV. GP

Eingelangt am 17.04.2012
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Venier

und weiterer Abgeordneter

 

an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur

 

betreffend die Barrierefreiheit an der Pädagogischen Hochschule Tirol

 

 

Die Pflichtschullehrer-Ausbildung in Tirol obliegt der Pädagogischen Hochschule, welche in 6010 Innsbruck-Wilten, Pastorstraße 7 situiert ist. Das Hochschul-Gebäude wurde vor ca. 40 Jahren als Pressezentrum für die Olympischen Winterspiele errichtet, wobei die spätere Nutzung als Hochschulgebäude in die Planungen nicht bzw. nur unzureichend einbezogen wurde.

So sind Studierende und Lehrende mit einem Bau konfrontiert, der „Ostblock-Charme“ versprüht und in seiner räumlichen Aufteilung problematisch ist. So fehlen moderne Seminarräume ebenso wie Professorenzimmer, die diesen Namen verdienen. Vielmehr müssen sich Lehrende zu zweit und oft auch zu dritt in schlauchartigen, an Abstellkammern erinnernden Zimmern um jeden Quadratmeter Platz raufen.

Noch problematischer allerdings ist die Tatsache, dass das Gebäude nicht barrierefrei ist: So gibt es weder in den Nebentrakten (PHS: 3 oberirdische Geschoße; Musiktrakt: 2 oberirdische Geschoße) noch im Haupttrakt mit seinen 5 (!) oberirdischen Geschoßen einen Lift oder ein Blindenleitsystem.

Dies stellt eine Diskriminierung körperbehinderter Menschen dar: So könnte etwa ein Lehrender an der PHT, der z.B. nach einem Unfall auf einen Rollstuhl angewiesen ist, seinen Lehrauftrag nicht mehr wahrnehmen. Ebenso sind körperbehinderte Interessenten, die gerne den Lehrberuf ergreifen möchten, de facto von der Ausbildung ausgeschlossen, da sie mit vertretbarem Aufwand nicht in die Lehrräume in den oberen Etagen gelangen können.

Zwar ist ein Neubau bzw. eine Sanierung des Gebäudes seit längerem geplant (so liegt etwa ein Projekt des Architekten Hubert Juranek mit dem Titel lernWERKSTATT 2.0 vor), allerdings ist man von einer Umsetzung – auch aus politischen Motiven - noch Jahre entfernt, wie ORF Tirol im Vorjahr berichtete:


 

Platznot an Pädagogischer Hochschule

Die Pädagogische Hochschule Tirol platzt aus allen Nähten. Erstmals mussten heuer Lehramtskandidaten aus Platzgründen abgewiesen werden. Ein geplanter Ausbau wird aber von der Stadt Innsbruck blockiert.

Rund 600 Studenten wollten diesen Herbst an der Pädagogischen Hochschule Tirol eine Lehrerausbildung beginnen. Aufgrund des Platzmangels konnten aber nur 325 aufgenommen werden, bestätigt Rektor Markus Juranek. Insgesamt drängen sich derzeit 910 Studenten in den sanierungsbedürftigen Räumen.

Seit mehr als einem Jahr werde an der Hochschule über einen Ausbau und Sanierungspläne diskutiert, es herrsche dringender Handlungsbedarf, sagt Rektor Juranek: ‚Es soll eine Generalsanierung passieren. Aber auch ein Zubau, indem ein Stockwerk aufgesetzt wird, in dem die Praxisschulen untergebracht werden können.‘ Eigentlich wollte die Hochschule bereits im Frühjahr einen Architektenwettbewerb ausschreiben, die notwendige Genehmigung durch die Stadt Innsbruck wurde aber nicht erteilt. Der Bauausschuss verlangte, dass Alternativen geprüft werden.

Die Hochschule solle abgesiedelt werden, sagt Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer: ‚Von Seiten der Stadt überlegen wir uns, ob eine Großsanierung der Pädagogische Hochschule, die mitten im Gewerbegebiet steht, die richtige Entscheidung im Sinne der Stadtentwicklung ist. Wir wollen auch das Gewerbegebiet im Sinne der Arbeitsplätze sichern.‘

Die Hochschule könnte, so die Bürgermeisterin, auf dem Gelände der Universität im Westen der Stadt neu gebaut werden. ‚Ich denke, dass wir im Jahr 2011 darüber nachdenken sollten, nicht einzelne Bildungstürme zu errichten, wo jeder nur seinen Bereich macht, sondern dass man auch die Chance hat, durch örtliche Zusammenführung viel aufzubrechen.‘ Rektor Juranek ist gegen diesen Vorschlag: Das Grundstück sei zu klein und eine Eingliederung in die Universität komme nicht in Frage.

Eine Entscheidung ist derzeit nicht absehbar, denn dem zuständigen Bildungsministerium ist ein Neubau zu teuer und auch an der Hochschule zeigt man wenig Begeisterung für den Plan. Jetzt sollen weitere Alternativen zum Ausbau geprüft werden.

 

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur nachstehende

 


Anfrage:

 

1.    Wie beurteilen Sie die nicht vorhandene Barrierefreiheit an der Pädagogischen Hochschule Tirol (PHT) aus rechtlicher Sicht?

 

2.    Stehen Sie im Hinblick auf die Barrierefreiheit an der PHT in Kontakt mit dem dortigen Rektorat?

 

3.    Wenn ja, welche Zwischenergebnisse dieser Kommunikation liegen bislang vor?

 

4.    Wenn nein, welche politischen oder rechtlichen Schritte beabsichtigen Sie in Zukunft in dieser Angelegenheit zu setzen?

 

5.    Haben Sie hinsichtlich der Blockade einer Sanierung des PHT-Gebäudes durch die Stadt Innsbruck bereits Kontakt mit den zuständigen Gremien der Stadt (Bürgermeisterin, Stadtsenat) aufgenommen?

 

6.    Wenn ja, welche Zwischenergebnisse dieser Kommunikation liegen bislang vor?

 

7.    Wenn nein, welche politischen oder rechtlichen Schritte beabsichtigen Sie in Zukunft in dieser Angelegenheit zu setzen?