12075/J XXIV. GP
Eingelangt am 25.06.2012
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Anfrage
der Abgeordneten Tanja Windbüchler-Souschill, Freundinnen und Freunde an die Bundesministerin für Frauenangelegenheiten und Öffentlichen Dienst
betreffend Mädchen und Frauen bei der Feuerwehr
„Retten,
Löschen, Bergen, Schützen“. Dies beschreibt das Leitbild der
Österreichischen Feuerwehren.
In Österreich sprechen 97% der Befragten jener großen KonsumentInnenstudie Europas für 2012,
welche von Reader’s Digest veröffentlicht wurde, den
Feuerwehrmitgliedern ein „sehr hohes“ bzw. „ziemlich
hohes“ Vertrauen aus. Die darauffolgenden Ränge nehmen die
ApothekerInnen mit 96% und die KrankenpflegerInnen mit 95% ein. Für Josef
Buchta, Präsident des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes, ist
dieses Ergebnis verständlicherweise erfreulich und er sagt dazu:
„Dieses Ergebnis bestätigt unsere Mitglieder, dass Sie ihre Zeit
– ob beruflich oder in ihrer Freizeit – richtig einsetzen. Es ist
ein Zeichen, dass die Arbeit und der Einsatz jedes Einzelnen in den
Freiwilligen Feuerwehren, Betriebs- und Berufsfeuerwehren von Österreichs
Bevölkerung richtig eingeschätzt und vor allem geschätzt wird.[1]“
Die Feuerwehren
stellen zweifelsfrei eine der wichtigsten Sicherheitssäulen dar. 2010 gab
es österreichweit rund 337.000 Mitglieder, durch deren großartiges
Engagement die Hilfeleistungen überhaupt erst möglich werden. Die
Feuerwehrjugend mit rund 24.000 Jugendmitgliedern ist ein wichtiger sozialer
Lern- und Freizeitort. Bereits im Alter von 10 Jahren können Kinder zur
Feuerwehr gehen und sich spielerisch auf das aktive Feuerwehrleben einstimmen.
Von den rund 337.000
Mitgliedern sind jedoch nur 14.400 weiblich, somit haben die
österreichischen Feuerwehren eine Frauenquote von bloß rund 4 %.
Dieses traditionelle Geschlechterverhältnis und die anscheinend anhaltende
Fixierung der Männerdomäne „Retten, Löschen, Bergen,
Schützen“ bestimmen noch immer den Alltag der Feuerwehren. Schon vor
rund 20 Jahren erleichterte die geänderte
Gesetzeslage die Betätigung für Frauen in
der Feuerwehr, ihre
Aufgaben am Anfang waren hauptsächlich jedoch in Funk und Verwaltung. Zwar
sind heute Frauen an sich formal in den Dienstbetrieb der Feuerwehr
vollständig eingegliedert – auch arbeiten Frauen als
Feuerwehrkommandantinnen – sie sind aber de facto die tatsächliche
Minderheit mit einer 4% Quote.
In der Anfragebeantwortung 6281/J vom 25. Oktober 2010 sagt Frauenministerin Heinisch-Hosek klar und
deutlich: „Frauen sind perfekt in der Lage, die
Aufgaben bei der Feuerwehr zu bewältigen. Die weiblichen Mitglieder
leisten den gleichen Beitrag wie die männlichen Kollegen. Es soll hier
keinen Unterschied nach dem Geschlecht geben (….)“ und weiters: „ (…) Grundsätzlich
liegt es im (Führungs-) Kompetenzbereich der/des FeuerwehrkommandantIn und
der/des zuständigen Gruppen- bzw. ZugskommandantIn, spezielle Programme
für eine gezielte aktive Förderung von Frauen und Mädchen zu
entwickeln, sowie Maßnahmen bei möglichen Diskriminierungen
zu finden. Daher wäre es aus meiner Sicht sehr wichtig, die
Führungskompetenzen bestmöglich zu stärken und zu
unterstützen. Es geht aus den Berichten der
Freiwilligen Feuerwehren in Hinblick auf die Feuerwehrjugend ein vermehrtes
Interesse der Mädchen am aktiven Dienst hervor, was den Anteil der Frauen
in Zukunft sicher erhöhen wird. Positiv anzumerken ist in diesem
Zusammenhang aus meiner Sicht, dass es mittlerweile auch einige
Feuerwehrkommandantinnen gibt.“
Die Feuerwehrjugend
könnte hier tatsächlich eine große Chance darstellen,
rücken doch immer mehr Mädchen aus der Jugend in den aktiven Dienst
nach. Hier braucht es klare Angebote, einheitliche Leitlinien, Mädchengruppen,
Sanitäranlagen und vor allem das Ende von Diskriminierung und Vorurteilen
gegenüber den Mädchen und Frauen als Kameradinnen.
Aus Furcht vor zusätzlichen Konflikten oder auch mit der Begründung
fehlender sanitärer Anlagen und Umkleideräume kann und wird die
Aufnahme von Frauen in die Feuerwehr jedoch auch im Jahr 2012 verhindert[2].
Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende
1) Ist Ihrem Ressort bekannt, auch wenn die Zuständigkeit für
die Belange der Feuerwehren nicht im Aufgabenbereich der Bundesregierung liegt,
jedoch die österreichweite frauenpolitische Frage eine essentielle ist,
welche Feuerwehren Mädchen und Frauen tatsächlich und nachhaltig
fördern und ermächtigen, selbstbewusst Teil der Feuerwehr zu sein?
Wenn ja, welche? Gibt es regionale bzw. länderspezifische Unterschiede?
Wenn ja, welche? Welche Maßnahmen setzen jene positiv herauszuhebende Feuerwehren
um Mädchen und Frauen zu fördern?
Wenn nein, wieso nicht? Wird es in Zukunft solche Erhebungen geben? Wie werden
die Verbesserungsvorschläge und Ankündigungen, zu finden in der
Anfragebeantwortung des Ministeriums für Frauenangelegenheiten vom
25.10.2010 zu 6228 A/B, tatsächlich umgesetzt?
2) Seit Jahren stagniert der Frauenanteil bei den Feuerwehren bei unter 5%. Welche Faktoren würden sich insgesamt positiv auf einen höheren Frauen- und Mädchenanteil bei der Feuerwehr auswirken? Wie können Frauen und Mädchen ganz gezielt für eine Tätigkeit bei der Feuerwehr interessiert werden? Welche europäischen/internationalen Studienergebnisse können hier zu Rate gezogen werden?
3) In der Anfragebeantwortung 6281/J vom 25. Oktober 2010 wird von Seiten der Frauenministerin klar gesagt, dass es im (Führungs-) Kompetenzbereich der/des FeuerwehrkommandantIn und der/des zuständigen Gruppen- bzw. ZugskommandantIn liege, spezielle Programme für eine gezielte aktive Förderung von Frauen und Mädchen zu entwickeln. In welcher Form hat das Ministerium für Frauenangelegenheiten hier unterstützend eingegriffen und mitgewirkt?
4) Durch welche Maßnahmen könnten mögliche Diskriminierungen (Vorurteile wie „die können ja nicht den Schlauch halten“, fehlende Sanitäranlagen, Mobbing, etc.) von Mädchen und Frauen bei der Feuerwehr abgestellt werden? Staatssekretär Sebastian Kurz unterstützt zurzeit gezielt die aktive Teilhabe von Menschen mit Migrationshintergrund unter anderem bei der Feuerwehr. Das Projekt „Zusammen: Österreich“ soll für das verstärkte Engagement junger Migrantinnen und Migranten in Vereinen und anderen ehrenamtlichen Organisationen werben. Was passiert von Seiten des Frauenministeriums, gerade Mädchen dazu zu bewegen ihre Freizeit bei der Feuerwehr zu verbringen und somit die Geschlechterrollen aufzubrechen, für eine Gesellschaft die Mädchen und Frauen ermächtigt und stärkt?
5) Wie wird im Bereich der Subventionierung der Feuerwehren Gender Budgeting auf Bundes-, Landes- und auf Gemeindeebene umgesetzt? Wie funktioniert in diesem Bereich die Kontrolle?