12236/J XXIV. GP

Eingelangt am 29.06.2012
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Mag. Andrea Kuntzl, Dr. Sabine Oberhauser

und GenossInnen

an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung, Prof. Dr. Karlheinz Töchterle

betreffend Zugangsbeschränkungen an Medizinischen Universitäten

In Folge des Urteils des Europäischen Gerichtshofes zum Hochschulzugang in Österreich
wurden die Medizinischen Universitäten im Jahr 2005 ermächtigt, Zugangsbeschränkungen
zu erlassen. Im Jahr 2006 wurden erstmals Auswahl verfahren an den Medizinischen
Universitäten Wien, Innsbruck und Graz durchgeführt. In Wien und Innsbruck wird seither
der so genannte "EMS-Test", in Graz ein selbst entwickelter Wissenstest zur Auswahl der
Studierenden durchgeführt.

Der dem Nationalrat übermittelte Evaluierungsbericht gem. § 124b des Universitätsgesetzes
2002 merkt in Bezug auf die Frauenquote an, "dass durch die Einführung des EMS-Tests
(Eignungstests für das Medizinstudium) in Wien und Innsbruck sowie durch den Grazer
Wissenstest der Frauenanteil im Vergleich zu den Vorjahren im WS 2006 deutlich sank.".

Ähnliches ist auch dem Projektbericht von Spiel, Schober und Litzenberger zur Evaluation
der Eignungstests für das Medizinstudium in Österreich, zu entnehmen: "Die Analyse der
Auswahlverfahren zeigte übereinstimmend für alle Standorte, dass Studienwerberinnen in den
Testverfahren deutlich schlechter abschnitten als Studienwerbe. Die Erfolgsquoten von
Männern und Frauen unterscheiden sich statistisch signifikant."

Die laufende Medienberichterstattung zeigt zudem, dass die Probleme in diesem Bereich
weiterhin fortbestehen und das BMWF bislang keinerlei Initiativen pr
äsentiert hat, dieser
Problematik entgegenzuwirken. Darüber hinaus besteht der begründetet Verdacht, dass durch
die angewandten Auswahlverfahren ein noch viel größerer Personenkreis deutlich
benachteiligt wird.

Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für Wissenschaft und
Forschung nachstehende


Anfrage:

1.  In wieweit war das BMWF in die Erstellung und Durchführung der Aufnahmeverfahren
für medizinische Studien einbezogen?

2.             In wieweit war das BMG in die Erstellung und Durchführung der Aufnahmeverfahren für
medizinische Studien einbezogen bzw. wurde dieses vom BMWF hinzugezogen?

3.             Die Aufnahmeverfahren für medizinische Studien haben erhebliche Auswirkungen auf die
öffentliche Gesundheitsversorgung der Bevölkerung. Sind Sie der Meinung, dass eine
Materie von so grundlegender Bedeutung der autonomen Gestaltung durch die

Universitäten überlassen sein sollte?

4.    Haben die Aufnahmeverfahren für medizinische Studien Ihrer Meinung nach negative
Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung in Österreich?

4.1 Wenn ja, welche?

5.              Welche Kompetenzen sind Ihrer Meinung nach von besonderer Bedeutung für das
Berufsbild der Ärztin/des Arztes? Werden diese Ihrer Meinung nach ausreichend und
ausgewogen im Rahmen der derzeitigen Auswahlverfahren gemessen, wo sehen Sie
Verbesserungsbedarf?

6.              Welche Kompetenzen sind Ihrer Meinung nach von besonderer Bedeutung für die
medizinische Forschung? Werden diese Ihrer Meinung nach ausreichend und ausgewogen
im Rahmen der derzeitigen Auswahlverfahren gemessen, wo sehen Sie
Verbesserungsbedarf?

7.              Wie viele Personen haben sich seit 2006 jährlich an den Medizinischen Universitäten zu
den Auswahlverfahren angemeldet (Frauen gesondert ausgewiesen)?

8.              Wie viele Personen sind seit 2006 jährlich an den Medizinischen Universitäten zu den
Auswahlverfahren angetreten (Frauen gesondert ausgewiesen)?

9.              Wie viele Personen wurden seit 2006 jährlich zu den medizinischen Studien zugelassen
(Frauen gesondert ausgewiesen)?

10.       Wie viele der in Frage eins bis drei genannten Personen haben die allgemeine
Universit
ätsreife jeweils durch ein AHS-Zeugnis, BHS-Zeugnis, Berufsreifezeugnis,
ausländisches Zeugnis oder sonstige gleichwertige Zeugnisse nachgewiesen (für jeden
Urkundentyp jährlich gesondert ausgewiesen, Frauen gesondert ausgewiesen)?

11.       Inwieweit wurden die Auswahlverfahren und ihre praktische Durchführung durch das
BMWF auf Gewährleistung der Barrierefreiheit (Zugänglichkeit der
Prüfungsräumlichkeiten, Ablegbarkeit der Tests bei Seh- oder Hörbeeinträchtigungen etc.)
überprüft?

 

11.1      Wenn ja, mit welchen Ergebnissen?

11.2      Wenn nein, warum nicht?

12.  Wurden seitens des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung seit
Bekanntwerden der Benachteiligung von Frauen durch die Zugangsbeschränkungen
Initiativen ergriffen, dieser entgegenzusteuern?

12.1      Wenn ja, welche?

12.2      Wenn nein, warum nicht?

13.  Einzelne Universitäten überlegen, der Benachteiligung von Frauen durch eine gesonderte

geschlechterspezifische Auswertung der Aufnahmeverfahren entgegenzutreten. Wie sehen
die geplanten rechtlichen Regelungen im Konkreten aus und sind diese Ihrer Meinung
nach gesetzeskonform?

14.       Wie viele der im Studienjahr 2006/2007 zu den medizinischen Studien neu zugelassenen
Studierenden waren in den darauffolgenden Jahren jeweils prüfungsaktiv (für jedes
nachfolgende Studienjahr gesondert ausgewiesen, Frauen gesondert ausgewiesen)?

15.       Medienberichten ist zu entnehmen, dass die medizinischen Universitäten inzwischen
bereits für die Ablegung des Auswahltests Gebühren einheben. Ist dies aus Ihrer Sicht
gesetzeskonform?

16.       Auf welche Höhe belaufen sich die durch die Auswahlverfahren seit ihrer Einführung
angefallenen Kosten (Leistungen an die Entwickler des EMS-Tests gesondert
ausgewiesen)?

17.       Auf welche Höhe belaufen sich die im vergangenen Jahr angefallenen Kosten?

18.       Wie viel haben die Universitäten im vergangenen Jahr durch die obengenannten Gebühren
eingenommen?

19.       Wie viele der Studierenden an den medizinischen Universitäten beziehen seit dem
Studienjahr 2004/2005 Studienbeihilfe (einschließlich SelbsterhalterInnen, Frauen
gesondert ausgewiesen, jedes Jahr gesondert ausgewiesen)?

20.       Im Rahmen des periodischen Berichts zur sozialen Lage der Studierenden wird auch die
soziale Zusammensetzung der Studierendenschaft in einzelnen F
ächergruppen anhand
eines Schicht-Index ermittelt. Die Ergebnisse der erst kürzlich durchgeführten aktuellsten
Erhebung liegen dem BMWF bereits vor. Wie hat sich die soziale Zusammensetzung der
Studierenden seit 1999 in den medizinischen Studien entwickelt (für jede seitdem
stattgefundene Erhebung jeweils für die niedrige, mittlere, gehobene und hohe Schicht
gesondert ausgewiesen)?