12725/J XXIV. GP

Eingelangt am 05.10.2012
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Anfrage

 

der Abgeordneten Judith Schwentner, Freundinnen und Freunde an die Bundesministerin für Frauenangelegenheiten und Öffentlichen Dienst

betreffend die Öffentlichkeitsarbeit zum Gehaltsrechner

BEGRÜNDUNG

 

Im September fanden sich in allen österreichischen Tageszeitungen erneut Inserate, die zum „Nachrechnen“ ihres Einkommens mit Hilfe des Gehaltsrechners auffordern. Schon 800.000 Personen hätten im Internet auf dem Gehaltsrechner nachgerechnet. Fraglich bleibt wie verlässlich dieser Gehaltsrechner überhaupt ist. Es zeigt sich in vielen Beispielen, auch durch Expertinnen bestätigt, dass die dem Rechner zugrundeliegende Konstruktion der Datenbasis nicht unbedingt zu einer besseren Information im Vorfeld einer Gehaltsverhandlung führt. Denn die verwendeten Daten spiegeln die am Arbeitsmarkt vorhandene Diskriminierung bei den Gehältern wider. Obwohl es aus rechtlicher Sicht unzulässig ist, einer Teilzeitkraft in einer gleichwertigen Tätigkeit einen geringeren Stundenlohn anzubieten als einer Vollzeitkraft, weist der Gehaltsrechner genau diese Diskriminierung aus.

Doch selbst für jene, die sich über den „Marktwert“ von Tätigkeiten informieren möchten, ist die Datenbasis zu grob, um eine verlässliche Aussage zu ergeben. In einem Artikel in der Printausgabe des Standard vom 25./26.8.2012 wird die Verlässlichkeit des Gehaltsrechners vom Einkommensexperten Conrad Pramböck heftig kritisiert: „Benutzer können eine Münze werfen, ob sie den Ergebnissen trauen oder nicht, und sind damit so klug wie zuvor.“ Denn bei der Hälfte der Abfragen würde der Gehaltsrechner deutlich nach unten oder oben abweichen. Deshalb erscheint es zweifelhaft, dass der Gehaltsrechner tatsächlich einen Beitrag zu einer Verringerung der Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern leisten kann.


Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

 

1)    Wie viele Anfragen zum Gehaltsrechner haben Sie seit seiner Präsentation zum Equal Pay Day 2011 erhalten, wie viele davon waren von Frauen? Gab es kritische Rückmeldungen? Wenn ja, wie viele?

2)    Bezieht sich die in den Inseraten angeführte Zahl 800.000, die nachgerechnet haben, auf die tatsächliche Zahl der Personen oder die Anzahl der Abfragen beim Gehaltsrechner?

3)    Hat es seit der Einführung des Gehaltsrechners schon einmal ein Daten-Update gegeben?

4)    Gibt es eine Evaluierung oder eine Erhebung, um festzustellen, ob Frauen aufgrund des Gehaltsrechners dazu ermutigt werden, höhere Gehaltsforderungen zu stellen? Wenn nicht, ist eine solche in nächster Zukunft geplant?

5)    Ist grundsätzlich eine Überarbeitung des Gehaltsrechners geplant, damit präzisere Ergebnisse gewährleistet sind?

6)    Wie hoch sind bisher die gesamten Kosten für die Öffentlichkeitsarbeit zum Gehaltsrechner?

7)    Wie hoch sind bisher die gesamten Kosten für die Inseratenkampagne zum Gehaltsrechner in Medien und zu welchen Kosten wurde in welchen Medien inseriert?

8)    Wie hoch ist der Betrag, den Sie für die Erstellung von „Informationsmaterial“ wie zB Plakate oder Folder betreffend den Gehaltsrechner 2012 ausgegeben haben?

9)    Wie hoch ist der Betrag, den Sie 2012 für PR- und Informationskampagnen budgetiert haben?

10)  Wie hoch ist die Summe, die sie bisher im Jahr 2012 für PR- und Informationskampagnen ausgegeben haben?