13221/J XXIV. GP
Eingelangt am 05.12.2012
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Anfrage
der Abgeordneten Dr. Harald Walser, Freundinnen und Freunde an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur
betreffend Missstände im Bereich des Landesschulrats für Niederösterreich
In den letzten Monaten musste sich der Nationalrat
wiederholt mit gravierenden Missständen im Bereich des Landesschulrats
für Niederösterreich befassen.
Gegenstand der Interpellationen war stets schweres Fehlverhalten der
Landesschulinspektorin Mag.a Ronniger (Spitzelaffäre, Mobbing, private
Geburtstagsfeiern an Bundesschulen …) und Untätigkeit des
Landesschulrates und des Bundeministeriums für Unterricht, Kunst und
Kultur. Bislang haben weder der Landesschulrat noch Sie als oberste
Dienstbehörde dem Treiben der Landesschulinspektorin ein Ende gesetzt.
Nunmehr liegt den anfragenden Abgeordneten ein Schreiben von Frau Mag.a
Ronniger an die ihr unterstellten Schulleiter vor, das wir auszugsweise
wiedergeben:


Dass das Bundesministerium Frau Mag.a Ronniger nunmehr schützt und entlastet, ist völlig unverständlich. Den anfragenden Abgeordneten ist nicht bekannt, dass sich bislang ein verantwortliches Organ der Schulverwaltung bei den zahlreichen Opfern von Frau Mag.a Ronniger entschuldigt hat oder versucht hat, den eingetretenen Schaden wieder gut zu machen. Die Tatsache, dass sich das bm:ukk nunmehr schützend vor diese Landesschulinspektorin stellt, deren Wirken mittlerweile in mehrfacher Hinsicht auch Gegenstand von Ermittlungen durch die Staatanwaltschaft ist, ist unfassbar.
Damit aber noch nicht genug: Auf Ihren Vorschlag, Frau Unterrichtsministerin, hat der Bundespräsident Frau Mag.a Ronniger das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen.

Dieses Bild zeigt den niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll, der der Organisatorin seines Spitzeldienstes am 9. November 2011 dankbar lächelnd das Ehrenzeichen überreicht.
In der Beantwortung unserer Anfrage vom 12.9.2012 (12558/J XXIV. GP) betreffend die Spitzeltätigkeit von Frau Mag.a Ronniger zeigen Sie wenig Interesse an einer Aufklärung dieses Skandals. Sie begnügen sich im Wesentlichen mit einer Wiedergabe der Ausführungen des Landesschulrates für Niederösterreich. Wenn der damalige Präsident angibt, es wäre nur eine „Arbeitsgruppe zur Begabtenförderung“ eingerichtet worden („Der damalige Amtsführende Präsident gab an, dass es sich um die Einrichtung einer Arbeitsgruppe zur Begabtenförderung gehandelt habe und er wissen wollte, welche Direktorinnen und Direktoren allenfalls zur Mitarbeit bereit wären. Von einer „politischen Informationskette“ war nie die Rede.“), so ist dies völlig unglaubwürdig. Wenn eine Landesschulinspektorin „ein interne (politische) Informationskette“ zum Landeshauptmann unter „höchster Diskretion“ einrichtet, kann wohl nur mit erheblichem Zynismus von „Begabtenförderung“ gesprochen werden. Um die Unverschämtheit dieser Äußerung sichtbar zu machen, bringen wir Ihnen dieses Mail nochmals zur Kenntnis.

Fassungslos macht auch eine Stellungnahme der Direktoren der Humanberuflichen Schulen in Niederösterreich vom 5.9.2012 (OTS), die wir hier auszugsweise wiedergeben:


Die anfragenden Abgeordneten gehen davon aus, dass den VerfasserInnen dieser Stellungnahme das E-Mail von Frau Mag.a Ronniger bekannt war. Der Vereinsobmann war schließlich Adressat des oben genannten Mails.
Wenn nun die drei DirektorInnen behaupten, es seien niemals politische Aufträge an die DirektorInnen ergangen, so lässt dies nur den Schluss zu, dass diese Personen nicht erkennen, wenn sie politisch missbraucht werden sollen. Möglicherweise ist auch ein Gewöhnungseffekt eingetreten; nämlich in dem Sinn, dass die Betroffenen eine derartige „Begabtenförderung“ für den Landeshauptmann als Bestandteil ihrer täglichen Arbeit ansehen. Wir halten diesen Zustand für unerträglich.
In unserer oben zitierten Anfrage vom 12.9.2012 haben wir
Sie wörtlich gefragt (Frage 13):
„Halten Sie Frau Mag.a Adelinde Ronniger noch immer für eine
verantwortungsbewusste und qualifizierte Fachkraft, wie Sie dies wiederholt
geäußert haben?“
In Ihrer Antwort (12350/AB XXIV. GP) führen Sie aus:
„Im Rahmen der bisherigen parlamentarischen Anfragen im Zusammenhang mit
Frau LSI HR Mag. Ronniger wurde keine Aussage mit diesem Inhalt seitens des
Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur getätigt. Es ist
festzuhalten, dass für die Position eines Schulaufsichtsorgans grundsätzlich
nur verantwortungsbewusste und qualifizierte Fachkräfte in Frage kommen
…“.
Dazu halten wir fest, dass nach Auffassung der Grünen für die Position eines Schulaufsichtsorgans nicht „grundsätzlich“ sondern ausnahmslos verantwortungsbewusste und qualifizierte Fachkräfte in Frage kommen.
Im Übrigen ist Ihre Antwort ausweichend und unvollständig. Wir haben Sie nicht nach Äußerungen zu parlamentarischen Anfragen gefragt, unsere Frage war ganz allgemein. Wir dürfen Ihnen in Erinnerung rufen, dass Sie als Vertreterin des Bundes im Einvernehmen mit Ihrem Prokuraturanwalt Dr. Ziehensack mehrfach in Schriftsätzen für ein gerichtliches Verfahren eine äußerst positive Würdigung von Frau Mag.a Ronniger geäußert haben, zB
Alle diese Äußerungen stammen aus dem letzten Jahr; d.h. lange nachdem die Vorwürfe gegen Frau Mag.a Ronniger auch Ihrem Haus bekannt waren.
Aus Ihren bisherigen Anfragebeantwortungen und Ihrem
Verhalten ziehen die Grünen folgenden Schluss:
Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende