Eingelangt am 13.03.2009
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ANFRAGE
der Abgeordneten Brunner,
Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Finanzen
betreffend Österreich und die
Finanzierung der Atomkraft
Die österreichische Bevölkerung
lehnt die Nutzung von Atomkraft mit überwiegender Mehrheit ab, 78 Prozent
der Menschen wollen, dass Österreich aus dem EURATOM-Vertrag aussteigt,
81% der Österreicher lehnen die Zahlungen an EURATOM ab.
Über den EURATOM- Vertrag finanziert Österreich
auch Investitionen in die Erforschung und Nutzung der Atomkraft mit. Aufgrund
der vertraglichen Struktur sind die konkreten EURATOM-Mittel offensichtlich nur
schwer zu eruieren: Die letzten verwertbaren Aussagen aus einer
parlamentarischen Anfrage zu den österreichischen Mittel für die
Unterstützung der Atomkraft stammen aus dem Jahr 2003 (1001/AB (XXII. GP).
Aus ihnen geht hervor, dass Österreich rund 40 Millionen Euro
jährlich dazu beiträgt.
Seither wird die Bevölkerung im Dunklen gelassen und
regelmäßig erfolgende parlamentarische Anfragen zur
österreichischen Mitfinanzierung der Atomkraftnutzung zunehmend nicht oder
nur allgemein und wenig aussagekräftig beantwortet, zuletzt etwa einer
Anfrage der Grünen in der letzten Regierungsperiode (2225/J XXIII. GP).
Das ist im Sinne der kritischen und ablehnenden Haltung der
österreichischen Bevölkerung zur Atomkraft nicht akzeptabel.
Über die Verwendung österreichischer Steuergelder zur Mitfinanzierung
der Atomkraft muss – nicht zuletzt angesichts der drohenden
Atomkraft-Renaissance in Europa – volle Transparenz gegeben sein.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
- Wie hoch ist der Anteil Österreichs
an der Finanzierung von EURATOM-relevanten Aktivitäten in den Jahren
2006, 2007 und 2008 insgesamt?
- Aus welchen Positionen setzt sich die österreichische
Mitfinanzierungen aller unter den EURATOM-Vertrag fallenden
Aktivitäten zusammen (Bitte um Angabe der Aktivitäten und
jeweiligen Beiträge in den Jahren 2006, 2007 und 2008)?
- Welche Finanzierungsinstrumente stehen im Rahmen des
EURATOM-Vertrags zur Verfügung, wie hoch sind diese dotiert und wie
hoch ist der österreichische Anteil an ihnen in den Jahren 2006, 2007
und 2008?
- Welche Beträge wurde in den Jahren 2002 bis 2006
jeweils für das PHARE-Programm von Österreich aufgewendet?
- Welche konkreten atomkraft-relevanten Vorhaben wurden mit
diesen Mitteln aus dem PHARE-Programm finanziert (Bitte um Aufzählung
der Projekte und der Höhe der Mittel)?
- Welche Beträge wurde in den Jahren 2002 bis 2006
jeweils für das TACIS-Programm von Österreich aufgewendet?
- Welche konkreten atomkraft-relevanten Vorhaben wurden mit
diesen Mitteln aus dem TACIS-Programm finanziert (Bitte um Aufzählung
der Projekte und der Höhe der Mittel?)
- Welche Beträge wurde, beginnend mit 2007, für
die Nachfolgeprogramme von PHARE und TACIS bzw. anderen
EU-Nachbarschaftsprogrammen von Österreich aufgewendet (bitte
getrennt nach Jahr und Programm)?
- Welche konkreten atomkraft-relevanten Vorhaben wurden mit
diesen Mitteln aus diesen Programmen finanziert (Bitte um Aufzählung
der Projekte und der Höhe der Mittel?)
- Welche Beträge werden im Rahmen des Siebten
Rahmenprogramms der Europäischen Atomgemeinschaft (EURATOM) für
die Jahre 2007 bis 2011 jeweils von Österreich aufgewendet?
- Wie verteilen sich diese Mittel auf Kernforschung,
Strahlenschutz und andere Aktivitäten?
- Welche Beiträge werden im Rahmen des Siebten
Rahmenprogramm der Europäischen Gemeinschaft für Forschung,
technologische Entwicklung und Demonstration für die Jahre 2007 bis
2011 jeweils von Österreich aufgewendet für
- Forschung im Bereich erneuerbare Energie;
- Forschung im Bereich Energieeffizienz;
- Forschung im Bereich Klimaschutz und Anpassung an den
Klimawandel?
13. Welche
Finanzierungsmöglichkeiten bestehen bei der europäischen Investitionsbank
(EIB) zur Finanzierung von Projekten zur Atomkraftnutzung (Endlagersuche,
Zwischenlagerung, Betriebsverlängerung, Neubauprojekte, Uranabbau und
-aufarbeitung, Brennelementherstellung , -aufarbeitung) zur Verfügung, wie
hoch sind diese dotiert und wie hoch ist der österreichische Anteil?
- Welche Projekte zur Atomkraftnutzung wurden seitens der
EIB bzw. EURATOM bislang finanziert (bitte um Aufzählung der Projekte
und der Art und Höhe der Finanzierung)?
- Wie war das österreichische Abstimmungsverhalten bei
den jeweiligen Beschlüssen zu diesen Projekten?
- Welche Strategie verfolgt die EIB grundsätzlich
hinsichtlich der Finanzierung von Projekten zur Atomkraftnutzung?
- Wie stehen Sie als Vertreter Österreichs im Rat der
Gouverneure der EIB zu dieser Strategie?
- Welche Projekte stehen aktuell
auf der Liste, die mittels EURATOM oder EIB finanziert werden sollen? Wie
hoch sind die veranschlagten Beträge für die jeweiligen Projekte
(bitte um projektweise Auflistung)?
- Von wem wurden die fachlichen Prüfungen hinsichtlich
der Sicherheitsaspekte bei diesen Projekten jeweils durchgeführt?
- Wie beurteilen Sie diese Projekte im Einzelnen?
- Welche Finanzierungsmöglichkeiten bestehen bei der
EBRD zur Finanzierung von Projekten zur Atomkraftnutzung (Endlagersuche,
Zwischenlagerung, Betriebsverlängerung, Neubauprojekte, Uranabbau und
-aufarbeitung, Brennelementherstellung , -aufarbeitung) zur
Verfügung, wie hoch sind diese dotiert und wie hoch ist der
österreichische Anteil?
- Wie stehen Sie zur Finanzierung von Projekten zur
Atomkraftnutzung durch die EIB und die EBRD?
- Wie beurteilen Sie die Sicherheit und Sinnhaftigkeit der
Finanzierungen von Projekten zur Atomkraftnutzung vor dem Hintergrund
langer Laufzeiten und hoher Risiken (Sicherheit, Kosten, Ressourcen)?
- Bestehen über die erwähnten hinaus noch
Verträge, Institutionen, Instrumente oder Programme, durch die
Österreich direkt oder indirekt die Atomkraftnutzung mitfinanziert?
a.
Wenn ja, welche (bitte um Auflistung der jährlichen Dotierung der
einzelnen Positionen)?
- Sind Sie bereit, die österreichischen Zahlungen im
Rahmen von EURATOM einzustellen, sollte sich weiterhin keine Chance auf
eine Reform des EURATOM-Vertrags ergeben?
- Wenn nein, warum nicht?