13484/J XXIV. GP

Eingelangt am 21.12.2012
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Anfrage

 

der Abgeordneten Markowitz, Tadler

und Kollegen

an den Bundesminister für Gesundheit

betreffend Kinderforschung und Ethik

 

 

Angesichts der Implementierung des Kinderforschungsnetzwerks in Österreich ist es für die Sicherheit unserer Kinder und Jugendlichen wichtig, dass von allen befassten Stellen garantiert wird, dass bei Medikamentenversuchsreihen im Allgemeinen und bei Kindern im Speziellen keine unethischen Forschungen durchgeführt werden, bzw. sichergestellt ist, dass nur ethisch vollkommen unbelastete Ärzte in die Tätigkeiten des Kinderforschungsnetzwerks eingebunden sind.

 

Es geht darum, dass von Seiten des zuständigen Gesundheitsministeriums die volle Verantwortung für alle Geschehnisse rund um diese Versuchsreihen übernommen wird. Im Falle auch nur eines Missbrauches ist dies mit dem sofortigen Rücktritt des Gesundheitsministers zu ahnden. Entsprechende Konsequenzen sollten gerade in diesem besonders sensiblen Bereich künftig fixer Bestandteil der Rechtsordnung werden.

Es darf keine Möglichkeit offen gelassen werden sich hinter Amtswegen und Gremien zu verstecken. Eine Kontrollfunktion ist immer laufend und aktiv auszuüben.

 

(Zitat Anfang)

Sehr emotional reagierte Thomas Szekeres, Vertreter der Ärztekammer Wien, auf Weiss' Vorwürfe, Ärzte seien Komplizen der Pharmawirtschaft. "Ich wehre mich gegen Pauschalverurteilungen", donnerte er. Es gäbe genaue gesetzliche Richtlinien und einen Ehrenrat, der gegen schwarze Schafe in der Ärzteschaft vorgeht. " Die Verteidigung des Status quo ist ein Reflex der Ärztekammer, es fehlt die Selbstreflexion", hielt Weiss entgegen. Szekeres konnte (auch auf Nachfrage des Standards am nächsten Tag) nicht beantworten, wie viele Ärzte vom Ehrenrat im letzten Jahr ins Visier genommen und verurteilt wurden. Ein konkretes Ergebnis des Abends war jedoch Szekeres' Zusage, man wolle den von Weiss erhobenen Vorwürfen gegen Siegfried Kasper, Vorstand der Psychiatrie der Medizinischen Universität, nachgehen. Weiss behauptet, Kasper hätte Interesse für eine fingierte, dezidiert unethische Studie an depressiven Patienten gezeigt. (Zitat Ende) - Der Standard 2. Dezember 2008

 

Sämtliche in der folgenden Anfrage verwendeten Informationen über das faktische Auseinanderklaffen von ethischen Grundsätzen und das tatsächliche Verhalten bei Medikamentenversuchen hinsichtlich einer Studie über Antidepressiva sind aus den Büchern des Journalisten Hans Weiss „Korrupte Medizin“ und „Tatort Kinderheime“ entnommen.

 

 

Bezugnehmend auf die Implementierung des Kinderforschungsnetzwerks stellen die unterfertigten Abgeordneten daher an den Herrn Bundesminister für Gesundheit nachstehende

 

Anfrage:

 

1.    Wie viele Mediziner mussten sich in den letzten fünf Jahren vor dem Ehrenrat verantworten? Bitte gliedern Sie nach Jahren und Fachrichtung.

 

2.    Wie viele Mediziner sind in den letzten fünf Jahren vom Ehrenrat verurteilt worden?
Bitte gliedern Sie nach Jahren und Fachrichtung.

 

3.    Gab es eine Anzeige von Hans Weiss (Journalist) gegen Prof. Siegfried Kaspar vor dem Ehrenrat der Wiener Ärztekammer wegen Zusage zu einer Studie betreffend ein Antidepressivum, welches der Weltärztebund aus ethischen Gründen verboten hat?

 

4.     Welchen Ausgang nahm diese Anzeige?

 

5.    Wie lautete die Entscheidung des Ehrenrates in dieser Causa Weiss vs.Kasper?

 

6.    Wurde diese Causa Weiss vs. Kaspar an den Disziplinarrat verwiesen?

 

7.    Hat der Disziplinarrat der Wiener Ärztekammer in dieser Causa Weiss vs. Kaspar betreffend die Anschuldigungen des Journalisten Hans Weiss eine Entscheidung getroffen?

 

8.    Wenn ja, welche?

 

9.    Wenn nein, mit welcher Begründung?

 

10.  Können Sie ausschließen, dass Mediziner, die bei einem Offert zu einem Medikamentenversuch in eine „ethische Schieflage“ geraten sind, in irgendeiner Weise in eine Versuchsreihe des Kinderforschungsnetzwerks involviert werden?

 

11.  Wie stellen Sie sicher, dass im Rahmen des Kinderforschungsnetzwerkes Ärzte mit „ethischer Schieflage“ nicht bei Medikamentenversuchen an Kindern tätig werden können?

 

12.  Wird es für Österreich ethische Richtlinien geben, die es Ärzten, die in eine ethische Schieflage geraten sind, verbieten, Medikamentenversuche an Kindern durchzuführen, oder in irgendeiner Form im Kinderforschungsnetzwerk zu partizipieren? Wenn ja welche, wenn nein, warum nicht?

 

13.  Gibt es eine medizinische Ethikerklärung hinsichtlich der Behandlung von Kindern und der Forschung an Kindern?

 

14.  Wenn nein, beabsichtigen Sie eine solche ausarbeiten zu lassen und zu implementieren?

 

15.  Wenn nein, nach welcher Ethikerklärung sollen Medikamentenversuche an Kindern durchgeführt werden?

 

16.  Wer wird in Österreich beauftragt, die Erforschung der Wirkung von Psychopharmaka an Kindern durchzuführen? Bitte nennen Sie Institut(e) und zuständige Ansprechpartner, bzw. verantwortliche Psychiater.

 

17.  Für welche Medikamente im Bereich Psychopharmaka ist geplant, diese an Kindern in Österreich zu erforschen? Bitte geben Sie eine genaue Liste der Medikamente an.

 

18.  Forschung über Antidepressiva steht zuoberst auf der Liste der zu prüfenden Medikamente bei Kindern; wird das in irgendeiner Weise Prof. Kasper in die Tätigkeit des Kinderforschungsnetzwerks einbinden?

 

19.  Wenn ja, in welcher Funktion?

 

20.  Welche konkreten Aufgaben nimmt die „Österr. Gesellschaft für Arzneimittelsicherheit in der Psychiatrie“, deren Gründer und Vizepräsident Prof. Kasper ist, wahr?

 

21.  Welche Ergebnisse, Verdienste und laufende Tätigkeiten kann diese Gesellschaft vorweisen und wo kann man sich darüber im Detail informieren?

 

22.   Wer finanziert diese Vereinigung in Österreich?

 

23.  Aus welchem Grund ist diese Vereinigung von der AGES, die eigentlich die zuständige Behörde für Arzneimittelsicherheit ist, separiert, oder planen Sie hier eine Vereinigung?

 

24.  Welcher hoheitlichen Kontrolle untersteht die Vereinigung „Österr. Gesellschaft für Arzneimittelsicherheit in der Psychiatrie“?

 

25.  Wenn es keine hoheitliche Kontrolle gibt, unter welcher Kontrolle steht diese Vereinigung?

 

26.  Wird die Vereinigung „Österr. Gesellschaft für Arzneimittelsicherheit in der Psychiatrie“ im Aufgabenbereich des Kinderforschungsnetzwerks eine Rolle spielen?

 

27.  Wenn ja, welche?

 

28.  Sind Sie, Herr Bundesminister, bereit dafür die volle Verantwortung zu übernehmen, wenn nein, warum nicht?

 

29.  Ist Prof. Kasper, der als Berater und Referent für mindestens elf verschiedene internationale Pharmagroßkonzerne tätig war, oder ist, in irgendeinem Gremium tätig, das für Sie, Herr Bundesminister, Leitlinien für die Behandlung von Erkrankungen festsetzt?

 

30.  Wenn ja, in welchen?

 

31.  Könnte Prof. Kaspers Antwort auf die Frage von Hans Weiss, ob die Ethikkommission ein Problem sein könnte: „Na, na, das kriagn wir scho hin“ - mit der Hinzufügung, dass er (Prof. Kasper) das schließlich in Wien eingeführt habe (Zitat) -  einen Korruptionsverdacht auf Dr. Kasper und die Ethikkommission der Med. Unv. Wien aufkommen lassen?

 

32.  Wenn nein, warum nicht?