13635/J XXIV. GP

Eingelangt am 23.01.2013
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Anfrage

 

der Abgeordneten Tanja Windbüchler-Souschill, Freundinnen und Freunde an den Bundesminister für Gesundheit

betreffend Informationskampagne zur Abgabe von Kaliumjodidtabletten für Kinder und Jugendliche

BEGRÜNDUNG

 

Das Bundesministerium für Gesundheit gibt auf seiner Website an, dass Österreich seit 1990 Kaliumjodidtabletten zum Schutz vor Schilddrüsenkrebs nach Reaktorunfällen lagert. Das wird damit begründet, dass in Fällen von schweren Atomreaktorunfällen große Mengen radioaktives Jod freigesetzt werden. Daher wird die Einnahme von Kaliumjodidtabletten empfohlen, um die Belastung der Schilddrüse durch die Strahlung zu minimieren. Kindern und Jugendlichen bis 18 sowie Schwangeren und Stillenden werden als besonders anfälligen Risikogruppen diese Tabletten daher gratis zur Verfügung gestellt. Neben der privaten Versorgung soll auch die Versorgung und Lagerung in Schulen sichergestellt werden. Hierzu wurden an den Schulen Infoblätter verteilt, die auf die gratis Kaliumjodidtabletten aufmerksam machen sollten, sowie Einwilligungserklärungen der Eltern, dass im Notfall Kaliumjodidtabletten an die Kinder verabreicht werden dürfen. Weiters wird darauf hingewiesen, dass die Wirksamkeit der Tabletten nur „bei rechtzeitiger Einnahme“ gewährleistet werden kann. Im Notfall schätzt die Strahlenschutzbehörde die möglichen Auswirkungen auf Österreich ab, erst wenn die Strahlenbelastung über dem Richtwert der Weltgesundheitsorganisation liegt, wird von den Gesundheitsbehörden die Einnahme der Kaliumjodidtabletten für bestimmte Regionen und Personen empfohlen. Erst ab diesem Zeitpunkt dürfen die Tabletten eingenommen bzw. an den Schulen ausgegeben werden.

Zwar enden die Ausführungen des Gesundheitsministeriums damit, dass es sich bei den Kaliumjodidtabletten primär um Schutz vor Schilddrüsenkrebs handle und nicht um einen Gesamtschutz, weitere Maßnahmen werden (bis auf den Hinweis sich nicht im Freien aufzuhalten und auf verstrahlte Lebensmittel zu verzichten) leider nicht ausgeführt. So hilft auch keine Pille gegen Strontium, Cäsium oder Plutonium.


Leider fehlen jenseits des Vertriebs von Kaliumjodidtabletten nachhaltige Maßnahmen von Seiten der Regierung, wie atomare Katastrophenfälle tatsächlich nachhaltig bekämpft werden können. Die einzige Möglichkeit, tatsächlich jede Gefahr eines Super-GAUs zu verhindern besteht im konsequenten Einsatz für ein atomkraftwerkfreies Europa. Jede andere politische Lösung bedeutet ein permanentes Gefahrenpotential für die Menschen in Europa und auf der ganzen Welt. Die Ereignisse von Tschernobyl und Fukushima machen deutlich, dass nur in alternativen Energien eine sichere Zukunft liegen kann – gerade für Kinder und Jugendliche. Anstatt Tabletten haben sich alle Kinder und Jugendliche eine Welt verdient, in der sie frei von solchen Bedrohungsszenarien sind.

 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

 

1)    Wie viele Kaliumjodidtabletten werden in Österreich insgesamt aktuell gelagert?

2)    Wie hoch sind die Kosten für deren Anschaffung?

3)    Wann haben sie ihr Ablaufdatum?

4)    Für wie viele Kinder sind die Kaliumjodidtabletten vorgesehen?

5)    An welche Schulen wurden bis dato die Kaliumjodidtabletten verteilt? An welche Schulen wird 2013 noch geliefert?

6)    Wie viele Kinder haben österreichweit Infoblätter zum Strahlenschutz und zu den Kaliumjodidtabletten bekommen?

7)    Von welcher Trägerfirma werden die Kaliumjodidtabletten vertrieben und an Österreich verkauft? Welche Vereinbarungen gibt es zwischen der Regierung und der Firma?

8)    Wie viele Kaliumjodidtabletten mussten seit 2010 entsorgt werden, weil sie abgelaufen waren?

9)    Wie wurden sie entsorgt? Und wie hoch waren die Kosten für diese Entsorgung?

10)  Wie viele Einmalbecher, für die Einnahme der Kaliumjodidtabletten gedacht, werden an den Schulen gelagert?

11)  Was ist unter der „rechtzeitigen Einnahme“ im Falle eines Super-GAUs zu verstehen? Von welchem Zeitraum ist hier die Rede?

12)  Was bedeutet „nach Empfehlung der Gesundheitsbehörde?“ Wie sieht das angedachte Prozedere in diesem Notfall aus?

13)  In welchen Schuljahren wurde ein solches Informationsblatt betreffend Kaliumjodidtabletten ausgegeben, außer im Schuljahr 2012/2013? Mit der Bitte um Auflistung der Jahre und der Beilage der Information.


14)  Welche speziellen Gründe gibt es dafür, dass im Schuljahr 2012/2013 das Gefährdungspotenzial von Atomkraftwerken rund um Österreich und die Möglichkeit der Einnahme von Kaliumjodidtabletten brisant erscheint und deshalb eine Informationskampagne von Seiten des Gesundheitsministeriums als angebracht erschien? Mit der Bitte um Beilegung des aktuellen Infoblatts an die Schulen.

15)  Welchen Evakuierungs- und Vorsorgeplan bei einem Atomunfall gibt es von Seiten des Gesundheitsministeriums zum Schutz für die österreichische Bevölkerung, abseits der Einnahme von Kaliumjodidtabletten?

16)  Welche Schritte werden von Seiten des Gesundheitsministeriums geplant und getätigt um die Bedrohungen der benachbarten Atomkraftwerke und Atommülllager in Europa zu minimieren?