14467/J XXIV. GP
Eingelangt am 22.04.2013
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Anfrage
der Abgeordneten Judith Schwentner, Freundinnen und Freunde an den Bundesminister für Gesundheit
betreffend Qualitätssicherung beim Screening auf das Zervix-Karzinom
Die Früherkennung des Gebärmutterhalskrebses (Zervix-Karzinom) mittels PAP-Abstrich gilt in Österreich als Erfolgsgeschichte, weil sich die Sterberate seither stark verringert hat. Mit einem organisierten und zielgruppenspezifischen Screening sowie verpflichtender Qualitätssicherung könnte der sogenannte „PAP-Abstrich“ jedoch noch viel treffsicherer sein. So gibt es zum Beispiel in Finnland, das ein organisiertes Screening hat, bei Frauen unter 50 Jahren kaum noch Todesfälle aufgrund eines Zervix-Karzinoms. Die EU-Kommission hat daher 2003 eine Empfehlung verabschiedet, dass für das Zervixkarzinom ein populationsbezogenes, organisiertes Screening etabliert werden sollte.
Durch ein organisiertes Screening könnten einerseits jene Gruppen (Frauen nach der Meno-Pause und Frauen mit niedrigem sozialen Status), die weniger oft von sich aus eine Vorsorgeuntersuchung in Anspruch nehmen, gezielt angesprochen werden und andererseits könnte die Aussagekraft der PAP-Abstriche durch qualitätssichernde Maßnahmen verbessert werden. Denn sowohl bei der Abstrichentnahme als auch beim mikroskopischen Screening können Fehler passieren. Derzeit führt dies dazu, dass eine relativ hohe Rate an falsch-positiven PAP-Befunden in Kauf genommen wird, die zu Überdiagnosen und Übertherapien führen. Doch auch das Gegenteil, die Nicht-Erkennung von krankhaft veränderten Zellen beim PAP-Abstrich kann eine Folge mangelnder Qualitätssicherung sein. Hinzu kommt, dass die Information und Aufklärung der Frauen über die Fehlerwahrscheinlichkeit bei den Befunden und die Bedeutung der Befunde in der Praxis meist unzureichend ausfällt. Eine Qualitätsoffensive zur Optimierung des PAP-Abstrichs ist daher dringend notwendig.
Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende
1) Welche Maßnahmen zur Verbesserung der Qualitätssicherung
beim PAP-Abstrich hat Ihr Ressort bereits ergriffen und welche Maßnahmen
sind geplant?
2) Was würde aus Ihrer Sicht gegen die Einführung eines
organisierten Screenings sprechen?
3) Was würde aus Ihrer Sicht für die Einführung eines
organisierten Screenings sprechen?
4) In wie weit wird in Österreich von den europäischen
Leitlinien bei der Qualitätssicherung beim Zervix-Karzinom
Screening abgewichen und mit welcher Begründung?
5) Wie
viele PAP-Abstriche werden in Österreich durchschnittlich pro Jahr
durchgeführt?
6) In
wie vielen dieser Fälle ist das Testergebnis der PAP-Abstriche in
Österreich falsch-positiv?
7) In
wie vielen dieser Fälle ist das Testergebnis der PAP-Abstriche in
Österreich falsch-negativ?
8) Was wird getan, um Frauen, insbesondere Risikogruppen, über das
PAP-Screening sowie über die Bedeutung der Befunde
und deren Fehlerwahrscheinlichkeit umfassend zu informieren und
aufzuklären?
9) Wie erfahren Frauen derzeit, ob eine Gynäkologin bzw. ein
Gynäkologe oder ein Krankenhaus im Rahmen der freiwilligen Selbstkontrolle
der Österreichischen Gesellschaft für Zytologie teilnehmen bzw. mit
einem teilnehmenden Labor zusammenarbeiten? Gibt es eine öffentlich
einsehbare Auflistung aller qualitätsgesichert arbeitenden
GynäkologInnen und Spitäler?
10) Gibt es verpflichtende und/oder freiwillige Aus- und
Weiterbildungsangebote für GynäkologInnen zur Verbesserung der
Abnahmetechnik?
11) Welche qualitätssichernden Maßnahmen wurden bisher in
den befundenen Einrichtungen (Labors) eingeführt und regelmäßig
evaluiert?
12) Gibt es derzeit ein System der Dokumentation und Analyse der PAP-Befunde, um die Qualität zu verbessern. Falls ja, wie viele PAP-Befunde werden darin erfasst?
13) Gibt es qualitätsgesicherte Vorgaben für die zu verwendenden
Instrumente für die Abnahme des PAP-Abstrichs?
14) Wie hoch ist derzeit die Vergütung der Krankenkassen
für den PAP-Abstrich und in welchem Umfang werden darin die Kosten
für jene Instrumente, die eine Abnahme am zuverlässigsten machen, sowie
die Kosten für ein ausführliches Aufklärungsgespräch
berücksichtigt?
15) Welche Möglichkeiten der niederschwelligen und
mehrsprachigen Beratung zum PAP-Screening durch unabhängige und
interessensneutrale Informations- und Beratungsstellen gibt es derzeit?