14538/J XXIV. GP

Eingelangt am 25.04.2013
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ANFRAGE

 

 

des Abgeordneten Dr. Karlsböck

und weiterer Abgeordneter

an den Bundesminister für Gesundheit

 

betreffend  medizinische Infrastruktur für einen atomaren Zwischenfall – Lehren aus Fukushima

 

 

Am 11. März 2011 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 9,0 den Nordosten Japans, löste einen bis zu 20 Meter hohen Tsunami aus und ließ im Atomkraftwerk Fukushima die Reaktoren kollabieren. Fast 16.000 Menschen starben, mehr als 2.700 Menschen gelten bis heute als vermisst.

Der kürzlich veröffentlichte WHO-Bericht[1] beleuchtet die Gesundheitsfolgen dieser Katastrophe. Beispielsweise erhöht sich das allgemeine Krebsrisiko insbesondere für Mädchen, die zum Zeitpunkt des Unfalls ein Jahr alt waren um vier Prozent. Darüber hinaus steigt in den höher kontaminierten Gebieten das Brustkrebsrisiko unter weiblichen Kleinkindern um sechs Prozent. Auch männliche Kleinkinder, die zum Zeitpunkt des Unfalls ein Jahr alt waren, müssen mit einem Leukämierisiko rechnen, das um sieben Prozent erhöht ist.

Ein ungleich größeres Problem stellt die psychische Verfassung der Betroffenen dar, die vor der Radioaktivität  fliehen mussten. Unsicherheit und Angst, was die Zukunft bringen wird, aber auch Isolation in den provisorischen Unterkünften setzen den Betroffenen zu und erhöhen die Gefahr in Depressivität zu verfallen. Bei dieser besorgniserregenden  Entwicklung spielt auch die verbreitete Angst vor möglichen Strahlenschäden eine große Rolle. In einer Befragung gaben 15 Prozent der Betroffenen an, auch Monate nach ihrer Flucht noch unter extremem Stress zu leiden. Jeder fünfte wies zudem die Zeichen von starker Traumatisierung auf.

 

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Gesundheit folgende

 


ANFRAGE

 

 

1.    Gibt es spezielle Weiterbildungsprogramme für Ärzte, die sich mit der Behandlung von Strahlenopfern nach einem atomaren Unfall befassen?

 

a.   Wenn ja, wie sehen diese im Detail aus?

b.   Wenn ja, wurden die neuesten Erkenntnisse aus Fukushima hierbei berücksichtigt?

c.    Inwieweit wurden die psychischen Folgen von Betroffenen berücksichtigt?

d.   Welche finanziellen Mittel wurden seit 2008 hierfür bereitgestellt?

 

2.    Welche Pläne existieren für Krankenhäuser bei einem atomaren Zwischenfall?

 

a.   Welche Bevorratungskonzepte gibt es in diesem Zusammenhang und wurden diese aufgrund von neuen Erkenntnissen aus Fukushima angepasst?

b.   Welche Personalbereitstellungskonzepte gibt es in diesem Zusammenhang und wurden diese aufgrund von neuen Erkenntnissen aus Fukushima angepasst?

c.    Welche Bettenkapazitäten gibt es in diesem Zusammenhang und wurden diese aufgrund von neuen Erkenntnissen aus Fukushima angepasst?

 

 

3.    Wie viele Spezialbetten für verstrahlte Personen stehen im Ernstfall zur Verfügung? (Aufgeschlüsselt nach Bundesländern)

 



[1] http://apps.who.int/iris/bitstream/10665/78218/1/9789241505130_eng.pdf