14752/J XXIV. GP

Eingelangt am 16.05.2013
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

 

der Abgeordneten Kurt Grünewald, Judith Schwentner, Freundinnen und Freunde an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung

betreffend Gender und Diversity abseits des Frauentages im BMWF

BEGRÜNDUNG

 

Eine kurze Chronologie des Frauentages anhand von Aktivitäten aus dem Ressort:

Im März 2010 lud die damalige Wissenschaftsministerin Beatrix Karl alle Mitarbeiterinnen des Ministeriums zu einem „Frauenlunch[1]“. Mehr als 100 Frauen kamen im Audienzsaal zusammen. „In unserem Haus werden zahlreiche Initiativen von Frauen für Frauen erfolgreich durchgeführt, die zur weiteren Verbesserung der Situation von Frauen in Gesellschaft, Beruf und Alltag dienen“, betonte die Ministerin mit Verweis auf die Arbeitsgruppe für die Erreichung der 40 Prozent Frauenquote und den Frauenpolitischen Beirat zum Thema Gender & Diversity.

Damals lag der Frauenanteil im BMWF (laut dieser Aussendung) bei fast 67 Prozent. Aufholbedarf wurde allerdings bei den leitenden Funktionen erkannt, nur rund 38 Prozent davon waren von Frauen besetzt.

Im März 2011 wurde anlässlich des 100. Frauentages von BM Karl zu einer Lesung in die Räumlichkeiten des Ressorts geladen: Die Etappensiege von Frauen in Wissenschaft und Forschung wurden in einer „Reise in die Vergangenheit“ gewürdigt. „Unsere Vorfahrinnen haben für uns Frauen viel geleistet und erreicht. Aber es gibt noch einiges an Potenzial nach oben – nun ist es an uns, weiterzumachen“, wird BM Karl in einer Presseaussendung[2] dazu zitiert.

Um den nächsten Etappensieg zu ermöglichen, sei es notwendig, über das Instrument der Frauenquote hinaus aktiv zu werden, etwa durch verbesserte Rahmenbedingungen für Vereinbarkeit von Familie und Beruf/Studium, stärkere Bewusstseinsbildung, aber auch Sichtbarmachen von Frauenpower. Neben der Wahl dreier Rektorinnen in Ihrer Amtszeit wurde von BM Karl die Stabstelle Gender und Diversity im Ressort eingerichtet. Im Umfeld des Ministeriums wurden Initiativen gestartet und unterstützt, um „…der nächsten weiblichen Generation den Weg ebnen…“ zu können. „Nun gilt es am Ball zu bleiben und die nächsten Schritte zu setzen.“

Auch BM Töchterle hat im März 2012 den Frauentag[3] als Chance genutzt, um im Audienzsaal des BMWF den Gabriele Possanner-Staatspreis sowie Gabriele Possanner-Förderungspreise an drei Frauen zu verleihen.

Im Jahr 2013[4] verweist BM Töchterle auf Erfolge: 53% der Studierenden seien weiblich, die Leistungsvereinbahrungen mit den Universitäten seien erfolgreich abgeschlossen, der Anteil an Professorinnen sei weiter im Steigen begriffen, und im Wissenschafts- und Forschungsministerium werden zwei der drei Sektionen von Frauen geleitet. Auch die Stabstelle Gender und Diversity, die vor zwei Jahren eingerichtet wurde, werde von einer Frau geleitet.

Anzumerken ist hier, dass zwei o.g. der Frauen unter BM Karl bestellt wurden, die sich 2010 offen dazu bekannte, dass es Aufholbedarf bei den leitenden Funktionen gibt.

Dem 9. Gleichbehandlungsbericht des Bundes 2012[5] ist zu entnehmen, dass der Gesamtpersonalstand sich zwischen 2009 und 2011 von 842 auf 804 Köpfe verringern ließ, der Frauenanteil bei 58% liegt und dass der Anteil der Vollzeit Beschäftigten nach Qualifikationsgruppen  im Zeitraum in etwa gleich blieb, ebenso bei den Teilzeitbeschäftigten, siehe nachfolgende Tabellen.


Sektionschef Faulhammer wurde Generalsekretär und daher nicht doppelt genannt.

Im Bericht sind auch die Ziele und Maßnahmen zum Abbau der Benachteiligung von Frauen im Detail gelistet:


 

Wir unterstützen alle Aktivitäten, die für Gleichstellung von Frauen initiiert und durchgesetzt werden. Ein Ministerium sollte jedenfalls mit gutem Beispiel voran gehen.

 

 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

 

1)    Welche Aktivitäten werden derzeit im Ressort gesetzt, um die Gleichstellung zwischen Frauen und Männern voran zu treiben?


2)    Teilen Sie die Meinung Ihrer Vorgängerin, dass es Aufholbedarf bei den leitenden Funktionen gibt?

3)    Gibt es bereits KandidatInnen in der engeren Wahl für die Nachfolge des scheidenden Generalsekretärs Faulhammer in seiner Funktion als Sektionsleiter? Wie viele Frauen haben sich für die Stelle beworben? Wie viele sind in der engeren Auswahl?

4)    Wird die Funktion der Generalsekretärin/des Generalsekretärs ausgeschrieben werden? Wenn ja, wann ist damit zu rechnen? Wenn nein: Warum nicht?

5)    In welchen Bereichen hat sich seit dem Berichtszeitraum (2009-2011) der Frauenanteil in leitenden Funktionen verändert? Bitte um Auflistung nach ressortspezifischen Leitungsfunktionen mit Stichtag 31. März 2013.

6)    In welchen Bereichen hat sich seit dem Berichtszeitraum (2009-2011) der Frauenanteil in leitenden Funktionen im Nachgeordneten Bereich verändert? Bitte um Auflistung nach ressortspezifischen Leitungsfunktionen mit Stichtag 31. März 2013.

7)    Welche Projekte wurden von der Stabstelle seit Ihrer Amtsübernahme abgeschlossen? Wie viele Projekte wurden seither neu begonnen?

8)    Welchen „Stellenwert“ hat die Stabstelle Gender&Diversity im Ressort? Welche Möglichkeiten (Ressourcen) hat die Stabstelle, Ergebnisse oder Erkenntnisse aus Projekten zu verwenden, um Maßnahmen in die Wege zu leiten?

9)    Was verstehen Sie unter den im Gleichstellungsbericht angeführten „Maßnahmen zur Förderung der Gender- und Diversitätskompetenz von (ministerialen) Führungskräften“ und wie weit sind diese bereits fortgeschritten?

10) Wieso wurde im Entwurf zur Novelle der Wissensbilanzverordnung das wichtige geschlechterpolitische Kriterium der Bemessung von Ausgaben für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie heraus genommen?

11) Sehen Sie die Geschlechterparität ausreichend steigend, wenn die Wissensbilanzverordnung ab 2015 normiert, dass ab dann die Geschlechterverhältnisse in Berufungsverfahren nicht mehr zahlenmäßig erhoben werden müssen?

12) Können Sie sich vorstellen, diese Kennzahl weiterhin solange erheben zu lassen, bis österreichweit eine 50:50 Quote bei den Professuren erreicht ist?

 



[1] http://www.bmwf.gv.at/nc/startseite/mini_menue/presse_und_news/news_details/cHash/6d25b49c228952fa410fe7ab221f5080/article/internationaler-frauentag-im-bmwf-mitarbeiterinnen-trafen-sich-zum-frauenlunch-fotos/?sword_list[0]=frauentag

[2] OTS0130 5 Cl 0583 MWF002 Mo, 7. März 2011: Beatrix Karl: Instrumente der Frauenförderung konsequent weiterentwickeln und nächsten Etappensieg ermöglichen.

[3] http://www.bmwf.gv.at/nc/startseite/mini_menue/presse_und_news/news_details/cHash/cc7e2830d356b755204eb4c98c2d3a6a/article/internationaler-frauentag-karlheinz-toechterle-sieht-universitaeten-als-speerspitze-bild/?sword_list[0]=frauentag

 

[4] OTS0224 5 CI 0542 MWF0002,Mi, 07.Mär 2012

Karlheinz Töchterle: Die Wissenschaft wird noch weiblicher

 

[5] http://www.bka.gv.at/DocView.axd?CobId=48952