15142/J XXIV. GP

Eingelangt am 14.06.2013
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Mag.a Sonja Steßl-Mühlbacher, Genossinnen und Genossen

an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung

betreffend „Schließung der Univ. Klinik für Medizinische Psychologie und Psychotherapie Graz“.

Laut Medienberichten ist an der Medizinischen Universität Graz die Schließung der Univ. Klinik für Medizinische Psychologie und Psychotherapie geplant. Sie soll strukturlos in die Univ. Klinik für Psychiatrie integriert werden bzw. sollen nicht- ärztliche MitarbeiterInnen einem Psychologischen Dienst zugeteilt werden. Im Mitteilungsblatt der medizinischen Universität Graz vom 6.3.2013 wird nun eine befristete Bestellung mit dem Zusatz „befristet bis zur allfälligen Auflösung“, des Vorstandes der Univ. Klinik für Psychiatrie zum Vorstand der Univ. Klinik für Medizinische Psychologie und Psychotherapie bekanntgegeben.

Dieser geplante Schritt wurde etwa im Standard vom 4. Juni 2013 mit der Überschrift kommentiert: „Zerschlagungspläne der Grazer Med-Uni lösen Empörung in Fachkreisen aus.“ Doch nicht nur in Fachkreisen wurde diese Nachricht negativ aufgenommenso. Innerhalb von drei Tagen haben sich auf einer Internet Plattform zum Klinikerhalt über 1000 Personen dieser Petition angeschlossen, momentan sind es über 1500. Diese Einrichtung ist also offenbar nicht nur in Fachkreisen sondern auch in der Gesellschaft sehr gut verankert.

Die Univ. Klinik für Medizinische Psychologie und Psychotherapie wurde vor 45 Jahren gegründet. Sie widmet sich der Forschung und Lehre, wie auch der PatientInnenversorgung. In der PatientInnenversorgung und Forschung arbeiten Personen unterschiedlicher akademischer Grundberufe mit entsprechenden psychotherapeutischen Ausbildungen zusammen, wie es für das Fachgebiet charakteristisch und für die fachliche Qualität der Arbeit erforderlich ist. Es werden dabei entsprechend den personellen Ressourcen wertvolle Beiträge zu aktuellen Themen der Gesundheitsversorgung allgemein und der psychosomatischen und psychotherapeutischen Versorgung der Bevölkerung geleistet. Dies stellt einen wesentlichen Beitrag zum bedarfsgerechten Ausbau der psychologischen, psychotherapeutischen und psychosomatischen Versorgung dar, der in der Steiermark und bundesweit ja vorangetrieben werden soll.

Konkret wird über diese Klinik eine Psychotherapeutische Ambulanz und ein Psychosomatischer Konsiliar- und Liaisondienst betrieben, der aufgrund seiner interdisziplinären und psychotherapeutischen Ausrichtung in Fachkreisen als auch bei GÖG (früher ÖBIG) als vorbildhaft gilt und jährlich tausende PatientInnen betreut. Diesen PatientInnen wird es ermöglicht, Verständnis für ihr subjektives Erleben der Erkrankung, etwa im Rahmen der Transplantationsmedizin oder nach einem Herzinfarkt zu finden und psychotherapeutisch während des Krankenhausaufenthaltes begleitet zu werden, ohne deswegen automatisch als psychiatrisch krank zu gelten. Auch medizinische Themen, die für Patienten oft nicht verständlich sind, werden dabei nicht ausgeklammert, sondern im Gegenteil, der gesundheitsförderliche Umgang mit diesen Fragen und Problemen wird gefördert.

Im Bereich der Lehre wird über diese Klinik das ärztliche Gespräch und die Kompetenz der zukünftigen Ärztinnen im Umgang mit psychosozialen Aspekten wie Risikofaktoren und Krankheitsbewältigung vermittelt, wie es dem akademischen Fachgebiet der Medizinischen Psychologie entspricht. Auch die Studierenden der Fachrichtungen Psychotherapie und klinische Psychologie profitieren in ihrer Ausbildung und in Praktika vom breit aufgestellten fachlichen Kompetenzangebot, wo sie anders als an hochspezialisierten Instituten das Fach umfassend kennen lernen können und den Transfer ins Medizinsystem erhalten.

Auch im Bereich der Forschung ist diese Klinik sehr gut aufgestellt, sie befasst sich mit Gesundheitsthemen innerhalb der Medizin und zählt zu den besten 50% der universitären Organisationseinheiten, was die Einwerbung von Drittmitteln betrifft und zu den besten 10%, die Zahl der erfolgreich abgeschlossenen Diplomarbeiten betreffend.


Schließlich befasst sich diese Klinik mit den brennenden gesellschaftlichen Fragen der Zunahme an psychischen und psychosomatischen Beschwerden. Stichworte dazu sind Burnout und die Zunahme an psychisch bedingter Arbeitsunfähigkeit bzw. Frühpensionierung. Diese Entwicklung ist, wie Sie wissen, allerorts präsent und verursacht hohe Kosten.

Die Unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung nachstehende

Anfrage:

1.    Welche Einsparungen sind durch die Schließung der Univ. Klinik für Medizinische Psychologie und Psychotherapie beziehungsweise durch die Integration in die Univ. Klinik für Psychiatrie zu erwarten?

2.    Welche Doppelgleisigkeiten sollen dadurch vermieden werden?

3.    Welche Vorteile gewinnt die Med Uni Graz daraus, eine Universitätsklinik für diesen Bereich zu verlieren, die offensichtlich gut aufgestellt ist und hohes Zukunftspotential hat?

4.    Stehen die Kosten und der Nutzen - unter Berücksichtigung der bestehenden und zukünftigen Potentiale bei Beibehaltung dieser Klinik - hinsichtlich der geplanten Maßnahmen in Relation?

5.    Wenn ja, wie kann dies belegt werden?

6.    Wenn nein, warum wird diese Zusammenlegung trotzdem vollzogen?

7.    Gibt es eine Umfeld/SWOT Analyse in Bezug dieser geplanten Zusammenlegung?

8.    Wie werden zukünftige gesellschaftliche Notwendigkeiten in ihren Plänen berücksichtigt?