1661/J XXIV. GP
Eingelangt am 02.04.2009
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Anfrage
der Abgeordneten Ing. Westenthaler, Markowitz,
Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für Landesverteidigung und Sport
betreffend Maßnahmen zur Bekämpfung des Doping
Aufgrund des im Nationalrat einstimmig beschlossenen und seit August 2008 in Kraft befindlichen neuen Anti-Dopinggesetzes können die österreichischen Behörden in Sachen Doping nun sehr wirksam tätig werden. Die Geständnisse und Verhaftungen der vergangenen Tage und Wochen lassen einen aufschlussreichen Blick in die österreichische Spitzensportszene und ihre Verbindungen zu den Drahtziehern des organisierten Dopings zu. Im Zuge der Diskussion um das Dopingproblem werden allerdings auch zunehmend Bereiche des Breitensports als „vom Doping betroffen“ genannt.
So äußerte sich der Bundesminister für Landesverteidigung und Sport in der Zeit im Bild 2 am Montag, dem 23.03.2009 zu diesem Thema folgendermaßen:
„(...) Es ist allerdings tatsächlich so, ich habe ja sehr viele zustimmende, auch Mails und Meinungen bekommen, die zum Beispiel sagen, man hat Hobby-Radrennen absagen müssen, weil einer ins Internet gestellt hat: Achtung Dopingkontrollen. Plötzlich haben von 1.500 angemeldeten Sportlern 400 am letzten Tag wegen Verletzung ihre Nennung zurückgezogen(...)“
Der Leistungsdiagnostiker Prof. Hans Holdhaus wird bezüglich einer etwaigen Dopingproblematik im Breitensport in einem Interview[1] wie folgt zitiert:
„(...) "Der Umsatz ist da ein Vielfaches größer als im Spitzensport", betonte Holdhaus und sprach eine von seinem Institut durchgeführte Befragung von Teilnehmern an Ausdauerbewerben an. Dabei hätten fast 30 Prozent der Hobbysportler angegeben, Substanzen oder Medikamente zu verwenden, die für Spitzensportler auf der Verbotsliste stehen.“
Der Veranstalter den Vienna-City-Marathons, Wolfgang Konrad, wiederum weist die Haussagen von Holdhaus zurück und meint seinerseits:
„(...) Ich glaube, das ist ein Ablenkungsmanöver. Wir haben in Österreich jahrzehntelang vertuscht und verschleiert (...) Jetzt beginnen die Strukturen zusammenzubrechen und man haut plötzlich auf den Breitensport hin", sagte der ehemalige Langstreckenläufer mit dem Hinweis auf die in jüngster Zeit erfolgten Verhaftungen und Ermittlungen der Kriminalpolizei“[2]
Darüber hinaus kommt dem Bundesheer aufgrund seines postulierten Anspruches „Sport und Bewegung sind im Österreichischen Bundesheer ein besonderes Anliegen - nicht nur, weil Soldaten fit sein müssen, um ihre schwierigen Aufgaben zu erfüllen, sondern auch, weil das Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport alles unternimmt, um eine aktive und gesunde Gesellschaft zu fördern“[3] eine besondere Bedeutung zu.
Allerdings kann der Bundesminister für Landesverteidigung und Sport laut eigenen Aussagen für die heereseigenen Trainingszentren „strategisches Doping im größeren Rahmen“ nicht ausschließen:
„Ich kann nichts ausschließen, aber ich kann nur sagen, dass Berichte nicht stimmen, die meinen, dass in Bundesheereinrichtungen nicht geprüft werde. (...) Die Biathleten stehen unter ganz besonderer Beobachtung, weil es ja diese Fälle von Turin gegeben hat. Für die junge Generation, da bin ich der Meinung, kann man die Hand ins Feuer legen, dass sie nicht zu verbotenen Mitteln greifen, sondern einfach ihren Sport mit Freude und mit dem nötigen Trainingseifer ausüben. (...) Die nationale Antidopingagentur hat jederzeit Zugriff und die haben auch sehr viele Proben gemacht in Österreich...(...)“[4]
Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an den Bundesminister für Landesverteidigung und Sport folgende
Anfrage:
1. Auf welcher konkreten Grundlage beruht die oben zitierte Aussage von Ihnen bzw. welche konkreten Fakten haben Sie zu dieser Aussage veranlasst?
2. Welches Radrennen sprechen Sie in Ihrer Aussage konkret an?
3. Ist Ihnen die o. a. von Prof. Holdhaus durchgeführte Befragung von Teilnehmern an Ausdauerbewerben bekannt?
a. Wenn ja, welche Konsequenzen ersehen Sie daraus für die Anti-Dopinggesetzgebung?
b. Wenn nein, werden Sie die Ergebnisse der Befragung in Ihre Überlegungen zur Bekämpfung des Dopingproblems mit einbeziehen?
4. Sind Ihnen andere für Österreich relevante Studien bzw. Befragungen bekannt, die sich mit der Dopingproblematik im Breitensport auseinandersetzen?
5. Wurden von Ihnen bzw. von Seiten Ihres Ressorts Aufträge erteilt, die Dopingproblematik im Breitensport zu untersuchen?
a. Wenn ja, wann wurden diese erteilt und gibt es dazu bereits Ergebnisse?
b. Wenn nein, werden Sie derartige Untersuchungen veranlassen?
6. Gibt es von Ihnen bzw. von Seiten Ihres Ressorts Überlegungen, die darauf abzielen, für den Bereich des Breitensports Anti-Dopingbestimmungen zu schaffen respektive die geltenden Bestimmungen entsprechend zu erweitern?
a. Wenn ja, welche konkreten Ziele werden damit verfolgt und wie weit sind diese Überlegungen gediehen?
b. Wenn nein, warum nicht?
7. Haben Sie bzw. Ihr Ressort für die Sportzentren und die Sportausbildung des Bundesheeres besondere Vorkehrungen getroffen, die geeignet sind, der Dopingproblematik präventiv zu begegnen bzw. den Gebrauch von verbotenen leistungssteigernden Mitteln zu verhindern?
a. Wenn ja, welcher Art sind diese Vorkehrungen?
i. Welche Abteilungen ihres Ressorts sind damit befasst?
ii. Welche Personalressourcen werden dafür zur Verfügung gestellt?
iii. Wie hoch sind die dafür bereitgestellten finanziellen Mittel?
b. Wenn nein, warum nicht?
8. Wie oft wurden die heereseigenen Trainingszentren bzw. die ihnen angehörenden Sportlerinnen und Sportler von 2002 bis 2008 im Rahmen der jeweils geltenden Anti-Dopingbestimmungen überprüft? (bitte alle Angaben nach dem jeweiligen Kalenderjahr gliedern)
a. Wie viele der Ergebnisse waren positiv?
b. Welche Sportarten waren wie oft betroffen?
c. Welche Konsequenzen wurden von Seiten Ihres Ressorts daraus gezogen?