1711/J XXIV. GP

Eingelangt am 20.04.2009
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ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Freundinnen und Freunde

 

an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie

 

betreffend unzumutbare Verkehrs- und Umweltbelastung im Zusammenhang mit Zuckerrübentransporten

 

 

Im Zuge des EU-Beitritts war es ein Vorschlag der österreichischen Delegation für den Bereich Landwirtschaft, das Netz an Rüben-Sammelplätzen auszudünnen. Dahinter stand das betriebswirtschaftliche Interesse der Agrana, das Rohmaterial von möglichst wenig Plätzen abholen zu müssen. Nachdem die ehemaligen Übernahmeplätze (auch fast neue mit Bahnanschluss) stillgelegt und neue Rübenübernahmeplätze mit Nur-Straßenanschluss gebaut worden waren, ist das Übernahmesystem für die Agrana zwar billiger geworden. Die Bäuerinnen und Bauern haben jedoch massive Nachteile aus diesem Deal, denn sie müssen größere Entfernungen zu den Sammelplätzen zurücklegen und in größere Anhänger investieren. Die Allgemeinheit hat einen mehrfachen Schaden davon: ein belastendes Verkehrsaufkommen mit einen höheren Schadstoffausstoß und eine gestiegene Unfallhäufigkeit entlang der Transportrouten mit sämtlichen Folgekosten – und all dies mit Steuergeldern gefördert im Rahmen des „Umstrukturierungsprogramms für Investitionen in Zuckerrübensammelzentren“.

 

Die Grünen haben auf diese für Mensch und Umwelt fragwürdige Entwicklung wiederholt hingewiesen, so etwa bereits in den Anfragen 42/J und 43/J der Abg. Petrovic, Freundinnen und Freunde zu Beginn der XXII. (!!) GP, ohne dass es Veränderungen zum besseren gegeben hätte.

 

Ein besonderer Schildbürgerstreich war es, im Zuge der Konzentration eine Rübendeponie nach Prellenkirchen zu verlegen – einem Ort mit ohnehin schon besonderer Verkehrsbelastung und ohne Schienenanbindung. Die 40-Tonnen-LKWs werden durch zahlreiche Ortschaften zum Lagern geführt, um danach aus Kostengründen zur Verarbeitung wieder über dieselbe Route zurück und in die Slowakei transportiert zu werden. Insbesondere für die vom Verkehr betroffenen Bürgerinnen und Bürger entsteht dadurch eine unerträgliche und sinnlose Belastung.

 

Bei der damit verbundenen Verkehrs- und Umweltbelastung handelt es sich – anders als von Ihrem Kollegen im Umweltressort kürzlich in einer Parl. Anfragebeantwortung bzw. besser gesagt „Nicht-Beantwortung“ angegeben – mitnichten um eine Privatangelegenheit der Firma „Agrana“.

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

ANFRAGE:

 

1.      Gab oder gibt es Untersuchungen über die Auswirkungen der Umstrukturierung des Rübenübernahmeplatznetzes (Verkehrsaufkommen, Unfallentwicklung, Schadstoff-Ausstoß)? Wenn ja, welche und wo sind die Ergebnisse einsehbar? Wenn nein, warum nicht?

 

2.      Welche Orte sind besonders davon betroffen und was haben Sie bzw. Ihre VorgängerInnen gegen die unzumutbar gestiegenen Verkehrsbelastungen der Bürgerinnen und Bürger entlang der Rüben-Transportrouten unternommen?

 

3.      Welche Mengen an Rüben werden in Österreich pro Jahr transportiert? Welcher Anteil davon wird auf der Straße, welcher auf der Schiene transportiert, und welcher Anteil der Straßentransporte erfolgt jeweils mit LKW bzw. anderen Verkehrsmitteln wie Zugmaschinen (bitte um eine Aufstellung der Entwicklung in den letzten 15 Jahren)?

 

4.      Welche zusätzlichen Fahrkilometer mit Zugmaschinen sind mit der Konzentration der Rübenplätze für die Rübenbetriebe entstanden (bitte – sofern möglich – um Untergliederung auf Bezirks- und Bundesländerebene), und welcher Schadstoffausstoß zB bei Feinstaub und Stickoxiden ist damit – zumindest geschätzt – verbunden?

 

5.      Inwiefern halten Sie die Zunahme der Transportstrecken auf der Straße für vereinbar mit den verkehrspolitischen Zielen dieser Bundesregierung?

 

6.      Welche Maßnahmen zur Verkehrs- und Unfallvermeidung im Zusammenhang mit den Rübentransporten wurden bisher seitens der betroffenen Bundesländer und von Ihrem Ressort getroffen?

 

7.      Was werden Sie künftig gegen die im Hinblick auf Verkehrsaufkommen und Schadstoffausstoß negativen Auswirkungen der Ausdünnung der Rübenübernahme-Plätze unternehmen?

 

8.      Welchen Beitrag werden Sie insbesondere dazu leisten, dass die im Regierungsprogramm angekündigte Verlagerung des Verkehrs von der Strasse auf die Schiene auch im Bereich Zuckerrübentransporte realisiert und so die Lebensqualität der Menschen in den betroffenen Regionen endlich verbessert wird?