2189/J XXIV. GP

Eingelangt am 27.05.2009
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Anfrage

der Abgeordneten Ing. Westenthaler, Markowitz, List

Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Landesverteidigung und Sport

 

betreffend Maßnahmen zur Bekämpfung des Doping III

 

Der ehemalige Radrennprofi Bernhard Kohl erklärte in einem Interview gegenüber der Austria Presse Agentur[1] dass er mit 19 Jahren das erste Mal Doping benutzte, als er ins Heeressportzentrum gekommen war. Kohl erläutert darüber hinaus, dass in der U-23 Zeit die Kontrollen relativ gering seien. Kohl im O-Ton:

„In der U 23- Zeit waren die Kontrollen relativ wenig, da wird einem nicht die Aufmerksamkeit geschenkt. Und da ist vielleicht auch der Ansatzpunkt, dass man in dem Bereich die Kontrollen macht. Weil in jungen Jahren kommt man sicher nicht zu Produkten, die nicht nachweisbar sind. Da kommt man erst hin, wenn irgendwann wirklich System dahinter ist. Wenn man schon Junge kontrollieren würde, wo man glaubt, da ist eh noch nichts, da würde man da schon das Problem einmal lösen können. Wesentlich früher das ganze Geld, die Kontrollen in die Jugend stecken und nicht in den Profisportbereich. Das wäre ein guter Ansatzpunkt.“

Kohl stellt in diesem Zusammenhang auch das Führen von so genannten Blutpässen zur Bekämpfung des Dopings in Frage:

„So wie der Blutpass der UCI. Mir hat der geholfen. Das war kein Nachteil, es ist leider Gottes so. Ich habe den Blutpass eineinhalb Jahre gehabt und meine Blutwerte waren 1a. Also deswegen habe ich auch meinen Supervertrag bekommen bei Silence Lotto. Die haben die Blutwerte gesehen und gesagt: Puh, der macht das gescheit! Weil die wissen auch, Dritter bei der Tour wird man nicht von irgendwas, von Wasser und Brot, sondern da muss der medizinische Aspekt natürlich auch passen. Die haben gesagt: Puh, der ist ohne Risiko, dem können wir richtig Geld zahlen!"

Weiters erklärt Kohl, dass in anderen Sportarten weniger genau kontrolliert würde als beim Radfahren:

"Der Radsport steht meines Erachtens sauberer da als viele andere Sportarten, im Radsport wird viel genauer kontrolliert. Leichtathletik, Schwimmen - die haben nicht einmal eine Hämatokritgrenze."

Zum Abschluss des Interviews stellt Kohl die Behauptung auf, dass er 200 Dopingkontrollen in seiner Karriere hatte, wobei er bei 100 positiv getestet hätte werden müssen. In diesem Zusammenhang schlägt er eine Reform des Systems der Dopingkontrollen vor:

"Die einzige Möglichkeit ist, anfangen bevor Doping überhaupt ein Thema wird. Da besteht eine Chance. Weil ein 19-Jähriger hat nicht das Geld, dass er sich ein Dopingmittel um 3.000 oder 5.000 Euro kauft, das sind ein paar hundert Euro, um die es damals bei mir gegangen ist. Nur so wie ich das zum Schluss professionell betrieben habe, dass man nicht positiv ist, hat mich das Ganze 70.000 Euro gekostet. Das heißt, wenn man bei jungen Sportlern das Geld reinsteckt und gezielt kontrolliert, da kann man anfangen, da macht das Sinn. Nicht wie bei mir - wo 200 Kontrollen sind und 198 den Bach runtergehen. Und ich sage mal, 100 müssten positiv gewesen sein. Da kann ich das Geld nehmen und weghauen genauso. Ich habe mir in der Früh was gespritzt, eine Stunde später waren die Kontrolleure da - völlig egal. Ich sage nur Wachstumshormon. Wenn es einen Test geben würde, der einen Monat Wachstumshormon nachweist, und es bleibt geheim, bis der Test da ist, wird es nicht mehr viele Sportler geben."

 

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an Bundesminister für Landesverteidigung und Sport folgende

Anfrage:

 

1.      In welcher Form wird in den Heeressportzentren und in den Sportausbildungen des Bundesheeres auf die Dopingproblematik eingegangen?

2.      Werden bzw. wurden die Bundesheer-Leistungssportler im Status der "Militärperson auf Zeit" Dopingkontrollen unterzogen, die von Ihrem Ressort aus angeordnet wurden?

a.      Wenn ja, wie oft erfolgten derartige Kontrollen in den letzten 10 Jahren?

b.      Wenn nein, warum nicht?

3.      Wie oft wurden die Leistungsgruppen U-23 im Vergleich zur den allgemeinen Klassen aller von der BSO anerkannten Sportarten in den letzten fünf Jahren kontrolliert? (Auflistung bitte nach Sportarten)

4.      Wird in den Leistungsgruppe U-23 nach den gleichen Vorgaben kontrolliert wie in den allgemeinen Klassen?

5.      Gibt es qualitative Unterschiede bei der Auswertung der Dopingproben in den U-23 Leistungsgruppen gegenüber jenen der allgemeinen Klassen?

6.      Wie beurteilen Sie die Aussagen von Bernhard Kohl hinsichtlich der Verwendung von Blutpässen?

a.      Welche Konsequenzen leiten Sie daraus für die geltenden Anti-Dopingbestimmungen ab?

b.      Sind Ihnen Fälle der Manipulierung von Blutpässen bekannt?

c.      Wenn ja, welche Sportler/innen waren davon betroffen?

7.      Stimmen Sie den Aussagen von Bernhard Kohl zu, dass im Radsport viel genauer kontrolliert wird als etwas im Schwimmsport?

a.      Wenn ja, welche Konsequenzen leiten Sie daraus ab?

b.      Wenn nein, worauf stützt sich Ihre Bewertung?

8.      Entspricht es den Tatsachen, dass für den Schwimmsport keine Hämatokritgrenze fixiert ist? Wenn ja, welche Konsequenzen leiten Sie daraus ab?

9.      Welche Konsequenzen sehen Sie für die Weiterentwicklung des Systems der Dopingkontrollen in Hinblick auf die Aussage von Bernhard Kohl, dass er bei 200 Kontrollen eigentlich 100 mal positiv getestet hätte werden müssen, tatsächlich dies aber nur zwei Mal erfolgte?

10.  Wie beurteilen Sie die Anregung von Bernhard Kohl, bereits junge Sportler rigoros zu kontrollieren?



[1] Meldung Nr. 235 APA SI vom 2009-05-25 12:02:01, Meldung Nr. 237 APA SI vom 2009-05-25 12:03:01