2258/J XXIV. GP

Eingelangt am 29.05.2009
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten DDr. Werner Königshofer

und weiterer Abgeordneter

 

an den Bundesminister für Landesverteidigung und Sport

 

betreffend Unregelmäßigkeiten bei der Spesenabrechnung im Bereich der Sportförderung

 

Am 07.03.2009 schreibt der „Kurier“ unter dem Titel

Messias Marek - Eiszeit im Eisschnelllauf: Der Sportkoordinator gerät wegen seiner Spesenabrechnungen unter Druck – werden Fördergelder eingefroren?“ folgendes:

 

Wie gut, dass es im österreichischen Sport noch Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten gibt. Sonst wäre dieses System der Idealisten gar nicht aufrecht zu erhalten. Vor allem an Nebenschauplätzen, etwa im Eisschnelllauf, da müsste man sich idealerweise vierteilen können, um diese vielen Verpflichtungen zu erfüllen.

 

Magister Marek Stanuch, der angestellte Sportkoordinator des österreichischen Eisschnelllaufverbandes, muss in seiner Disziplin eine Art Messias sein. Geht man davon aus, dass seine Spesenabrechnungen den Tatsachen entsprechen, dann kann Stanuch auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanzen. In Budapest bei der Vermählung seiner ehemaligen Weltklasseathletin Emese Hunyady. In Innsbruck bei einer Trainersitzung. Und in Heerenveen bei einem Seminar. Zu gleicher Zeit, am 23. Juni 2003, befand sich Marek Stanuch demnach im Herzen Ungarns, im Westen der Alpenrepublik und in einer Kleinstadt in den Niederlanden. Das geht jedenfalls aus einem Gutachten des renommierten Wiener Wirtschaftsprüfers Zach hervor, das dem KURIER vorliegt.

 

Ein Fest für bibelfeste Spesenritter. Eine Erleuchtung für Freunde der esoterischen Reisekosten. Verfügt Marek Stanuch über einen Astralleib, der ihn zeitgleich an mehreren Orten sichtbar macht? Sorgt dieser Eis-Eilige demnächst dafür, dass Österreichs Schnellläufer bei der Short-Track-WM in Wien zeitgleich am Start und im Ziel sein können? Und kann dieses Wunder der Natur, das – abgesehen von den Sportlern – natürlich niemanden aufs Glatteis führt, auch auf dem Wasser gehen?

 

Überraschung

Stanuch sagt dazu erst: "Ich verstehe nicht, was Sie meinen." Dann: "Die Sache ist längst abgelaufen. Man muss analysieren. Sie könnten ja auch Busfahrer sein. Ich rede nur persönlich, im Verband."


Allerdings ist die mögliche Dreifach-Erscheinung Stanuchs im Juni 2003 kein Einzelfall. Laut den Spesenabrechnungen des Verbandes sollte sich Stanuch zeitgleich auch einmal in Wien und in Den Haag bewegt haben. An anderen Tagen in Salzburg und in Erfurt. In Obertauern und in Erfurt, in Zeltweg und in Amsterdam, in Wiener Neustadt und Piatra Arsa, in Budapest und in Klobenstein, in Wien und in Heerenveen, in Inzell und in Groningen, in Berlin und in Erfurt, in Zeltweg und in Amsterdam, in Wien und in Erfurt, in Inzell und in Baselga di Pine, in Wien und in Amsterdam. Alles – welch Wunder – laut Stanuchs Spesenabrechnungen offenbar stets zur gleichen Zeit.

 

Kein Wunder, dass man einem Messias wie Stanuch viel Geld anvertraut. Die ISU, der internationale Verband, wollte zwischen 2001 und 2003 den Eisschnelllauf in Mittel- und Osteuropa finanziell fördern. Also wurde in Wien ein Konto des Eisschnelllaufverbandes eingerichtet ("ISU Development"), für das Stanuch zeichnungsberechtigt war. Von diesem Konto wurde zumeist per Scheck behoben. Beträchtliche Tranchen. Mal 10.000, mal 30.000, mal 65.000 Euro, letztere vor einem Lehrgang im rumänischen Piatra Arsa.

 

Die Abrechnung über diese Behebungen? Oberflächlich gefertigt. Ein paar Blätter, mehr nicht. Schlüssige Belege fehlen bei sieben bis acht Projekten völlig. Auch Wirtschaftsprüfer Zach konnte nicht feststellen, ob 540.000 Euro widmungsgemäß verwendet wurden: "Ob und inwieweit die im Zusammenhang mit den ISU-Projekten entstandenen Kosten tatsächlich angefallen sind, kann nicht überprüft werden, weil die den Abrechnungen zugrunde liegenden Belege durchgehend nicht vorliegen.".

 

Erregung

In Österreich reagiert nun die Bundessport-Organisation (BSO), der das Spesen-Rittertum im Eisschnelllaufverband bereits bekannt ist. Dem Vernehmen nach wird überlegt, die öffentlichen Fördermittel einzufrieren. BSO-Präsident Peter Wittmann erklärte auf KURIER-Anfrage: "„Derzeit noch nicht. Mit Betonung auf derzeit."

 

Wittmann: "Wir wollen den Sportlern nicht schaden und warten auf Klärung. Allerdings werden Gelder an den Eisschnelllaufverband nur mehr gegen Vorlage unbedenklicher Bescheinigungen ausbezahlt."

 

Übrigens: Sollte Marek Stanuch doch nicht die Fähigkeit besitzen, an mehreren Orten gleichzeitig zu erscheinen, und sollten seine Reiseabrechnungen fingiert sein, könnte dem Verband alleine dadurch ein Schaden von 34.019,22 Euro entstanden sein.

 

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten folgende

 

Anfrage

 

  1. Ist Ihnen der im Artikel beschriebene Vorgang bekannt?

 

  1. Was haben Sie zur Aufklärung der behaupteten Unregelmäßigkeiten unternommen?

 

  1. Haben sich die Vorwürfe als stichhaltig erwiesen?

  1. Wenn ja, was für Konsequenzen wurden daraus gezogen?

 

  1. Wenn nein, hat man sich beim betroffenen Mitarbeiter entschuldigt und eine Ehrenerklärung durch den „Kurier“ verlangt?

 

6.      Es wird im zitierten Artikel wörtlich vom Spesen-Rittertum im Eisschnelllaufverband, das der Bundessport-Organisation (BSO) bereits bekannt sei, gesprochen. Haben Sie dafür gesorgt, dass dieses Spesen-Rittertum abgestellt?

 

  1. Was haben Sie unternommen bzw. werden Sie unternehmen, um künftig zu verhindern, dass solche Vorkommnisse der BSO bekannt sind, diese aber nicht dagegen einschreitet.