230/J XXIV. GP
Eingelangt am 25.11.2008
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möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Ablinger
und GenossInnen
an die Bundesministerin für Inneres
betreffend „Schubhaftzahlen"
Mit der Präsentation der Asyl-, Fremdenwesen- und Schlepperbilanz macht das Bundesministerium für Inneres jährlich Zahlen der in Schubhaft genommenen Personen in Österreich der Öffentlichkeit zugänglich. Für das Jahr 2007 beschrieb der ehemalige Innenminister Günther Platter den Rückgang dieser Zahl um 19.9% wie folgt: „Das Fremdenrechtspaket geht absolut in die richtige Richtung". Allerdings geben die jährlichen Berichte des BMI keinen Aufschluss über die langfristige Entwicklung der Zahlen und über etwaige Pläne des BMI zum Thema Schubhaft.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für Inneres nachstehende
ANFRAGE:
1. Wie viele Personen befanden sich 2007, 2006 und 2005 aufgeschlüsselt nach Geschlecht, Staatsangehörigkeit und Haftdauer in Schubhaft?
2. Wie viele dieser Personen wurden 2007, 2006 und 2005 in Haft genommen
a) im unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang mit der illegalen Einreise?
b) weil sie nach Stellung ihres Asylantrages in einen anderen für das Asylverfahren zuständigen EU-Staat überstellt werden sollten (Dublin-Il Fälle)?
c) nachdem sie nach Ablehnung ihres Asylantrages vollziehbar ausreisepflichtig wurden (abgelehnte Asylbewerber)?
d) nachdem sie wegen Erlass einer Ausweisungsverfügung vollziehbar ausreisepflichtig wurden?
e) nachdem sie sich längere Zeit in Österreich illegal aufgehalten hatten bzw. untergetaucht waren (illegal Aufhältige)? Wie viele dieser Personen sind Personen, die bereits unter c) genannt sind?
f) in Anschluss an eine verbüßte Haftstrafe? Wie viele dieser Personen sind Personen, die bereits unter d) genannt sind?
3. Wie haben sich die entsprechenden Anteile dieser Gruppen in der Schubhaft seit dem Jahr 1990 entwickelt? Welche Entwicklungen beobachtet das BMI?
4. Welche Nationalitäten (inkl. Volksgruppen) waren in den 90er Jahren und welche sind seit dem Jahr 2000 in der Schubhaft relativ stark repräsentiert?
5. Welche Nationalitäten (inkl. Volksgruppen) wurden in den 90er Jahren und welche werden seit dem Jahr 2000 häufiger abgeschoben?
6. Hat sich die durchschnittliche Dauer der Schubhaft seit den 90er Jahren bis heute verändert, wenn ja wie? Hat die Zahl der Personen, die sich länger als 3 bzw. 6 Monate in Schubhaft befinden zugenommen bzw. abgenommen?
7. Bei wie vielen Abschiebungen (nach Jahren aufgelistet) ging nach Erkenntnissen des BMI in den Jahren 1990 bis 2007 eine angeordnete Schubhaft voraus und wie viele Abschiebungen erfolgten ohne vorherige Schubhaft?
8. Wie viele unter 18-Jährige befanden sich in den Jahren 2005, 2006 und 2007 in Schubhaft? In wie vielen Fällen ging auch das BMI davon aus, dass die Personen unter 18 Jahre alt sind?
9. In welchen Polizeianhaltezentren (nach absoluten Personenzahlen aufgeschlüsselt) wurden 2005, 2006 und 2007 Schubhäftlinge untergebracht?
10. Gibt es Überlegungen des BMI bestehende Abschiebungshaftplätze in den Justizvollzugsanstalten zu Gunsten von Schubhafteinrichtungen aufzulösen, die eine humanere Unterbringung von Schubhäftlingen ermöglichen (mehr Zeiten des Hofgangs, großzügigere Handhabung des Umschlusses)?