Eingelangt am 07.07.2009
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ANFRAGE
des Abgeordneten Walser, Freundinnen
und Freunde
an die Bundesministerin für
Unterricht, Kunst und Kultur
betreffend Klassenwiederholungen und
SchulabbrecherInnen
Jährlich erreichen 48.000
SchülerInnen das Schuljahr das Klassenziel nicht und haben ein oder mehr
„Nicht-genügend“ in ihrem Jahreszeugnis.
Trotz der Aufstiegsklausel und
der Möglichkeit einer Nachprüfung sind jährlich 41.000 nicht zum
Aufsteigen in die nächste Schulstufe berechtigt. Nur ein Teil dieser SchülerInnen
wiederholt das Schuljahr tatsächlich. Viele wechseln auch in eine
Schulform mit einem niedrigeren Bildungsziel, etwa von einer BHS in ein BMS
oder von der AHS in die Hauptschule. Das bedeutet, dass jährlich mehrere
Tausend SchülerInnen die Schule mit einem oder mehr „Nicht
genügend“ im Zeugnis verlassen.
Das System der Ziffernnoten
erweist sich bei näherer Untersuchung als problematisch und nicht immer geeignet,
um verlässlich, nachvollziehbar und gerecht die Leistungen von
SchülerInnen zu dokumentieren. Schulversuche mit alternativen
Beurteilungsformen sowie der Leistungsdokumentation sind oft nachvollziehbarer
und haben zusätzlich motivierenden Charakter. In diesem Sinne ist die
Entwicklung von Standards für die Leistungsbeurteilung voranzutreiben,
damit über den Bildungsstand von SchülerInnen überall in
Österreich Auskunft gegeben werden kann.
Vor allem für
SchülerInnen mit negativem Pflichtschulabschluss ist der Weg in die
Beschäftigungslosigkeit
fast vorprogrammiert. Der Wiedereinstieg in eine Bildungseinrichtung durch
Angebote wie das Nachholen des Hauptschulabschlusses und der Einstieg in eine
(integrative) Berufsausbildung fällt dieser Gruppe besonders schwer. Aber
auch SchulabbrecherInnen höherer Schulen sind ohne positives Abschlusszeugnis
am Arbeitsmarkt stark benachteiligt.
Ziel der Bildungspolitik muss es
sein, möglichst vielen Menschen eine möglichst hohe Bildung zukommen
zu lassen. Die Alternative des Aufstiegs mit einem „Nicht genügend“
hat sich in der Vergangenheit offensichtlich nicht als geeignetes Mittel erwiesen,
SchülerInnen länger in der Schule zu halten und mehr Jugendlichen den
Abschluss einer höheren Schule zu ermöglichen. Es bedarf dringend
eine besseren Berufsberatung in Schulen, um Jugendlichen die Entscheidung
für den weiteren Bildungsweg zu erleichtern. Weiters benötigen wir
auch an höheren Schulen Stütz- und FörderlehrerInnen, die
während des gesamten Schuljahres zur Verfügung stehen und so
frühzeitig Förderung anbieten können.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
- Wie viele SchülerInnen
haben in den Schuljahren 2005/06, 2006/07 und 2007/08 das Schuljahr mit
einem negativen Abschlusszeugnis verlassen? Wie viele davon haben die
Schulstufe im darauffolgenden Jahr wiederholt? Bitte nach Schulstufe, Schulformen
und Bundesländern aufschlüsseln.
- Wie hat sich die Zahl der
SchülerInnen, die nicht aufstiegsberechtigt sind, seit dem Jahr 1980
entwickelt? Bitte Schuljahre einzeln und in absoluten Zahlen sowie in
Prozent der SchülerInnen angeben.
- Wie hat sich die Zahl der
RepetentInnen seit dem Jahr 1980 entwickelt? Bitte Schuljahre einzeln und
in absoluten Zahlen sowie in Prozent der SchülerInnen angeben.
- Wie hat sich die
Einführung des Frühwarnsystems auf die Zahl der
SchülerInnen, die nicht aufstiegsberechtigt sind, ausgewirkt?
- Wie hat sich die
Einführung des Frühwarnsystems auf die Zahl der RepetentInnen
ausgewirkt?
- Wie hat sich die
Einführung der sogenannten Aufstiegsklausel auf die Zahl der
SchülerInnen, die nicht aufstiegsberechtigt sind, ausgewirkt?
- Wie hat sich die Einführung
der sogenannten Aufstiegsklausel auf die Zahl der RepetentInnen
ausgewirkt?
- Welche Auswirkungen hatte die
Einführung von Q-SYS auf das Qualitätsmanagement an HTLs?
- Ist die Einführung von
Q-SYS auch an anderen Schulformen geplant, wenn ja welchen?
- Wie stehen Sie zur
Einführung alternativer Beurteilungsformen und
Leistungsdokumentation?
- Planen Sie die Einführung
von Bildungsstandards auf allen Schulstufen und in allen Schulformen, um
eine einheitliche Basis für die Leistungsbeurteilung zu
gewährleisten?
- Wie viele Jugendliche haben in
den Schuljahren 2005/06, 2006/07 und 2007/08 den Pflichtschulabschluss
extern nachgeholt?
- Wie viele Jugendliche haben in
den Schuljahren 2005/06, 2006/07 und 2007/08 die Reifeprüfung extern
nachgeholt?
- Wie viele Studierende haben in
den Jahren 2006, 2007 und 2008 eine Studienberechtigungsprüfung
abgelegt?
- Wie viele Jugendliche ohne
positiven Pflichtschulabschluss befanden sich in den Jahren 2006, 2007 und
2008 in Schulungsmaßnahmen des AMS?
- Wie viele Jugendliche ohne
positiven Pflichtschulabschluss konnten in den Jahren 2006, 2007 und 2008 auf
Lehrstellen vermittelt werden? Wie viele davon befinden sich in
integrativer Berufsausbildung?
- Welche Alternativen zum
Aufsteigen mit „Nicht genügend“ könnten Ihrer
Meinung nach die Zahl der AbsolventInnen mittlerer und höherer
Schulen steigern?
- Welche Maßnahmen werden
Sie setzen, um die Zahl der SchulabbrecherInnen deutlich zu vermindern?
- Welche Maßnahmen planen
Sie, um mehr Jugendlichen den Abschluss einer mittleren oder höheren
Schule zu ermöglichen?
- Gibt es Bestrebungen Ihres
Ressorts die Förderung von SchülerInnen an mittleren und
höheren Schulen auszubauen? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht?