266/J XXIV. GP
Eingelangt am 27.11.2008
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
des Abgeordneten Hübner
und weiterer Abgeordneter
an die Bundesministerin für europäische und internationale Angelegenheiten
betreffend Kasachstan-Reise von Herrn Bundespräsidenten Heinz Fischer
Am 7. Oktober 2008 wurden per APA bzw. OTS folgende zwei Texte abgesetzt:
„Kasachstan beklagt
einseitige Medienpräsenz des Ex-Botschafters
Utl.: Ablenkungsmanöver
Alijevs und "Versuch einer Beeinflussung der
österreichischen Behörden" =
Wien (APA) - Die Botschaft Kasachstans in Österreich klagt über
die Berichterstattung im Fall des früheren
Botschafters Rakhat Alijev
(Aliyev) in österreichischen Medien, wo der in seiner
Heimat
verurteilte Ex-Diplomat umfassend zu Wort kommt, ohne dass jedoch die
Untersuchungsergebnisse
der zuständigen österreichischen
Staatsanwaltschaft Erwähnung finden. Unter Hinweis auf den in der
jüngsten Ausgabe des
Nachrichtenmagazins "profil" erschienenen
Bericht heißt es in einer der APA am
Dienstag übermittelten
Aussendung, es würden "unrichtige Tatsachen" verbreitet. Alijev
versuche, die Aufmerksamkeit der österreichischen Öffentlichkeit und
der österreichischen
Strafverfolgungsbehörden "vom Wesen der
schweren
Vorwürfe, die ihm in Kasachstan gemacht werden,
abzulenken".
Konkret bezieht sich die kasachische Botschaft auf die
Berichterstattung über den jüngsten Vorfall eines angeblichen
Entführungsversuchs
des früheren kasachischen Geheimdienstchefs Alnur
Mussajev
Ende September in Wien, der mit Alijev befreundet ist. "Es
wäre wichtig, wenn man für solche
(Medien-)Berichte wenigstens
Ergebnisse der Untersuchungen der staatsanwaltschaftlichen Behörden
verwenden würde". Gegenüber der APA hat die österreichische
Staatsanwaltschaft bestätigt, dass Mussajev von bisher unbekannten
Tätern auf der Straße angegriffen und
verletzt worden sei. An die
österreichischen Behörden appelliert
Kasachstan, im Fall des
"angeblichen Anschlags" eine
"objektive und unvoreingenommene
Untersuchung" durchzuführen.
Die diplomatische Vertretung Kasachstans
vertritt die Auffassung,
"die
große Aufregung über den angeblichen
Vorfall mit Mussajev und
die darauffolgenden Veröffentlichungen in Massenmedien ... müssen
betrachtet werden als der Versuch der Beeinflussung der
österreichischen Behörden bei der Prüfung des ihnen übergebenen
kasachischen Materials". Die
kasachischen Behörden beabsichtigten,
einen Gerichtsprozess im Hinblick auf eine Auslieferung auf der Basis
neuer
Beweismittel neu zu beantragen. Die österreichische Justiz
hatte die Auslieferung im August mit der Begründung abgelehnt, dass
der Ex-Diplomat in seiner Heimat nicht mit einem fairen Verfahren
rechnen könne.
Für Kasachstan bleibe
"die Frage nach der strafrechtlichen
Verfolgung der Gruppe um Alijev in Österreich durch die zuständigen
österreichischen Behörden wegen der in
Kasachstan begangenen
Verbrechen aktuell". Weiter betont die
Botschaft in ihrer Mitteilung,
nach Maßgabe des internationalen
Grundsatzes "ausliefern oder
urteilen" sowie der österreichischen
Gesetze sei die österreichische
Staatsanwaltschaft
"verpflichtet, ein Ermittlungsverfahren
durchzuführen".
Derzeit liege der Akt bei der Staatsanwaltschaft
Wien.
Weiters wird darauf verwiesen, dass sich dem Ermittlungsverfahren
gegen Alijev auch Armangul Kapaschewa, die Ehefrau eines der
entführten Manager der
Nurbank, als Privatbeteiligte angeschlossen
habe. Der Ex-Botschafter soll vor eineinhalb Jahren zwei Bankmanager
entführt haben, die bis heute
nicht aufgefunden wurden. Kapaschewa
wolle laut ihren Anwälten im Rahmen des österreichischen
Gerichtsverfahrens und gegebenenfalls mit Hilfe internationaler
Gerichte für die Verurteilung
Alijevs und der anderen mutmaßlichen
Entführer kämpfen. "In diesem
Verfahren sollen nicht nur staatliche
Interessen, sondern vor allem die privaten
Interessen der Betroffenen
berücksichtigt werden", so die Botschaft.
Der in Österreich untergetauchte Alijev, Ex-Schwiegersohn von
Staatspräsident
Nursultan Nasarbajew, ist in seinem Heimatland wegen
versuchten
Staatsstreichs zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Ihn
und weitere in Österreich untergetauchte Kasachen erwartet in
Kasachstan außerdem ein Verfahren wegen
Bildung einer mafiösen
Vereinigung. Die Botschaft zählt folgende Straftaten auf: "Gründung
und Leitung einer kriminellen Vereinigung,
Entführung von Menschen,
Herstellung und Verwendung gefälschter öffentlicher
Urkunden,
schwerer Diebstahl. Diese Verbrechen wurden von ihnen als Mitglieder
einer kriminellen Vereinigung begangen. Alle Unterlagen, die das
kasachische Gericht zur Verfügung hatte,
wurden den österreichischen
Behörden übergeben."
Verschiebung
des offiziellen Besuchs von Bundespräsident
Dr. Heinz
Fischer
in der Republik Kasachstan von 12. - 14.10.2008 =
Wien
(OTS) - Im Hinblick auf die laufenden Arbeiten zur Bildung
einer neuen österreichischen
Bundesregierung wurde der für 12. -
14.10.2008 geplante offizielle Besuch von Bundespräsident Dr. Heinz
Fischer in Kasachstan verschoben. Die Verschiebung sollte es auch
erlauben, an gemeinsamen Anliegen - die
u.a. Gegenstand verschiedener
noch nicht abgeschlossener bilateraler Abkommen sind - weiter zu
arbeiten bzw. diese zu finalisieren.
Bundespräsident Dr. Heinz Fischer
hat dies dem kasachischen
Präsidenten
Nasarbajew in einem persönlichen Schreiben, das im Wege
der Österreichischen Botschaft in Kasachstan übermittelt
wurde,
mitgeteilt.
Die im Rahmen des Besuchs
vorgesehene österreichische
Wirtschaftsmission soll unter der Leitung
der Wirtschaftskammer
Österreich planmäßig
durchgeführt werden.
Ein
neuer Termin für den Besuch von Bundespräsident
Dr. Heinz Fischer
wird auf diplomatischem Wege vereinbart werden.
Kombiniert
man diese beiden Meldungen, liegt der Verdacht nahe, der offizielle Besuch des
österreichischen Bundespräsidenten in Kasachstan wurde nicht
aufgrund der Bildung der neuen
Bundesregierung
abgesagt, sondern aufgrund der Diskrepanzen zwischen der Republik Österreich
und Kasachstan.
Aufgrund dieser
Informationen richten die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für
europäische und internationale
Angelegenheiten folgende
Anfrage
01)Ist das Außenministerium über die Reisetätigkeit des Herrn Bundespräsidenten informiert?
02)War
das Außenministerium im gegenständlichen Fall über die Reise des Herrn
Bundespräsidenten informiert?
03)Wenn ja, welchen Zweck sollte die Reise des Herrn Bundespräsidenten erfüllen?
04)Besteht
ein Zusammenhang zwischen den diplomatischen Interferenzen zwischen Kasachstan
und Österreich
und der Absage des offiziellen Besuches von Herrn Bundespräsidenten
Heinz
Fischer in Kasachstan?
05)Wenn nein, warum nicht?
06)Wenn ja, warum?
07)Haben Sie auf die im obig angeführten APA-Bericht dargelegte Kritik Kasachstans reagiert?
08)Wenn nein, warum nicht?
09)Wenn ja, in welcher Form?
10)Wie erklären Sie sich die die Kritik Kasachstans in der Causa Alijev an Österreich?