3249/J XXIV. GP

Eingelangt am 15.10.2009
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Gerhard Huber
Kolleginnen und Kollegen

an die Frau Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur
betreffend „Lernen der Gebärdensprache ÖGS“

In Österreich leben ca. 8.000 -10.000 gehörlose Menschen. Insgesamt gibt es bei uns in

Österreich ca. 450.000 Person mit beeinträchtigtem Hörvermögen.

Gehörlose Menschen bzw. Menschen mit schwer beeinträchtigtem Hörvermögen können nur

mit Hilfe der Österreichische Gebärdensprache (kurz ÖGS) kommunizieren.

Gehörlose Menschen sind taub, aber nicht stumm.

Das heißt konkret, dass jeder 1000. Mensch taub geboren wird oder im Laufe seines Lebens

ertaubt.

Linguisten haben herausgefunden, dass die Gebärdensprache ein vollwertiges Sprachsystem

ist, jedoch von der hörenden Welt nicht anerkannt wird.

Hierbei gilt es zu erwähnen, dass die Skandinavier uns bezüglich Anerkennung der

Gebärdensprache uns um Jahre voraus sind.

Die Ablehnung zur Anerkennung der Gebärdensprache verschlechtert die soziale Situation

der Gehörlosen von Jahr zu Jahr und mindert auch ihre Chancen am Arbeitsplatz, welches

durch folgende Statistik aus dem Jahr 2008 zum Ausdruck gebracht wird.

Tabelle der höchsten Ausbildung der Gehörlosen

Keine Ausbildung.......... 15 %

Volksschule.................... 19%

Hauptschule.................... 14%

Lehre.............................. 51%

Matura............................ 0,5%

Hochschule.................... 0,35%

Universität...................... 0,15%

Da die Gehörlosen durch ihre einzigartige Sprache sich „nur“ unter sich unterhalten können,

bleiben sie immer eine Randgruppe.

Sie können nur begrenzt soziale Kontakte knüpfen, haben massive Probleme bei

Behördenwegen, und finden aufgrund vorhandener Sprachbarrieren nur schwer einen

geeigneten Arbeitsplatz.


 

Daher ist es wichtig, dass auch die Hörende Welt, im Sinne einer Integration von Gehörlosen,

verstärkt die Möglichkeit bekommt, die Gebärdensprache zu lernen.

Am Leichtesten funktioniert das Erlernen einer Sprache in der Kinder-bzw. Jugendzeit.

In diesem Zusammenhang stellen unterfertigte Abgeordnete an die Frau Bundesministerin für
Unterricht, Kunst und Kultur folgende

ANFRAGE

 

1.       Gibt es derzeit an den österreichischen Schulen die Möglichkeit die österreichische
Gebärdensprache (ÖGS) zu erlernen?

2.   Wenn ja, an welchen Schulen ist das Erlernen der österreichischen Gebärdensprache
möglich? (Bitte Aufstellung, jeweils nach Bundesland)

3.Wenn nein, warum wird den Schülerinnen und Schülern das Erlernen der österreichischen
Gebärdensprache nicht ermöglicht?

4.Gibt es seitens ihres Ministeriums Initiativen um ein Freifach „österreichische
Gebärdensprache“ zumindest als Versuchsprojekt einzuführen?

5.Wenn ja, wie sehen diese Initiativen konkret aus?
6.Wenn nein, warum nicht?

7.Was halten Sie von der Idee die „österreichische Gebärdensprache“ als Maturafach ein-
zuführen?

8.Gibt es seitens ihres Ministeriums Pläne um in die Lehrpläne von Berufsschulen (speziell
im Einzelhandel) die Gebärdensprache als Schulfach einzuführen?

9. Wenn ja, wie sehen diese Pläne aus?

10.  Wenn nein, warum nicht?

11.   Warum gibt es in den Lehrplänen für Pflegeberufe das Schulfach „österreichische
Gebärdensprache“ nicht?

12.   Teilen Sie meine Überzeugung, dass es gerade in diesem Ausbildungsbereich dsbzgl.
große Defizite gibt?

13.   Wenn nein, warum nicht?

14.   Wenn ja, wie wollen Sie diese bildungspolitischen Fehler beheben?

15.   Gibt es seitens Ihres Ministeriums Pläne um gehörlose Kinder und Jugendliche in den
„normalen“ Schulbetrieb einzugliedern?

16.Wenn ja, wie sehen diese Pläne aus?


17.   Wenn nein, warum nicht?

 

18.        Welche Initiativen setzen Sie um den 15% Gehörlosen, welche keine Ausbildung haben,
eine Ausbildung zu ermöglichen?

19.        Welche Initiativen setzen Sie um den 19% der Gehörlosen, welche als höchste
Ausbildung nur den Volksschulabschluss haben, eine höheren Schulabschluss zu
ermöglichen?

 

20.Welche Initiativen setzen Sie um den 14% der Gehörlosen ,welche als höchste Ausbildung
nur einen Hauptschulabschluss haben, eine höheren Schulabschluss zu ermöglichen?

21.  Warum haben nur 0,5% der Gehörlosen einen Maturabschluss?

22.  Gibt es seitens ihres Bundesministeriums Pläne, um die Anzahl der Gehörlosen mit
Maturabschluss zu erhöhen?

23.  Wenn ja, wie sehen diese Pläne aus?

24.  Wenn nein, warum gibt es dsbzgl. keine Pläne?

25.       Welche Pläne haben Sie um den Gehörlosen die erhöhte Möglichkeit für einen
Hochschulabschluss bzw. Universitätsabschluss, aufgrund einer verbesserten Ausbildung in
Österreichs Pflichtschulen bzw. höher bildenden Schulen, zu ermöglichen?