3411/J XXIV. GP

Eingelangt am 22.10.2009
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Dr. Karlsböck

und weiterer Abgeordneter

 

an den Bundesminister für Gesundheit

betreffend chronischer Schmerzen

 

 

Rund 1,7 Millionen Menschen leiden in Österreich an chronischen Schmerzen. Dabei treten die häufigsten chronischen Schmerzen im Bereich des Stütz- und Bewegungsapparates auf, gefolgt von Kopf- und Nervenschmerzen. Vor allem bei Kopf- und Rückenschmerzen ist seit Jahren eine starke Zunahme zu verzeichnen. Die Krankheitsbilder sind vielfältig und die Diagnose ist aufgrund der Ursachen oft sehr diffizil. Mittlerweile betreffen chronische Schmerzen auch immer häufiger junge Patienten, die aufgrund ihrer Erkrankungen bereits ab einem Alter von 40 Jahren berufsunfähig werden. Jedoch ist die Behandlung chronischer Schmerzen ein in der Öffentlichkeit immer noch zu wenig beachtetes Thema.

 

Bei chronischen Schmerzen werden komplexe Wechselwirkungen zwischen biologischen, psychischen und sozialen Faktoren angenommen. Werden die Schmerzen nicht oder nicht ausreichend behandelt, kann ein ursprünglich akuter Schmerz chronisch werden. Im Gegensatz zum Schutzschmerz, der dem Gehirn ein Warnsignal für körperliche Störungen meldet, hat sich der chronische Schmerz von der ursprünglichen Funktion abgelöst und existiert selbstständig. Die Nervenzellen des Betroffenen melden dem Gehirn mitunter Schmerzen, wo gar keine sind. Schmerzen können dann als chronisch bezeichnet werden, sobald sie über einen längeren Zeitraum anhalten und damit die Lebensqualität der Betroffenen beträchtlich beeinflussen. Chronische Schmerzen führen mitunter zu Depression und Isolation, zu Ängsten und zu einem Mangel an Selbstvertrauen.

 

Die Zeiträume von ersten Symptomen bis zur Diagnose sind in Österreich sehr lange, und somit setzt eine optimale Therapie verhältnismmäßig spät ein. Nicht nur der Schmerz, sondern auch die Einnahme der Schmerzmittel, die von vielen Nebenwirkungen begleitet werden, erschwert das Leben der Betroffenen. Beispielsweise klagen viele Betroffene über Obstipation, Magen-Darmstörungen, Müdigkeit oder Verwirrtheit. Aufgrund des hohen Leidensdrucks und der schweren Beeinträchtigungen des Alltags werden häufig und regelmäßig viele unterschiedliche Ärzte aufgesucht. Oftmals werden auf der Suche nach Schmerzlinderung bis zu drei unterschiedliche Ärzte in einem Quartal aufgesucht, bei starken Schmerzen sogar bis zu vier.


Abschließend sind auch die volkswirtschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Folgen zu beachten, die aus Fehlzeiten aufgrund von häufigen Arztbesuchen, lange Krankenstände, Berufsunfähigkeit und Frühpensionen entstehen. Eine optimierte Schmerzbehandlung ist daher notwendig, um das individuelle Leid der Betroffenen und die soziökonomischen Folgekosten zu reduzieren.

 

 

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Gesundheit folgende

 

ANFRAGE

 

1.      Wie viele Personen wurden jeweils in den Jahren 2005, 2006, 2007 und 2008 aufgrund von chronischen Schmerzen in Österreich insgesamt bzw. aufgeschlüsselt nach Bundesländer frühpensioniert?

 

2.      Wie viele dieser Personen waren unter 50 Jahren?

 

3.      Welche Maßnahmen wurden bzw. werden umgesetzt, um die Kooperation zwischen Fachärzten und Allgemeinmedizinern zu verbessern?

 

4.      Welche Maßnahmen wurden bzw. werden umgesetzt, um Betroffene ausführlich über die medikamentöse Schmerzbehandlung zu informieren?

 

5.      Welche Maßnahmen wurden bzw. werden umgesetzt, um Betroffene ausführlich über die Risikofaktoren für eine Chronifizierung von Schmerzen zu informieren?

 

6.      Welche Maßnahmen wurden bzw. werden umgesetzt, um Betroffene ausführlich über nichtmedikamentöse Schmerzbehandlung zu informieren?

 

7.      Welche Projekte wurden bzw. werden umgesetzt, um Verständnis, Respekt und Akzeptanz für chronische Schmerzerkrankungen nachhaltig verbessern?

 

8.      Gibt es Studien, die sich mit den volkswirtschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Folgekosten beschäftigen?

 

9.      Wenn ja, von wem und wann wurden diese durchgeführt und zu welchem Ergebnis kommen diese Studien?