3713/J XXIV. GP

Eingelangt am 16.11.2009
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

 

der Abgeordneten Werner Neubauer und weiterer Abgeordnete

an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend

 

betreffend Quelle

 

 

Der Tagezeitung „Die Presse“ vom 24.10.2009 kann man folgenden Artikel entnehmen:

 

Insolvenz: Zwei Wochen Galgenfrist für Quelle Österreich

 

Österreich-Chef Binder will Auslandstöchter halten, Linz als Zentrale. Für einen Neustart brauche es sechs bis acht Monate und rund 70 Mio. Euro,

LINZ. Wolfgang Binder war seit Tagen nicht erreichbar. Er tourte durch Europa, auf der Suche nach einem Retter für die Auslandsgesellschaften des insolventen deutschen Versandriesen Quelle. Binder, Vorstandsvorsitzender der Quelle Österreich AG mit Sitz in Linz und Geschäftsführer der weiteren Auslandstöchter, sagte gestern, dass die Zeit, die zur Rettung noch bleibt, sehr begrenzt sei.

Testkatalog existiert bereits

Zwei Wochen dauert die Galgenfrist. Kann bis dahin ein Investor gefunden werden, sei alles möglich, glaubt Binder: „Die Warenversorgung ist gesichert, der Testkatalog für Frühjahr/Sommer, den es bereits gibt, könnte erweitert, gedruckt und verschickt werden.“ Die Ware sei bereits geordert worden. Seit gestern, Donnerstag, führe der Quelle-Konzern Gespräche mit einer Reihe von Interessenten, berichtete der Vorstandschef. Namen nannte er keine, er könne sich jedoch auch eine Beteiligung seiner Person am Unternehmen vorstellen. Aber auch für diese Lösung wird ein Finanzier gebraucht.


Als Interessenten für die „Filetstücke“ an der Versandsparte Primondo des Pleitekonzerns Arcandor, zu der auch Quelle gehört, waren zuletzt der weltgrößte Versandhändler, die Otto Gruppe, oder der Pforzheimer Branchenriese Klingel im Gespräch. Es gebe jedenfalls eine Zusage des Insolvenzverwalters Klaus Hubert Görg, das gut gehende internationale Geschäft „in einen sicheren Hafen zu steuern“. Für einen Neustart brauche es sechs bis acht Monate und rund 70 Mio. Euro, davon 50 für die Ware.

Für den Ernstfall, der nun eingetreten ist, habe man vorgesorgt. Bedrohlich wurde die Situation, als der Masseverwalter „nervös“ wurde, wie Binder sagt. Als es kein Angebot der vier Interessenten für den Primondo-Verbund gab, wurde am vergangenen Dienstag die Liquidation einer Ikone der europäischen Handelskultur beschlossen. Seit Monaten liegen Konzepte zur Weiterführung der Quelle-Auslandstöchter in Binders Schublade.

Zwei Szenarien seien möglich: Jenes, das Binder bevorzugt, sieht den Linzer Standort als Drehscheibe für das Auslandsgeschäft in Mittel- und Osteuropa vor. Für einen strategischen oder Finanzinvestor sei ein profitables Geschäft zu erwarten: die Auslandstöchter seien 600 Millionen Euro schwer, in den vergangenen Jahren sei der Umsatz jährlich um 20 bis 25 Prozent gewachsen.

Allein in Russland wachse das Geschäft „wie verrückt“: Dort sei man nach fünf Jahren bei 175 Millionen Euro, das Potenzial liege bei einer Milliarde: „Schlechte Infrastruktur, aber gute Post: Das ist ein Riesenmarkt für den Versand.“ Das andere Szenario: Es wird ein Investor für die österreichische Niederlassung gefunden.

 „Horror für die Mitarbeiter“

Ob eine dieser Varianten auch eintritt, bleibt fraglich. Branchenkenner beurteilen die Wahrscheinlichkeit, dass es dazu komme, aus mehreren Gründen als gering: Vor allem das neue Logistikcenter in Linz stellt potenzielle neue Eigentümer vor das Problem, ein System mit zu übernehmen, das möglicherweise nicht zum eigenen passt. Das trifft auch auf das Quelle-Computersystem zu. Möglich ist, dass ein Investor auch die Insolvenz abwartet, um auf günstigerem Weg zum Zug zu kommen.

Das glaubt Binder allerdings nicht, weil dadurch die Marke beschädigt würde. Für die rund 1000 Mitarbeiter in Österreich, 900 davon in Linz, ist es „natürlich ein Horror“, räumte Binder ein. Seit Monaten säßen sie auf „glühenden Kohlen“. Der „Quelle-Spirit“ sei aber einmalig. Die Stimmung, erklärt Betriebstratschef Felix Hinterwirth, sei „noch optimistisch und kämpferisch, aber angespannt“. Ein möglicher Sozialplan sei aber vorerst nicht spruchreif, sagte der Arbeitnehmervertreter, der seit 43 Jahren und damit am zweitlängsten von allen Beschäftigten im Unternehmen tätig ist.

 

 

 

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend folgende

 

Anfrage

 

  1. Wie viele Arbeitsplätze sind in Linz gefährdet?
  2.  Wie viele Arbeitsplätze sind in gesamt Österreich gefährdet?
  3. Wie viele und welche Zulieferer sind von der Schließung in Österreich betroffen?
  4. Welche Auswirkungen hat die Schließung auf die Zulieferer?
  5. Wie viele Arbeitsplätze sind bei den Zulieferern gefährdet?
  6. Welche Maßnahmen setzen Sie für die anstehenden Quelle Arbeitslosen?
  7. Gibt es einen ausgearbeiteten Sozialplan?
  8. Was geschieht mit den Lehrlingen?
  9. Welche Bedeutung hat die vom Linzer Gemeinderat abgegebene Sicherstellung für die Quelle?
  10. Welche Bedeutung hat die vom Linzer Gemeinderat abgegebene Sicherstellung für den Standort?
  11. Welche Bedeutung hat die vom Linzer Gemeinderat abgegebene Sicherstellung für die Arbeitsplätze?