Eingelangt am 25.11.2009
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ANFRAGE
der Abgeordneten Korun,
Grünewald, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für
Gesundheit
betreffend Kommunikationsdefizite in
der Gesundheitsversorgung von MigrantInnen
In den letzten
Jahre gab es mehrere Studien zu interkulturellen Belangen im Gesundheitswesen.
Gerade MigrantInnen, welche die deutsche Sprache noch nicht gut beherrschen,
haben im Kontakt mit diversen Gesundheitseinrichtungen sowohl sprachliche als
auch kulturelle Barrieren zu überwinden. Die Studie „Sprach- und
Kulturmittlung“ bzw. „Kommunaldolmetschen im Gesundheitsbereich“
(Christiane Stofner, 2006), sowie eine Studie des Gesundheitsministeriums mit
dem Titel „Interkulturelle Kompetenz im Gesundheitswesen“
(„IKG“) stellten 2005 fest, dass „die gesamte
Kommunikation und Information zwischen medizinischem Personal und MigrantInnen
schlecht und ungenügend abläuft“ und prinzipiell „DolmetscherInnen
fehlen“. Auch bestätigen ärztliche Befunde aus dem Jahr
2009, welche mit eindeutigen Anmerkungen dahingehend versehen wurden, dass
derzeit ein Kommunikationsdefizit in der Gesundheitsversorgung von MigrantInnen
besteht.
Das Fehlen einer
klaren Kommunikationsmöglichkeit, wie z.B. über professionelle
DolmetscherInnen, erhöht nachweislich den Kostenaufwand im
Gesundheitssektor (Studie von Hampers and McNulty 2002). So behandeln
Ärzte bei PatientInnen, mit denen sie nicht gut kommunizieren können,
generell konservativer und nehmen überwiegend stark
gerätemedizinische Zusatzuntersuchungen vor. Diese sind teuer, ebenso wie
das häufige Wechseln von ÄrztInnen („Drehtüreffekt“)
bei MigrantInnen, die aufgrund von Kommunkationsschwierigkeiten nicht
hinreichend behandelt werden.
Daher wurde im
Bericht des Gesundheitsministeriums „Interkulturelle Kompetenz im
Gesundheitswesen“ diverse Vorschläge zur Verbesserung der
derzeitigen Lage gemacht. Diese umfassten vor allem die Sicherstellung des
Zugangs zu adäquaten Dolmetschdiensten in der Gesundheitsversorgung.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
- Ist die Errichtung eines
eigenen Pools an ausgebildeten DolmetscherInnen für den
Gesundheitsbereich vorgesehen?
- Falls ja: Ab welchem Zeitpunkt
soll dieser eingesetzt werden und in welchem Umfang?
- Falls nein: Angesichts der
sich aus dem Fehlen ergebenden Problemen finanzieller wie
gesundheitlicher Natur - weshalb nicht?
- Falls nein: Welche anderen
Maßnahmen werden Sie stattdessen ergreifen, um eine professionelle
Kommunikation zwischen fremdsprachigen PatientInnen und deren ÄrztInnen
zu ermöglichen?
- Wurden in Folge der Studie des
Gesundheitsministeriums 2005 („IKG“), welche feststellte, dass
es im Gesundheitsbereich an DolmetscherInnen fehlt, Maßnahmen
gesetzt, um dies zu ändern?
- Falls ja, welche
Maßnahmen genau?
- Falls nein, weshalb nicht?
- Falls nein, für wann sind
solche Maßnahmen voraussichtlich geplant und welche werden das
sein?
- Wurden in Folge der Studie IKG,
welche feststellte, dass Rolle und Kompetenzen der Übersetzenden im
Gesundheitsbereich noch ungeregelt sind, Maßnahmen gesetzt, um diese
zu regeln?
- Wurden Maßnahmen gesetzt,
um professionelle DolmetscherInnen für den Gesundheitsbereich
auszubilden?
- Falls ja, welche
Maßnahmen genau?
- Falls nein, für wann sind
solche Maßnahmen voraussichtlich geplant und welche werden das
sein?
- Wurden zu diesem Punkt bereits
Gespräche mit dem Bundesministerium für Wissenschaft
geführt?
- Falls ja, was war der Inhalt
dieser Gespräche und was war deren Ergebnis?
- Werden Universitäten von
Ihnen dazu angehalten, KommunaldolmetscherInnen auszubilden?
a.
Falls nein, warum nicht?
b.
Falls nein, welche anderen Bildungseinrichtungen sollen Ihrer Meinung nach
Kommunaldolmetscher ausbilden?
- Wurden in Folge der Studie IKG,
welche feststellte, dass eine systematische Ausbildung von ÄrztInnen
und PflegerInnen in interkultureller Kompetenz fehlt, Maßnahmen
gesetzt um diese zu gewährleisten?
- Falls ja, welche
Maßnahmen genau?
- Falls nein, weshalb nicht?
- Falls nein, für wann sind
solche Maßnahmen voraussichtlich geplant und welche werden das
sein?
- Wurden zu diesem Punkt bereits
Gespräche mit dem Bundesminister für Wissenschaft geführt?
- Falls ja, was war der Inhalt
dieser Gespräche und was war deren Ergebnis?
- Falls nein, weshalb nicht?
- Falls nein, für wann sind
solche Gespräche voraussichtlich geplant und welchen Inhalt werden
sie haben?
- Wurden in Folge der Studie IKG,
welche feststellte, dass im Gesundheitswesen der Bedarf an fachlich
kompetenten DolmetscherInnen nicht erkannt wird, Maßnahmen gesetzt,
um dies zu ändern?
- Falls ja, welche
Maßnahmen genau und an wen richten sich diese Maßnahmen
(ÄrztInnen; PatientInnen; Krankenhausträger etc.)?
- Falls nein, weshalb nicht?
- Falls nein, für wann sind
solche Maßnahmen voraussichtlich geplant und welche werden das
sein?
- Wurden in Folge der Studie IKG,
welche empfohlen hatte, dass MigrantInnen für Krankenpflegeberufe
interessiert und angeworben werden sollen, Maßnahmen gesetzt, um
dies zu gewährleisten?
- Falls ja, welche
Maßnahmen genau?
- Falls nein, weshalb nicht?
- Falls nein, für wann sind
solche Maßnahmen voraussichtlich geplant und welche werden das
sein?
- Wie hoch ist der Anteil von
Personen mit Migrationshintergrund, die einen Beruf im Gesundheitswesen
haben aufgeschlüsselt auf ÄrztInnen, KrankenpflegerInnen und
andere?
- Hat sich der Anteil von
Personen mit Migrationshintergrund mit Beruf im Gesundheitswesen seit dem
IKG Bericht 2005 verändert?
- In welche Richtung und in
welchem Ausmaß hat sich dieser Anteil aufgrund Ihrer Maßnahmen
verändert?
- Wie hoch würden Sie die
möglichen jährlichen Ersparnisse, welche durch verbesserte
Kommunikation zwischen Gesundheitspersonal und PatientInnen mit
nichtdeutscher Muttersprache entstünde schätzen?
- Wie wird von Ihnen
sichergestellt, dass ÄrztInnen auch bei PatientInnen mit fehlenden
Deutschkenntnissen ihrer ärztlichen Aufklärungspflicht
nachkommen können?
- Wie stehen Sie zum Einsatz von
Laien als ÜbersetzerInnen bei Arztgesprächen bzw.
Gesprächen mit Gesundheitspersonal?
- Wurden in Folge der
Studie IKG, welche strikt davon abrät, Laien, wie z.B.
Reinigungspersonal, für Übersetzungen zwischen ÄrztInnen und
PatientInnen heranzuziehen, Maßnahmen gesetzt um dies zu verhindern?
- Falls ja welche
Maßnahmen genau?
- Falls nein, weshalb nicht?
- Falls nein, für wann sind
solche Maßnahmen voraussichtlich geplant und welche werden das
sein?
- Was wurde diesbezüglich in
den Qualitätsmanagementsystemen der Krankenhäuser
verankert?
- Wie werden die niedergelassenen
Arztpraxen bei Dolmetschbedarf unterstützt?
- Welche Maßnahmen wurden
gesetzt, damit niedergelassene ÄrztInnen bei Bedarf auf
Dolmetschdienste zurückgreifen können?
- Wurden zu diesem Thema
Gespräche mit den Gebietskrankenkassen und den Ländern
geführt?
- Falls ja, was war das Ergebnis
dieser Gespräche?
- Wohin bzw. an wen kann sich ein
niedergelassener Arzt, der Übersetzungshilfe benötigt, wenden?
- Wer trägt in einem solchen
Fall die Kosten der angeforderten Dolmetscherin / des angeforderten
Dolmetschers?
- Wurden Maßnahmen gesetzt,
um dem vielfachen Einsatz von Kindern als Laien-DolmetscherInnen Einhalt
zu gebieten?
- Falls ja, welche
Maßnahmen genau?
- Falls nein, weshalb nicht?
- Falls nein, für wann sind
solche Maßnahmen voraussichtlich geplant und welche werden das
sein?
- Wurden konkrete
Sensibilisierungsmaßnahmen bei Krankenhauspersonal und auch Eltern
gesetzt, um dem Einsatz von Kindern als Laien-DolmetscherInnen
entgegenzuwirken?
a.
Falls ja, welche Maßnahmen genau?
b. Falls nein,
weshalb nicht?
c. Falls nein,
für wann sind solche Maßnahmen voraussichtlich geplant und welche
werden das sein?
- Wer haftet nach derzeitigem
Rechtsstand für mangelhafte Aufklärung, Fehlbehandlungen oder
Fehldiagnosen, wenn diese durch eine mangelhafte Übersetzung einer/eines
Laien-Dolmetschers/-Dolmetscherin hervorgerufen wurden?
- Welcher Ablauf ist derzeit in
Krankenhäusern vorgesehen, wenn ein/e PatientIn ohne ausreichende
Deutschkenntnisse in die Ambulanz kommt?
- Wie wird in diesem Fall mit
dem/der PatientIn kommuniziert?
- Wer ist derzeit für die
Organisation eines Dolmetschdienstes in Krankenhäusern
verantwortlich?
- Wem obliegt derzeit die Kostentragung
für Dolmetschdienste in der Gesundheitsversorgung?
- Wo ist diese Kostentragung
derzeit rechtlich geregelt?
- Ist eine Überwälzung
der Kosten auf die/den jeweiligen PatientIn, welche einen DolmetscherIn in
Anspruch nimmt, vorgesehen?
- Werden den Krankenhäusern
von Ihrem Bundesministerium Gelder für die Dolmetschkosten zur
Verfügung gestellt?
- Falls ja, in welcher
Höhe?
- Wie wird die Kostentragung im
Falle von – oft mittellosen - AsylwerberInnen geregelt?
- Wurden diesbezüglich
Gespräche mit dem BMI geführt?
- Falls ja, was war das Ergebnis
dieses Gesprächs?
- Falls nein, für wann sind
solche Gespräche geplant?
- Wie viele
KommunaldolmetscherInnen werden derzeit österreichweit in Krankenhäusern
eingesetzt?
- Wie viele muttersprachliche
BeraterInnen werden derzeit österreichweit in Krankenhäusern
eingesetzt?
- Wurden von Ihnen
Maßnahmen zur Qualifizierung von KommunaldometscherInnen
angeregt?
- Falls ja, welche genau?
- Falls nein, weshalb nicht?
- Falls nein, für wann sind
solche Maßnahmen voraussichtlich geplant und welche werden das
sein?
- Wie oft wurden,
aufgeschlüsselt auf die Jahre 2005-2009, MitarbeiterInnen im
Gesundheitswesen, welche auf so genannten „internen Listen“
als fremdsprachenkundig angeführt werden, für
Übersetzungsdienste herangezogen?
- Müssen diese
MitarbeiterInnen eine bestimmte sprachliche Qualifikation nachweisen?
- Falls ja, welche und wodurch?
- Gibt es Qualifizierungsmaßnahmen
für diese MitarbeiterInnen?
- Falls ja, welche und finden
diese bundesweit statt?
- In welchem prozentuellen
Ausmaß wird derzeit der Bedarf an DolmetscherInnen durch solche
interne MitarbeiterInnen abgedeckt?
- Wird der Einsatz dieser
MitarbeiterInnen für Übersetzungsarbeiten gesondert in ihren
Dienstverträgen geregelt?
- Werden diese MitarbeiterInnen
für Ihre Übersetzertätigkeit von ihrer eigentlichen
Arbeitstätigkeit freigestellt?
- Wird diesen MitarbeiterInnen
die Übersetzertätigkeit gesondert vergütet?