3829/J XXIV. GP
Eingelangt am 01.12.2009
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der
Abgeordneten Mag. Johann Maier
und
GenossInnen
an den Bundesminister für Gesundheit
betreffend „Medikamentenvereinbarung in Salzburg - Massive
Patientinnen-
Verunsicherung durch PHARMIG"
Die PHARMIG, der Dachverband der
Pharmazeutischen Industrie in Österreich, macht
gegenwärtig gegen die
„Medikamentenvereinbarung“, zwischen Ärztekammer Salzburg und
Salzburger Gebietskrankenkassa mobil. Eine Vereinbarung, die Anfang 2010 in
Kraft treten
soll. Diese soll eine ökonomische Medikamentenverschreibung
sicherstellen.
So wurde
einerseits in Aussendungen der PHARMIG behauptet, dass die Vereinbarung vom
Tisch sei
(„Salzburger Medikamentensparliste gestoppt“ oder
„Zwei-Klassenmedizin
vertagt“), andererseits wird gegen diese Vereinbarung mit Postwürfen
an Salzburger
Haushalte, weiter Stimmung gemacht. Die pharmazeutische Industrie
befürchtet offenbar,
durch die Umsetzung der Vorgaben der „ökonomischen
Verschreibweise“ im Bundesland
Salzburg enorme Umsatzeinbußen zu erleiden und scheut dabei keine Kosten
und
Unterstellungen (z.B. „Billigmedizin“).
Diese
Aussendung der Interessensgemeinschaft der Pharmazeutischen Industrie - PHARMIG
- schafft besondere
Verunsicherung und provoziert natürlich mehrere Fragen. „Nur mehr
die
billigsten Medikamente dürften verordnet werden“ postuliert die
PHARMIG - und das
„gefährde den Behandlungserfolg“.
Bedeutet
dies, dass pharmazeutische Unternehmen - also Mitglieder der PHARMIG -
minderwertige
oder unwirksame Produkte herstellen? Oder möchte die PHARMIG bewirken,
dass diese „schlechteren“ Produkte ihrer Mitglieder aus dem
Erstattungskodex, der Liste der
in Österreich
zugelassenen Medikamente, gestrichen werden?
Die
Ökonomie-Richtlinie verpflichtet Ärzte dazu, bei gleicher Wirksamkeit
das
günstigste Medikament zu verschreiben.
Die Salzburger Medikamentenvereinbarung
hat das Ziel, diese Richtlinie in Österreich erstmals regional im
Bundesland Salzburg
umzusetzen.
Für die
PHARMIG steht einiges auf dem Spiel: 4 Millionen Einsparungspotential gibt es
in
Salzburg. Österreichweit wäre dies ein Vielfaches. Natürlich
bedeutet dieses
Einsparungspotential
weniger Einnahmen und Profite für die Pharmabranche. Deren
Interessensvertretung hat nun den Auftrag, dies mit allen Mitteln zu
verhindern.
SGKK
und Ärztekammer betonen weiterhin, dass am 1.1.2010 die Salzburger
Vereinbarung
in
Kraft tritt. Sie sieht vor, dass - wissenschaftlich begleitet - in
ausgewählten
Indikationsbereichen
künftig unter den als geeignet bewerteten Präparaten jenes
ausgewählt
wird, das auch
ökonomisch am günstigsten ist.
Die
unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für
Gesundheit
nachstehende
Anfrage:
1.
Ist Ihnen oder dem Ressort der Hintergrund für diese
PHARMIG-Aktivitäten in der
Öffentlichkeit und in den Privatmedien bekannt?
2.
Wie beurteilen Sie und das Ressort die diversen PHARMIG-Aussagen (z.B.
Gefährdung
des Behandlungserfolges, Zwei-Klassenmedizin, Billigmedizin)?
Ist dies richtig?
3.
Wenn nein, können Sie und das Ressort diese Aussagen von PHARMIG
überhaupt
ernst nehmen?
4.
Produzieren PHARMIG-Mitgliedsunternehmen aus ihrer Sicht bzw. aus
Ressortsicht
minderwertige oder
unwirksame Medikamente?
Wenn
ja, welche dieser Medikamente sind aus Ressortsicht „unsicher“ bzw.
für die
PatientInnen
schlecht?
5.
Können aus Ihrer Sicht und Sicht des Ressorts manche dieser
Medikamente wirklich
„den
Behandlungserfolg“ beeinträchtigen?
6.
Teilen Sie und ihr Ressort die Auffassung, dass es im Kern PHARMIG darum
geht,
die
Umsetzung der geltenden Ökonomie-Richtlinie zu verhindern?
7. Sehen Sie bzw. das Gesundheitsressort
gesundheitliche Risiken bei der Umsetzung
dieser Ökonomierichtlinie?
Gibt es Nachteile für PatientInnen?
8. Teilen Sie und ihr Ressort die Ansicht, dass die
geltende Richtlinie für die
ökonomische Verschreibweise in
allen Bundesländern umgesetzt werden muss?
Wenn ja, warum wird zurzeit dieses
Einsparungspotential von den
Gebietskrankenkassen und Ärztekammern in den Bundesländern noch nicht
bundesweit umgesetzt?