4434/J XXIV. GP

Eingelangt am 01.02.2010
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Pirklhuber, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

 

betreffend das Wegwerfen von Lebensmitteln

 

 

In Österreich werden rund 16% der für den menschlichen Konsum verfügbaren Mengen an Obst und Gemüse entsorgt statt gegessen. Bei Brot muss bis zu 20% der Produktion entsorgt werden. Durchschnittlich wirft jede/r Österreicher/in jährlich Nahrung im Wert von 387 Euro weg. Der Anteil biogener Abfälle im Restmüll beträgt bis zu 37%. Davon stammt ein Großteil aus dem Bereich Ernährung. Bis zu 12% des Restmülls sind original verpackte oder angebrochene Lebensmittel, die vor Ablauf der Mindesthaltbarkeitsdauer im Müll landen. Durch sorgfältige Planung, beim Einkauf, bei der Lagerung, Verarbeitung und Verwendung könnte ein Großteil des Wegwerfens vermieden werden.

 

In der Landwirtschaft sowie in der weiterverarbeitenden Industrie kommt es zur Überproduktion sowie zu Lagerüberschüssen, die der Absatzmarkt nicht aufnehmen kann. Klassische Gründe für die Entsorgung von genießbaren Lebensmittelprodukten im Bereich Verarbeitung und Handel sind Überproduktion, Lagerüberschüsse, Fehletikettierungen, Unter- oder Übergewicht der Produkte, Transportbeschädigungen, Sortimentswechsel, Verpackungsneugestaltung oder  Saisonwarenproduktion. Hierbei geht es um Lebensmittel, die zum Zeitpunkt ihrer Entsorgung noch genießbar sind. Anstelle einer Entsorgung der Produkte sollte jedoch über eine Weiternutzung außerhalb des regulären Marktes (Weitergabe an soziale Einrichtungen) nachgedacht werden. Nur ein Bruchteil dieser Mengen wird derzeit an bedürftige Personen kostenlos weitergegeben.

 

Lebensmittel zählen zu den ressourcenintensivsten und die Umwelt am meisten belastenden Produktgruppen. Unter Berücksichtigung der notwendigen Arbeits-, Energie- und Ressourcenaufwendungen ist eine Rechtfertigung nur dann gegeben, wenn ein Lebensmittel auch tatsächlich verzehrt wird. Die Umwandlung von Lebensmittel in Kompost oder Energie ist nur die zweitbeste Möglichkeit der Nutzung und sollte nur dann zum Einsatz kommen, wenn Lebensmittelabfälle nicht vermieden werden können.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

ANFRAGE:

 

  1. Welche Maßnahmen (Motivations-/Informationskampagnen und Öffentlichkeitsarbeit)  ergreifen Sie, um die KonsumentInnen zu einem bewussteren Umgang mit Lebensmitteln zu motivieren und dadurch das Wegwerfen von Lebensmitteln zu vermeiden?

 

  1. Für wie hoch schätzen Sie das Vermeidungspotential für Lebensmittelabfälle?

 

  1. Welche effizienten Maßnahmen ergreifen Sie, um die Umweltbelastungen aufgrund des Wegwerfens von Lebensmitteln zu minimieren?

 

  1. Gibt es Informationen darüber, wie viel Prozent der insgesamt in Privathaushalten eingekauften Lebensmittel in Österreich weggeworfen werden?

 

  1. Laut Bundesabfallwirtschaftsplan produziert ein/e Österreicher/in im Haushalt durchschnittlich 169 kg an Restmüll pro Jahr. Wie hoch ist in etwa der Anteil an weggeworfenen Lebensmitteln daran und welche Maßnahmen zur Senkung des Anteils von Lebensmitteln im Restmüll ergreifen Sie?

 

  1. Gibt es Informationen darüber, wie viel Prozent noch genießbarer Lebensmittel in österreichischen Privathaushalten weggeworfen werden? Wenn ja, welche?

 

  1. Wie viel und welche Lebensmittel, die zum Zeitpunkt ihrer Entsorgung noch genießbar sind, fallen in der Lebensmittelverarbeitung an?

 

  1. Wie viel und welche Lebensmittel, die zum Zeitpunkt ihrer Entsorgung noch genießbar sind, fallen im Handel an (z.B. durch Lagerüberschüsse, Fehletikettierungen, Unter- oder Übergewicht der Produkte, Transportbeschädigungen, Sortimentswechsel, Verpackungsneugestaltung, Saisonwarenproduktion etc.)?

 

  1. Welche Mengen an Lebensmitteln müssen in Österreich insgesamt entsorgt werden?

 

  1. Wie werden die Lebensmittel entsorgt und welche Kosten werden dadurch verursacht?

 

  1. Welchen Beitrag werden Sie leisten, zur Abfallvermeidung im Lebensmittelbereich die Aktivitäten von ProduzentInnen, von Handel, KonsumentInnen, der Abfallwirtschaft und der öffentlichen Verwaltung besser aufeinander abzustimmen?

 

  1. Durch welche konkreten Maßnahmen begünstigen Sie, dass genusstaugliche Lebensmittel kostenlos an soziale Organisationen bzw. Sozialmärkte weitergegeben werden können?