Eingelangt am 05.03.2010
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ANFRAGE
der Abgeordneten Grosz, Dr. Spadiut, Schenk, List
Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für Gesundheit
betreffend Rekonstruktion der im Gesundheitsministerium
getroffenen Maßnahmen anlässlich eines lebensmittelbedingten
Krankheitsausbruches mit Listeria monozytogenes
Der Artikel des europäischen Journals für
Infektionskrankheiten „Eurosurveillance“ vom 4. Februar 2010 zeigt
auf, dass das nationale österreichische Referenzlabor für Listerien
in Wien am 14. August 2009 das Auftreten eines neuen humanen Isolates von
Listeria Monozytogenes festgestellt hat. Da es sich dabei um „mehr als
zwei Personen“ handelt, die unabhängig voneinander am selben Stamm
des Keimes von Listeria Monozytogenes erkrankt sind, handelt es sich dabei (per
Definitionem) um einen lebensmittelbedingte Krankheitsausbruch.
Zur Rekonstruktion der im Bundesministerium für
Gesundheit getroffenen Maßnahmen anlässlich dieses
lebensmittelbedingten Krankheitsausbruches wurde in der 55. Sitzung des
Nationalrates, am 24.2.2010, im Zuge der Debatte zur Dringlichen Anfrage der
Abgeordneten Bucher, Grosz Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler, ein Misstrauensantrag
gemäß § 55 GOG-NR gegen den Bundesminister für Gesundheit
eingebracht.
Da die Beantwortung der gestellten Fragen durch den
Bundeskanzler und in der darauf folgenden Stellungnahme des Bundesministers
für Gesundheit Alois Stöger diplomé in einer absolut
unzureichenden Art und Weise erfolgt ist
stellen die unterfertigten Abgeordneten daher an den Bundesminister für
Gesundheit Alois
Stöger diplomé folgende
ANFRAGE
1.
Wie
definieren Sie die Aufgabe der Österreichischen Agentur für
Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) und was stellen Sie sich unter
einer Untersuchung der Produkte entlang der Nahrungskette „from stable to
table“ vor?
- Wie
viele Neuerkrankungen aufgrund des aktuellen Ausbruchs mit Käse der
FA Prolactal sind Ihrer Meinung nach noch zu erwarten und mit wie vielen
Todesfällen ist Ihrer Meinung nach noch im Jahr 2010 zu rechnen?
- Wann
wurden
- Sie,
- das
Ministerbüro,
- der
Bereich Verbrauchergesundheit im Gesundheitsministerium,
- die
Geschäftsstelle der Bundeskommission für Zoonosen
darüber informiert, dass das bi-nationale
österreichisch-deutsche Referenzlabor für Listerien in Wien, am 14.
August 2009 das Auftreten eines neuen humanpathogenen Stammes von Listeria
Monozytogenes entdeckt hat und dass dieser als höchst krankheitserregend
eingestuft wird?
- Wann
erfolgte bezüglich des Stammes Listera monocytogenes SG 1 /20a die
Meldung „Verdacht auf…“ an die Geschäftsstelle der
Bundeskommission für Zoonosen im Gesundheitsministerium und wann
wurden
- Sie,
- das
Ministerbüro,
- der
Bereich Verbrauchergesundheit im Gesundheitsministerium
darüber informiert?
- Wie
erfolgte die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Zusammenhang mit dem
lebensmittelbedingten Krankheitsausbruch bezüglich des Stammes Listera
monocytogenes SG 1 /20a im Gesundheitsministerium und wie wurde diese
dokumentiert?
- Wie
erfolgte die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Zusammenhang mit dem
lebensmittelbedingten Krankheitsausbruch bezüglich des Stammes Listera
monocytogenes SG 1 /20a in der AGES und wie wurde diese dokumentiert?
- Erfolgte
über die mittelbare Bundesverwaltung eine Aufforderung an die
Länder um Schwerpunktkontrollen für Lebensmittel, in denen
Listerien oft vorkommen, durchzuführen, wenn ja in welcher Form und
wann, wenn nein, warum nicht?
- Wie
viele Probenziehungen im Bereich Lebensmittel wurden - detailliert
angeführt nach Bundesländern - in den Jahren 2004,2005, 2006,
2007, 2008 und 2009 vom Ministerium angeordnet und wie viele Proben wurden
tatsächlich gezogen?
- Wie
erfolgte die Kontrolle über die tatsächlich gezogenen Proben von
Seiten des Gesundheitsministeriums gegenüber den Bundesländern
und wer war dafür zuständig?
- Welche
Maßnahmen wurden von Seiten des Gesundheitsministeriums in den
Jahren 2004, 2005, 2006, 2007, 2008 und 2009 gesetzt, wenn die
angewiesenen Probenziehungszahlen nicht eingehalten wurden?
- Wie
sahen die am 29. Oktober in der AGES durchgeführten so genannten „Erhebungen“
im Lebensmittelbereich aus und wie lautet die zugehörige
Dokumentation?
- Erfolgte
die Bestätigung des ersten Todesfalles im Oktober mit dem
Listerienstamm Listera monocytogenes SG 1 /20a im gleichen Referenzlabor wie
die Bestätigung des Ausbruches am 14. August 2009?
- Auf
welcher fachlichen Grundlage wurde vom Bereichsleiter für Verbrauchergesundheit
Mag. Ulrich Herzog die Aussage getätigt, dass es nicht mehr die Aufgabe
des Ministeriums sei vor dem Käse der FA Prolactal zu warnen, da die Firma
selbst gewarnt habe?
- An
welchem Tag und mit welchem Wortlaut und in welchen Medien hat die FA
Prolactal die österreichische Bevölkerung vor dem Verzehr des
potentiell mit Listeria Monozytogenes SG 1 /20a kontaminierten Käse
gewarnt?
- „Als
ich informiert worden bin, haben wir auch die Öffentlichkeit
informiert", erklärte Stöger vor dem Ministerrat am
16.2.2010. gegenüber der APA (Zitat). An welchem Tag und mit welchem
Wortlaut und in welchen Medien hat das Gesundheitsministerium die
österreichische Bevölkerung vor dem Verzehr des potentiell mit
Listeria Monozytogenes SG 1 /20a kontaminierten „Hartberger
Bauernquargel“ gewarnt?
- Wurden
dabei die exakten Produktbezeichnungen veröffentlicht? Wenn ja, von
wem, in welcher Form und welche Produkte wurden genannt?
- Wurde zu
irgendeinem Zeitpunkt eine offizielle Rückholaktion des Ministeriums
veranlasst? Wenn nein, warum nicht?
42. Ist es richtig, dass Seitens des
Gesundheitsministeriums bis zum 16. Februar 2010 weder eine Warnung
veröffentlicht wurde noch auf der Homepage auf die Gefahr durch konkrete
Produkte hingewiesen wurde?
43. Ist es richtig, dass
ausschließlich der Handel und der Hersteller und nicht das
Gesundheitsministerium die gefährlichen Lebensmittel aus dem Verkehr
gezogen haben?
- Wie
schnell ist es dem Gesundheitsministerium möglich, bei einem
konkreten Verdacht auf einen lebensmittelbedingten Krankheitsausbruch gefährliche
Lebensmittel vom Markt zurückzurufen und vor dem Verzehr zu warnen?
- Ist
die Veranlassung einer Warnung bzw. Rückholaktion auch zwischen
Freitag 16.00 Uhr und Montag 08.00 Uhr möglich, wenn nein, warum
nicht?
46. Bis wann war der betroffene
„Hartberger Bauernquargel“ auf dem Markt?
47. Ist es richtig, dass bis zum
Jänner 2010 keine einzige im Bereich der Lebensmittelkontrolle der
Länder gezogene Probe im Rahmen der Lebensmitteluntersuchungen
geprüft worden ist, welche im Zusammenhang mit dem Versuch einer
Aufklärung der Listeriose-Krankheitsfälle veranlasst wurde?
48. Ist es richtig, dass es sich bei
„Hartberger Bauernquargel“ um ein Produkt aus im Ausland
vorverarbeiteter ausländischer Milch handelt?
49. Halten Sie angesichts dieser
mangelhaften Deklaration das Vertrauen der Konsumenten in Produkte aus
Österreich für gerechtfertigt? Wenn ja, warum?
50. Wie werden Sie sicherstellen, dass es
sich bei Produkten, welche die Bezeichnung „Österreich“ oder
„österreichisch“ aufweisen auch tatsächlich um Produkte
handelt, die aus im Inland hergestellten Grundprodukten bestehen?