4912/J XXIV. GP
Eingelangt am 24.03.2010
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Mag. Johann Maier
und GenossInnen
an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
betreffend „Elektroschrott in Europa (Elektroaltgeräte) -Wiederverwertung und/oder
Entsorgung - Folgen in Entwicklungsländern"
Mit der AB 2625/XXIII.GP vom 06.02.2008 wurden die Fragen des Fragestellers Abg. Mag. Johann Maier und Genossinnen betreffend „Elektroschrott in Europa" zum Teil beantwortet.
Eine neue Studie für das deutsche Umweltbundesamt (UBA) bewies nun, daß jährlich große Mengen Elektroschrott (d.h. Elektroaltgeräte) - die auch gefährliche Stoffe beinhalten - vor allem nach Asien und Afrika exportiert werden aber dort nur selten umweltgerecht recycelt werden. Diese Untersuchung wurde aktuell auf der CeBIT in Hannover vorgestellt. Laut Studie des Hamburger Instituts für Ökologie und Politik werden jährlich mehr als 155.000 Tonnen Elektroschrott aus Deutschland ins außereuropäische Ausland exportiert. Darunter seien alleine rund 50.000 Tonnen PC-Fernseh-Bildschirme. Die Studie spricht von illegalen Exporten von Elektroaltgeräten.
Massive Probleme gibt es daher in Schwellen- und Entwicklungsländern, so auch in Afrika, wo ein großer Teil des Elektroschrotts der Industriestaaten entsorgt wird (Fernsehgeräte, Kühlschränke, Waschmaschinen, Handys, Computer u.a.). Millionen Tonnen Elektroschrott - obwohl wieder - verwertbarer Rohstoff- landeten bereits dort auf Müllhalden. In afrikanischen Ländern bringen sich nun viele Menschen dadurch in Gefahr, dass sie diesen Elektromüll bearbeiten, um diesen bzw. dessen Rohstoffe weiterzuverwerten. Computer sind etwa wegen ihrer Kupferteile und Aluminium begehrt. Durch das Schmelzen der Materialen werden aber giftige Gase freigesetzt, die die Gesundheit der Menschen angreifen und die Umwelt massiv schädigen. Gefährliche Schadstoffe wie Quecksilber, Blei und Kadmium verseuchen die Umwelt und das Grundwasser. Ein sicheres und umweltgerechtes Recycling findet in diesen Ländern noch nicht statt.
Wiedereinsatz und Wiederverwertung derartiger „Abfälle" steht in Afrika erst am Anfang. Staatlichen wie nichtstaatlichen Organisationen ist dies ein besonderes Anliegen, da diese Projekte einen sozialen wirtschaftlichen und ökologischen Nutzen für die Länder haben.
Nun hat die EU-Kommission für die EU ein neues Sammelziel für Elektroschrott
vorgeschlagen: Mindestens 65 Prozent der Geräte, die in den vergangenen zwei Jahren auf
den Markt jedes Mitgliedsstaates gebracht wurden. Berechnet werden soll diese Quote anhand
des Gewichts der Geräte. Gelten soll sie ab dem Jahr 2016.
Dieser Vorschlag zählt zu den wesentlichen Neuerungen einer geplanten Novelle der
„Richtlinie über Elektro- und Elektronik-Altgeräte" (WEEE). Bereits Ende 2008 hatte die
EU-Kommission Vorschläge für die neue Elektroschrott-Richtlinie vorgelegt, zusammen mit
einer Überarbeitung der „Richtlinie zur Beschränkung der Verwendung bestimmter
gefährlicher Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten.
Dagegen gibt es heftigen Widerstand der europäischen Industrie - nach
Medienberichten auch von der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).
In Österreich haben die Sammlung von Elektroaltgeräten Sammelstellen in den Gemeinden
übernommen, die Hersteller übernahmen anschließend die Entsorgung.
Aus systematischen Gründen werden wieder ähnliche, aber auch weitere Fragen gestellt, um die aktuellen Zahlen und Informationen zu erhalten.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft nachstehende
Anfrage:
1. Welche EU-Mitgliedsstaaten haben bislang die geltende „EU-Elektroschrott-Richtlinie" nicht bzw. nur teilweise umgesetzt?
2. Wie sehen die endgültigen Sammelergebnisse von Elektroschrott in den EU-Mitgliedsstaaten aus (siehe zit. AB 2625/XXIII.GP)?
3. Wie beurteile das Ressort die Endergebnisse (Bilanz) dieser in der Anfrage 2859/J zitierten Studie?
4. Welche Schlußfolgerungen zeigen die Ergebnisse dieser Studie für Österreich auf?
5. Welche Maßnahmen können aus Sicht der EU-Kommission gegen die in vielen Mitgliedsländern hohen administrativen Kosten bei der Sammlung und beim Recycling
von Elektroaltgeräten unternommen werden?
6. Wie hoch sind aktuell die Kosten für Rücknahme und Entsorgung von Elektroschrott (Altgeräte) in Österreich? Welche Vergleichszahlen gibt es zu anderen EU-Mitgliedsstaaten?
7. Welche Mengen an Elektroschrott fallen in Österreich jährlich an?
8. Wie wird in Österreich der anfallende Elektroschrott (Elektroaltgeräte) umweltgerecht gesammelt und recycelt?
Wie wird in Österreich sichergestellt, daß dieser Elektroschrott - mit seinen zum Teil wertvollen Rohstoffen - ordnungsgemäß entsorgt wird?
9. Wie hoch ist aktuell die Sammelquote von Elektroschrott pro Kopf in der EU, wie hoch ist sie in Österreich?
Wie sehen die Vergleichswerte zwischen den österreichischen Bundesländern aus?
10. Welche Maßnahmen plant das Ressort, um die Elektroschrottsammelquote in Österreich zu erhöhen?
Welche konkreten Maßnahmen sind dazu auf europäischer Ebene geplant?
11. Soll eine neue Sammelquote aus Sicht des Ressorts auf EU-Ebene festgelegt werden? Wenn ja, welche?
Werden diese geplanten Regelungen von Österreich unterstützt?
12. Wer ist in Österreich für die Kontrolle von Exporten von „Elektroaltgeräten" zuständig?
In welchem Umfang finden Kontrollen statt?
13. Ist es grundsätzlich zulässig „Elektroschrott" (d.h. nicht funktionstüchtige Geräte), die auch gefährliche Stoffe beinhalten, aus Österreich in Drittstaaten zu verbringen (Export)? Darf österreichischer „Elektroschrott" in Drittländer exportiert werden (z.B. Afrika)?
14. Wenn ja, welche Auflagen und gesetzliche Regelungen gibt es in der EU zum Export von „Elektroschrott" in Drittländern (z.B. Afrika, Asien)?
15. Wie viel Tonnen „Elektroschrott" aus Österreich landen nach Schätzung des Ressort in Drittstaaten, wie beispielsweise in Afrika oder Asien (Aufschlüsselung auf Staaten, soweit möglich)?
16. Gibt es nach Vermutung des Ressorts illegale Exporte von „Elektroschrott" aus Österreich in Drittstaaten?
17. Tritt das Ressort dafür ein, daß Exporteure von Elektroaltgeräten zukünftig nachweisen müssen, daß die Geräte noch funktionstüchtig sind und es sich nicht um Abfall
(d.h. Elektroschrott) handelt?
18. Werden Wiederverwertungs- und Wiederverwendungsprojekte in Afrika (und anderen Ländern) durch Österreich unterstützt?
19. Welche Position nimmt das Ressort zu diesen Initiativen ein?
Oder soll aus Sicht des Ressorts Elektroschrott vor Ort in Europa recycelt werden?
20. Treten Sie und das Ressort dafür ein, daß EU-Staaten die Hersteller von Elektro-Geräten verpflichten sollen, die kompletten Kosten für die Rücknahme von Altgeräten zu finanzieren?
21. Vertreten auch Sie und das Ressort die Auffassung, daß die Hersteller mit dieser Rücknahmeverpflichtung ihrer Produktverantwortung stärker gerecht werden müssen?
22. Wann wird es entsprechend einem UN-Vorschlag weltweit einheitliche Standards für den Umgang mit Elektroschrott geben?