5/J XXIV. GP
Eingelangt am 28.10.2008
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
des
Abgeordneten Bgm. Gerhard P. Köfer u.
Kollegen und
Kolleginnen
An den Bundesminister für Soziales und Konsumentenschutz
betreffend radioaktiver Verseuchung von aus Indien kommenden Aufzugknöpfen
Vergangene
Woche erfuhr die österreichische Öffentlichkeit davon, dass rund 20
Mitarbeiter
der Firma Mafelec im
Südosten Frankreichs radioaktiv verstrahlt worden sind. Laut
französischer Atomaufsichtsbehörde ASN sind sie einer bis zu dreimal
höheren Strahlung
ausgesetzt gewesen als erlaubt. Weitere
zehn Mitarbeiter des Unternehmens haben angeblich
eine geringe Strahlendosis abbekommen. Die ASN stufte den Vorfall auf
der von 0 bis 7
reichenden internationalen Bewertungsskala
für nukleare Zwischenfälle mit 2 ein, womit das
Ereignis nun offiziell als „Störfall" gilt. Das bedeutet
üblicherweise eine „erhebliche
Kontamination" und „unzulässig hohe Strahlenexposition beim
Personal".
Die Ursache für die Verstrahlung der Mitarbeiter
waren aus Indien importierte Aufzugknöpfe,
die mit dem radioaktiven Stoff Kobalt-60 belastet waren. Wie der Stoff in die
Knöpfe kam, ist
noch
unklar.
Die Verstrahlung mit Kobalt-60 war
laut ASN bereits am 17. September 2008 bei der
Kontrolle eines Pakets am Pariser Flughafen
Charles de Gaulle aufgefallen. Die französischen
Behörden wurden aber angeblich nicht darüber informiert. Bei
der Ankunft in den USA ist
das Paket bei Kontrollen erneut wegen der kontaminierten Knöpfe
aufgefallen. Das
Unternehmen Mafelec hat seine Produktionsstätte in Südostfrankreich
erst am 7. Oktober
2008 geräumt und auf Verstrahlung untersuchen lassen.
Die ASN hat
die Behörden jener Länder informiert, in die ebenfalls verstrahlte
Produkte aus
Indien geliefert
wurden. Um welche Länder es sich handelt, wurde aber nicht bekannt
gegeben.
Der - eigenen Angaben zufolge -
weltweit größte Hersteller von Fahrstühlen, Otis, der die
Aufzugknöpfe vom Zulieferunternehmen
Mafelec bezogen hatte, wechselt nun alleine in
Frankreich die Schalter in 500-600 Aufzügen aus.
Bezug nehmend auf den
eben dargestellten Sachverhalt stellen die unterfertigten
Abgeordneten an den Herrn Bundesminister
für Soziales und Konsumentenschutz folgende
Anfrage:
1. Wann erfuhren Sie bzw. das Ministerium von der Verstrahlung?
2. Welche Maßnahmen setzten Sie, nachdem Sie von der Verstrahlung gehört hatten?
3.
Welche Rolle spielen bzw. spielten europäische Stellen (="die
Brüsseler Behörden")
in dieser Causa bzw.
in welcher Weise sind sie in Informationsweitergabe und
Aufklärung eingebunden?
4.
Welche Stelle
bzw. Stellen ist/sind auf europäischer Ebene für einen solchen Fall
zuständig?
5.
Wie funktionierte in diesem konkreten Fall die zwischenstaatliche
Informationspolitik?
6.
Nahmen Sie in dieser Causa mit Ihren Ressortkollegen der anderen
europäischen
Länder Kontakt
auf? Wenn nein, warum nicht?
7. Wurden verstrahlte Knöpfe auch nach Österreich geliefert?
8. Wie viele Aufzüge der Firma Otis sind in Österreich derzeit in Betrieb?
9.
Kann ausgeschlossen werden, dass ein in Österreich in Betrieb
befindlicher Aufzug
der Firma Otis mit
radioaktiv verseuchtem Material versehen ist? Wenn ja, wer
garantiert das? Wenn ja, wer hat das
festgestellt? Die Firma Otis oder unabhängige
Kontrollore? Wenn unabhängige Kontrollore, welche waren das?
10. Wird es eine internationale Untersuchung geben?
11.
Welche
Garantien bzw. Sicherheiten gibt es für Arbeiter in Österreich, dass
importierte Stahlprodukte, mit denen sie
von Berufs wegen zu tun haben, nicht
radioaktiv verseucht sind?
12.
Welche
Garantien bzw. Sicherheiten haben die Konsumenten in Österreich, dass
importierte stahlhältige Produkte frei
von Radioaktivität sind? Gibt es diesbezügliche
Kontrollen? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, wie viele pro Jahr u. mit
welchem
Ergebnis? Wenn ja, von wem werden diese Kontrollen durchgeführt?