5071/J XXIV. GP
Eingelangt am 16.04.2010
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ANFRAGE
des Abgeordneten Dr. Karlsböck
und weiterer Abgeordneter
an den Bundesminister für Gesundheit
betreffend Informationskampagne zur Notfallverhütung
Die "Pille danach" ist seit Dezember des Vorjahres rezeptfrei in den Apotheken erhältlich. Nun wird seitens des Gesundheitsministeriums eine großangelegte kostenintensive Info-Kampagne auf Plakaten, in Foldern sowie im Internet gestartet.
Die diesbezügliche Pressemeldung lautet wie folgt:
„…Die Fachinformationen werden mit einem Begleitbrief des Gesundheitsministers an alle relevanten Stellen wie etwa Apotheken, Frauenärztinnen und -ärzte, gynäkologische Ambulanzen oder Jugendberatungseinrichtungen übermittelt und sollen bei der Beratung behilflich sein.(…)
Zusätzlich zu den Plakaten und Foldern können die Informationen auch auf folgender Internetseite abgerufen werden: http://www.notfallpille.at...“
Aufgrund vielfältiger medizinischer Gründe standen viele Experten einer Rezeptfreigabe ablehnend gegenüber. Durch den freien Verkauf eines Präparates mit hoher Hormondosis wird natürlich auch das Nebenwirkungsrisiko deutlich unterschätzt. Darüber hinaus sind weitere negative Folgen, wie der ungeschützte Geschlechtsverkehr und daraus resultierende Krankheiten (wie z.B. AIDS), zu befürchten. Dieser Umstand dürfte mittlerweile auch den Akteuren im Ministerium bewusst geworden seien, ansonsten würde man nicht versuchen, mit einer teuren Infokampagne gegenzusteuern.
In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Gesundheit folgende
ANFRAGE
1. Welche Kosten entstanden der Republik Österreich durch die Fachinformationskampagne zur Notfallverhütung?
2. Wer hat Sie im Zusammenhang mit der Rezeptfreigabe beraten?
3. Welche klinischen Studien wurden bei der Hauptanwendergruppe – nämlich Mädchen unter 18 Jahren – durchgeführt?
4. Welche klinischen Studien bzw. medizinische Aufzeichnungen existieren, die eine Einnahme der „Pille danach“ bei bereits schwangeren Frauen bzw. Mädchen thematisieren?
5. Worauf stützen sich, abseits ideologischer Aspekte, die Empfehlung für die Rezeptfreistellung?
6. Wie rechtfertigen Sie den durch die Rezeptfreigabe möglich gewordenen ungeregelten Zugang zu einem hochdosierten Hormonpräparat, der bei wiederholter Anwendung vor allem bei der Hauptanwendergruppe – nämlich Mädchen unter 18 Jahren - schwerwiegende gesundheitliche Folgen mit sich bringen kann?
7. Wie rechtfertigen Sie den Umstand, dass durch die Rezeptfreigabe im Grunde das „medizinische Sicherheitsnetz“ - welches vor einer Einnahme mögliche schwerwiegende Komplikationen abklärt – „über Nacht“ abgeschafft wurde?
8. Wie bewerten Sie den Umstand, dass bei der Hauptanwendergruppe – nämlich Mädchen unter 18 Jahren – der ungeschützten Geschlechtsverkehr häufiger auftreten wird und dadurch sexuell übertragbaren Krankheiten, wie z.B. AIDS, steigen werden?
9. Welche „Parameter“ werden herangezogen um den Erfolg der Fachinformationskampagne zur Notfallverhütung zu evaluieren und somit in Zeiten von knappen Ressortbudgets die sinnvolle Mittelverwendung überprüfen zu können?